Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
er recht mit seinen Bedenken, aber das war ganz und gar nicht das, was Larissa in diesem Moment hören wollte. Zu meiner Überraschung blieb sie erstaunlich gelassen.
    »Du irrst dich«, antwortete sie. »Sie schreiben, dass sie mich zehn Jahre nicht gesehen haben. Also kann der Brief so alt gar nicht sein. Außerdem ist es mir völlig egal. Oder würdest du mir empfehlen, nicht das zu tun, was der Unbekannte von mir verlangt?«
    Ihr Großvater schüttelte den Kopf. »Ich möchte nur, dass du dir über das im Klaren bist, worauf du dich einlässt. Du weißt nicht, wer der Fremde war und ob er sein Wort hält, wenn du ihm tatsächlich das Buch der Wege bringst.«
    »Was ist das eigentlich für ein Buch?«, warf ich ein. »Ich weiß zwar, dass es eines der Vergessenen Bücher ist. Aber was ist so Besonderes daran?«
    »Das kann ich euch leider auch nicht genau sagen.« Der Bücherwurm kratzte sich hinter dem Ohr. »Über einige der Bücher wissen wir eine ganze Menge, über andere dagegen fast gar nichts. Das Buch der Wege gehört zu den Grauen Büchern. Seine Macht ist also beträchtlich. Aber worin diese Macht besteht, darüber existieren nur Vermutungen. Es gibt nur einen, der vielleicht mehr darüber weiß …«
    »Dann rufen wir ihn an!«, rief Larissa.
    »Das geht leider nicht. Ich kann euch nicht mal sagen, wo er sich im Augenblick aufhält.«
    »Und wer ist dieser mysteriöse Alleswisser?«, fragte ich.
    »Unter den Bewahrern ist er unter dem Namen Der Bibliothekar bekannt. Sein Wissen übertrifft das aller anderen Bewahrer um ein Vielfaches. Allerdings taucht er nur selten bei einem von uns auf, um uns daran teilhaben zu lassen.«
    »Und niemand hat eine Ahnung, wo er sich aufhält?«
    Der Alte schüttelte erneut den Kopf. »Vor Jahren habe ich einmal gehört, dass er in Prag leben soll. Ob das stimmt und ob er sich heute noch dort befindet, ist jedoch fraglich. Von ihm können wir also keine Hilfe erwarten.«
    »Wir müssen ja nicht wissen, was in dem Buch der Wege steht, um uns auf die Suche danach zu machen«, sagte Larissa.
    »Das stimmt«, pflichtete ihr der Bücherwurm bei. »Es hätte uns aber dabei helfen können zu erfahren, warum es für den Unbekannten einen solch hohen Wert besitzt, und daraus Rückschlüsse auf seine Person zu ziehen.«
    Ich hatte eine plötzliche Eingebung. »Könnte das einer dieser Schatten gewesen sein, von denen Pluribus gesprochen hat?«, fragte ich den Bücherwurm.
    Der Alte sah Larissas fragenden Blick und wiederholte mit wenigen Worten, was er mir bereits erzählt hatte. »Wie gesagt, niemand weiß, wie sie aussehen und ob es sie überhaupt gibt«, fügte er hinzu.
    »Was wir gesehen haben, war eher ein Wabern als ein Schatten«, sagte ich. »Vielleicht verschaffen uns die Videoaufzeichnungen mehr Klarheit.«
    »Das kann bis morgen warten.« Der Bücherwurm warf einen Blick auf die Uhr. »Wir sollten alle etwas schlafen. Ihr werdet eure Kräfte brauchen, wenn ihr euch tatsächlich auf die Suche nach dem Buch der Wege machen wollt.«
    »Ich glaube nicht, dass ich jetzt schlafen kann.« Larissa hatte den Brief ihrer Eltern wieder sorgfältig zusammengefaltet. »Von mir aus können wir uns die Videos auch sofort angucken.«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Wir sind alle müde. Vielleicht übersehen wir etwas Wichtiges. Zu viel Eile kann auch schädlich sein.«
    Larissa war von seinen Worten nicht überzeugt, das merkte ich. Aber sie fügte sich. Ich war zwar auch aufgekratzt, aber zugleich hundemüde und hatte nichts gegen eine Runde Schlaf einzuwenden. Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Nacht und zogen uns in unsere Zimmer zurück.
     
    Mitten in der Nacht pochte es an meiner Tür. Zumindest glaubte ich das, bis ich mühsam meine Augen aufgeschlagen hatte. Draußen war es bereits hell. Erneut klopfte jemand. Dann hörte ich Larissas Stimme.
    »Aufstehen, Arthur!«
    Ich warf einen Blick auf den Wecker. Sieben Uhr! Stöhnend wälzte ich mich aus den Federn. »Ich bin gleich unten«, rief ich schlaftrunken. Ich zog frische Unterwäsche aus dem Schrank, packte meine Jeans und ein T-Shirt und marschierte ins Bad.
    Wenige Minuten später traf ich Larissa und den Bücherwurm in der Küche. Wie konnten sie so früh bereits so aktiv sein? Ich kam vor neun Uhr morgens nie richtig auf Touren, was während der Schulzeit besonders unvorteilhaft war, wenn wir in der ersten Stunde ein wichtiges Fach hatten. Der Alte stand am Herd und schlug ein paar Eier in die Pfanne. Nach einem

Weitere Kostenlose Bücher