Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
dem Viertel zu besichtigen, in dem wir heute Morgen Isabel und ihre Freunde getroffen hatten. Dort hatten diejenigen gelebt, durch deren Arbeit die Reichtümer erst über den gewaltigen Ozean hierher geschafft werden konnten.
    Unser Zug war bereits eingetroffen. Wir suchten uns unsere Plätze und wenige Minuten später rollte er aus dem Bahnhof.
    Den größten Teil der Rückfahrt muss ich geschlafen haben. Ich erwachte nur ab und an, und die Szenen, die ich durch das Fenster sah, vermischten sich in meinem Kopf zu einem einzigen riesigen Panorama.
    Große Herden von braunen und weißen Schafen weideten neben endlosen Olivenhainen. Eine palmengesäumte Allee zog sich parallel zur Bahn hin, auf der eine Parade festlich geschmückter Pferde und Kutschen stattfand. Ein Esel stand vor einem kleinen Haus. Staubfahnen stiegen hinter Lastwagen auf, die über unbefestigte Wege durch verbranntes Land fuhren, und wurden vom Wind über vertrocknete Äcker geweht. Ein grüner Hügel mit weißen Häusern wuchs aus der Dürre der Umgebung hervor. Riesige Silos wechselten sich ab mit kakteenbewachsenen Steppen, hübsch gekachelte Bahnhöfe mit grüngelb leuchtenden Hügelketten am Horizont.
    Ein Stoß in die Rippen holte mich in die Wirklichkeit zurück. »Sevilla«, sagte Larissa. »Wir müssen umsteigen.« Sie blickte mich vorwurfsvoll an, so als wolle sie sagen: Wie kannst du nur schon wieder schlafen? Aber das war mir in diesem Moment gleichgültig. Ich hielt die Bilder in meinem Kopf noch einen Augenblick fest, damit ich mich später auch auf jeden Fall daran erinnerte.
    Dann konzentrierte ich mich wieder auf die Gegenwart.

 
    Es war früher Nachmittag, als wir Córdoba erreichten. Torres wollte zunächst sein Auto holen, das ja wahrscheinlich immer noch vor der Lagerhalle stand, in der die Karasamoffs uns gestern Nacht eingesperrt hatten. Larissa und ich entschieden uns, erst mal zum Hotel zurückzukehren und uns ein wenig auszuruhen. Wir verabredeten uns mit dem Detektiv für den Abend in den 5 Arcos , die nur ein paar Minuten vom Hotel entfernt lagen.
    Nach ein paar Stunden Schlaf und in frischen Klamotten fühlte ich mich gleich wie ein anderer Mensch. Auch Larissa sah deutlich besser aus. Als wir das Restaurant betraten, war Torres bereits da. Er saß, wie bei unserem ersten Besuch, im Innenhof. Wir waren um diese Zeit die einzigen Gäste, denn die Spanier essen erst ab etwa neun Uhr zu Abend.
    »Ich habe neue Informationen v-vom Hafenmeister«, berichtete Torres. »Dieser P-pluribus hat die Kisten vor einer Stunde z-zur Verschiffung nach Rijeka eingeliefert.«
    »Wusste ich es doch!«, rief ich und sah Larissa triumphierend an. Ihre Reaktion war nur ein müdes Schulterzucken.
    Der Detektiv machte ein ernstes Gesicht. »Wir haben ein P-problem. Ich muss der P-polizei melden, wo sich der Wagen mit dem D-diebesgut befindet. Dafür werde ich bezahlt.«
    »Das können Sie nicht tun!«, rief ich entsetzt. »Dann werden wir nie mehr an das Buch aus dem Viana-Palast herankommen!«
    »Aber ich k-kann nicht zulassen, d-dass sie die gesamte Beute außer Landes schaffen. D-das sind Kulturgüter von unschätzbarem W-wert.«
    Er blickte ein unglücklich drein. Man sah ihm an, wie gerne er uns helfen würde und wie sehr es ihn schmerzte, dass es mit seiner Pflicht nicht vereinbar war.
    »Ich glaube, ich weiß eine Lösung«, sagte ich. »Was halten Sie davon, die Polizei erst dann zu informieren, wenn der Frachter den Hafen verlassen hat? Sie können die Beute doch von ihren Kollegen bei der Landung in Rijeka abfangen lassen. Das gibt uns genügend Zeit, während der Überfahrt nach dem Buch zu forschen.«
    Er blickte uns nachdenklich an. »Ihr habt mir nicht w-wirklich viel darüber erzählt, w-was euch eigentlich hertreibt. Ich habe d-das Gefühl, ihr traut mir nicht.« Er klang ein wenig beleidigt.
    Ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Torres hatte uns von Anfang an beigestanden. Ohne ihn wären wir Pluribus und seinen Helfershelfern nicht entkommen. Da war Offenheit das Mindeste, was wir ihm schuldeten.
    Also begann ich, ihm die Geschichte der Vergessenen Bücher und unseres Auftrags zu erzählen. Ich fasste mich so kurz wie möglich und bemühte mich, trotzdem nichts Wichtiges wegzulassen. Larissa hielt mich nicht zurück, also war sie wohl einverstanden. Nachdem ich geendet hatte, schwieg Torres eine ganze Weile. Ich wartete gespannt auf seine Reaktion.
    »Das k-klingt so unglaublich, dass es fast schon w-wieder wahr sein

Weitere Kostenlose Bücher