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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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folgen, aber nicht zu wissen, wo ich gerade bin.«
    »Du bist ein alter Nörgler«, sagte Larissa, allerdings ohne den üblichen Ernst in der Stimme. »Warte erst mal ab, bis ich noch ein paar Apps heruntergeladen habe.« Als sie unsere fragenden Blicke bemerkte, ergänzte sie: »Apps sind kleine Anwendungen, mit denen Android erst so richtig nützlich wird. Die kann man aus dem Internet herunterladen.«
    »Aha«, echoten der Bücherwurm und ich unisono, aber Larissa war mit ihrer Beute schon auf dem Weg in ihr Zimmer. Die nächsten zwei Stunden verbrachte sie damit, das Handy mit Programmen aufzuladen. Ich durchstöberte die Hausbibliothek des Bücherwurms nach Literatur über Córdoba, lud mir ein paar Dutzend Seiten aus dem Internet herunter und besorgte mir in der Stadt einen Reiseführer über Andalusien sowie meinen Sonnenblocker. Larissa hatte abgewinkt, als ich anbot, ihr ebenfalls einen mitzubringen. Na schön, sollte sie sich doch die Haut verbrennen! Dabei müsste sie mit ihrem ständigen Wissenschaftsgetue doch eigentlich wissen, wie gefährlich ein Sonnenbrand sein konnte – ganz zu schweigen von dem unangenehmen Brennen und Jucken.
    Schließlich standen wir zur Abreise bereit. Die Koffer waren gepackt, das Handy mit Energie und Apps geladen, die Flugtickets und Fahrpläne ausgedruckt. Der Bücherwurm war noch einmal kurz verschwunden und mit drei großen Eisbechern zurückgekehrt.
    »Was ist mit deinen Eltern, Arthur?«, fragte er, während wir genüsslich löffelten. »Sollten wir sie nicht über deine Reise informieren?«
    Die Frage stellte er nur der Form halber. Er wusste ebenso wie ich, dass meine Eltern die Ferien genutzt hatten, um sich einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: eine Trecking-Tour durch Nepal. Sie glaubten mich beim Bücherwurm in besten Händen und ahnten nichts von dem, was wir im vorigen Sommer erlebt hatten. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie nicht um Erlaubnis fragen können. Wo sie sich aufhielten, gab es weder Internet noch Mobiltelefonempfang.
    »Nicht nötig«, nuschelte ich und erteilte ihm damit die gewünschte Absolution. Er hatte zumindest gefragt! Eine andere Sache ging mir viel mehr im Kopf herum als die Genehmigung meiner Eltern zu unserer Reise.
    »Bist du schon mal geflogen?«, fragte ich Larissa und bemühte mich, meiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist meine Premiere. Und du?«
    »Als kleines Kind haben mich meine Eltern mal nach Irland mitgenommen. Erinnern kann ich mich an nichts, damals war ich gerade mal zwei Jahre alt.«
    Sie musste meinem Gesichtsausdruck wohl anmerken, dass ich nicht besonders begeistert davon war, in ein Flugzeug zu steigen.
    »Ich habe mir alle Informationen über unsere Fluglinie und den Flugzeugtyp zusammensuchen lassen.« Larissa zog einen Ausdruck aus der Tasche. Sie hatte vor einigen Monaten eine kleine Software geschrieben, die ihr zu einem Thema alle wichtigen Beiträge aus dem Internet automatisch zusammenstellte und ihr damit das mühsame Suchen in Google und anderen Suchmaschinen ersparte.
    »Die Fluggesellschaft gibt es seit zwölf Jahren. Abstürze bislang: keine. Die Maschinen sind sämtlich 737er Boeings, die meisten davon relativ neu. Die Piloten sind fast ausschließlich ehemalige Luftwaffenpiloten.«
    Sie ließ das Blatt sinken und blickte mich an. »Beruhigt dich das ein wenig?«
    Tat es nicht. »Jede Woche gewinnt auch jemand den Hauptgewinn im Lotto, obwohl die Chancen extrem gering sind. Da helfen alle Statistiken nichts. Wenn die Maschine abstürzt, sind wir alle dran.«
    »Du hast keine Angst vor dem Absturz«, widersprach mir Larissa. »Du hast Angst, die Kontrolle zu verlieren?«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Im Flugzeug bist du den Piloten ausgeliefert. Du kannst das, was geschieht, nicht beeinflussen, sondern bist auf Gedeih und Verderb von ihnen abhängig. Hättest du auch Flugangst, wenn du selbst eine Maschine fliegen könntest?«
    Ich überlegte einen Moment. »Vielleicht nicht«, räumte ich ein.
    »Du hättest statt Rollenspielen lieber einen Flugsimulator auf deinen Rechner packen sollen«, grinste sie.
    Ich zuckte resigniert mit den Schultern. »Es ist, wie es ist. Wahrscheinlich wird’s gar nicht so schlimm.«
    Wir wurden vom Bücherwurm unterbrochen, der unserem Wortwechsel amüsiert gelauscht hatte. »Wir müssen los, wenn wir rechtzeitig am Flughafen sein wollen.«
    Wir verstauten unsere Rollkoffer im Kofferraum seiner Rostlaube.

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