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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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unterbrach der Maure seine Erzählung und schwieg einen Moment, wobei ein wehmütiges Lächeln seine Lippen umspielte.
    Als er merkte, dass wir ihn anstarrten, gab er sich einen Ruck. »Allerdings waren ihm seine Verfolger auch nach all den Jahren noch auf der Spur. In keinem der vielen BerberKönigreiche Nordafrikas war er wirklich sicher. Immer wieder musste er bei Nacht und Nebel fliehen, bis er schließlich die nordafrikanische Hafenstadt Ceuta erreichte. Von dort schickte er den treuen Badr nach Spanien, das damals bereits von den Arabern besetzt war und zum Reich der Abbasiden gehörte. Er sollte ausloten, wer noch treu zu den Umayyaden hielt und Abd ar-Rahman unterstützen würde.
    Über ein Jahr lang wartete er auf die Rückkehr Badrs. Der Stamm, bei dem er Unterschlupf gefunden hatte, wurde ungeduldig, denn man fürchtete die Verfolgung durch den Kalifen. Abd ar-Rahman wurde krank und verlor ein Auge, aber er gab die Hoffnung nie auf. Von Ceuta aus konnte er die spanische Küste sehen, die nur wenige Schiffsstunden entfernt war. Dort wollte er sich das neu aufbauen, was ihm die Abbasiden genommen hatten.
    Nach dreizehn Monaten schließlich tauchte ein Segel am Horizont auf. Als das Boot näher kam, erkannte er Badr an Deck. Der Diener wartete nicht, bis das Schiff angelegt hatte, sondern sprang ins Wasser, um schneller zu seinem Herrn zu gelangen.«
    Der Maure erzählte die Geschichte so lebendig, als habe er sie selbst erlebt. Seine Augen nahmen einen leicht verklärten Blick an. »Badrs Mission war erfolgreich gewesen. Er hatte Verbündete gefunden, die Abd ar-Rahman unterstützen wollten. Der Umayyaden-Prinz ging an Bord, und sofort legte das Boot wieder ab. Am Abend des 14. August 755 betrat Abd ar-Rahman in Almuñécar zum ersten Mal den Boden Andalusiens.
    Er ließ sich in der Festung Torrox bei Syrern nieder, die ihm wohlgesinnt waren. Die Herrschenden in al-Andalus wussten nicht, was sie von dem Neuankömmling halten sollten. Der Statthalter Córdobas, Yusuf, war sogar so besorgt, dass er den unbekannten Prinzen in seine Stadt einlud und ihm große Ländereien und die Hand einer seiner Töchter anbot.
    Aber Abd ar-Rahman wollte keine Almosen. Er wollte Córdoba ganz. Im März 756 brach er mit einer Armee aus Syrern, Jemeniten und Berbern in Richtung Córdoba auf. Viele Soldaten Yusufs liefen zu ihm über. Beim Einmarsch in Sevilla wurde er von der Bevölkerung wie ein Herrscher empfangen.
    Der Statthalter wusste jetzt, woran er war. Vor den Mauern Córdobas trafen die beiden Heere aufeinander. Yusuf erlitt eine vernichtende Niederlage. Am 15. Mai 756 ritt Abd ar-Rahman als Emir, als Herrscher von al-Andalus, in die Stadt ein.«
    Der Maure lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück und legte den Kopf nach hinten. Sein Gesicht nahm erneut einen verklärten Ausdruck an, so als habe er das Ereignis, das er uns soeben beschrieben hatte, in allen Einzelheiten vor Augen. Auch ich konnte mir gut vorstellen, wie von den Mauern, an denen wir entlanggelaufen waren, die Männer Yusufs auf das Heer des Umayyaden-Prinzen herabgeblickt hatten. Vielleicht voller Angst, vielleicht noch voller Siegeszuversicht. Und ich sah den siegreichen Heerführer, den treuen Badr an seiner Seite, durch eines der Tore reiten, die wir selbst bereits durchschritten hatten. In meiner Fantasie hatte Badr die Züge des Mauren.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis unser Begleiter in die Gegenwart zurückkehrte. »Abd ar-Rahman war es, der den Grundstein legen ließ für die Mezquita, die Große Moschee, die von seinen Nachfolgern ständig weiter ausgebaut wurde. Und er war es, der in seinem Alcázar die größte Bibliothek der damaligen Welt begründete.«
    »Mit den Vergessenen Büchern«, sagte ich.
    »Mit den Vergessenen Büchern«, nickte der Maure. »Abd ar-Rahman und seine Nachfolger ließen aus aller Welt Manuskripte und Schriftrollen nach Córdoba schaffen. Jede Karawane, jeder Händler erhielt den Auftrag, nach bestimmten Werken Ausschau zu halten. Besonders der Kalif al-Hakam der Zweite steckte einen großen Teil seines Vermögens in die Bibliothek. Er sandte Boten in alle Teile der bekannten Welt, die wertvolle Erstausgaben für viel Geld erwarben und nach Córdoba schickten. Tag und Nacht arbeiteten Kopisten an Abschriften der Manuskripte, katalogisierten Bibliothekare die neu angekommenen Stücke und forschten Philosophen, Theologen und Wissenschaftler aller Religionen in den Werken. Lediglich die Vergessenen Bücher waren

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