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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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nachfragen.«
    »Gibt es wirklich keinen schnelleren Weg nach Dubrovnik?« Larissa war der Frust über die Warterei deutlich anzumerken. »Von Rijeka aus müssen wir ja auch noch mal durchs ganze Land fahren!«
    »Ich bin mir fast sicher, dass die Bücher nach Kroatien verschifft werden«, sagte ich. »So können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wer weiß, vielleicht finden wir doch noch einen Hinweis in dem Buch aus dem Viana-Palast.«
    »Pah!« Meine Argumente prallten an Larissa ab. Für sie zählte nur noch, möglichst schnell nach Dubrovnik zu kommen. Ich gab es vorerst auf, sie davon zu überzeugen, dass die Bücher aus Córdoba vielleicht doch wichtig sein könnten.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte ich Torres.
    »Ich schlage vor, wir fahren z-zurück nach Córdoba, bevor es Mittag ist und die Ganoven wieder freikommen.«
    Der Bahnhof lag nur wenige Meter von der Hafeneinfahrt entfernt. Der nächste Zug nach Sevilla ging erst in einer knappen Stunde. Wir kauften Fahrkarten und sahen uns um. Im Gegensatz zu den Bahnhöfen von Sevilla und Córdoba hatte Cádiz in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten. In der riesigen Bahnhofshalle gab es lediglich einen Kiosk, der Getränke und ein paar Snacks verkaufte.
    »W-was haltet ihr von einem kleinen Spaziergang?«, fragte Torres.
    Mich hatte die Müdigkeit wieder eingeholt und ich hätte mich am liebsten auf eine der Bänke sacken lassen und geschlafen. Auch Larissa sah nicht begeistert aus.
    »Es ist nicht weit und eure V-verfolger sind noch sicher w-weggesperrt«, insistierte er, als er unser Zögern bemerkte. »W-wenn ihr schon einmal in Cádiz seid, solltet ihr auch etwas m-mehr von der Stadt sehen.«
    Ich seufzte. Warum nicht? Es war ja nur für eine kurze Zeit. Wir folgten Torres aus dem Bahnhof und zurück zur Plaza Sevilla , dem Platz vor der Hafeneinfahrt.
    »Wer ist das eigentlich da oben auf dem Denkmal?«, fragte ich, um ein wenig Interesse zu zeigen.
    »D-das ist Segismundo Moret y Prendergast«, erwiderte Torres. »Er wurde in Cádiz g-geboren und war spanischer M-ministerpräsident. Weil die Statue in den letzten Jahren so oft den Standort gewechselt hat, g-gibt es hier in Cádiz den Spruch Du ziehst ja öfter um als Moret. «
    Hinter der Plaza Sevilla bogen wir links ein und stiegen den Hügel empor. Die Altstadt von Cádiz war an dieser Stelle recht schmal, und so erreichten wir in weniger als zehn Minuten das offene Meer. Wir überquerten eine mehrspurige Straße und gelangten auf eine breite Promenade, die sich an dem steinigen Ufer entlangzog. Und auf einmal verstand ich, warum Torres uns das noch unbedingt zeigen wollte.
    Vor uns breitete sich in allen Schattierungen von Blau bis Grün der Atlantik aus und verschmolz am Horizont mit dem strahlend blauen Himmel. Es regte sich kaum eine Brise, und das Meer plätscherte nur in kleinen Wellen an die aufgetürmten Steinquader vor der Mauer, auf deren Spitze wir standen. Die Sonne brannte auf die hellen Steine der Promenade und ließ sie leuchten. Das Zusammenspiel von Sonne, Luft, Farben und Wellengeräuschen strahlte eine ungemeine Ruhe aus, die ich bereits nach wenigen Minuten in meinem Inneren spüren konnte.
    Wortlos standen Larissa und ich an der kleinen Mauer, welche die Promenade begrenzte, und saugten den Frieden und die unendliche Weite in uns auf.
    »Von hier aus b-brachen im 16. Jahrhundert die Schiffe auf ihre lange Reise nach Amerika auf«, unterbrach Torres die Stille. »Damals trafen sich K-kaufleute aus allen europäischen Ländern in Cádiz, denn dies war das Zentrum, in dem alle Reichtümer des K-königreichs zusammenkamen.«
    In meiner Fantasie sah ich hölzerne Karavellen mit voll gesetzten Segeln auf dem ruhigen Wasser davongleiten, einer ungewissen Zukunft entgegen. Ich stellte mir vor, wie die Matrosen einen letzten Blick auf die Stadt zurückwarfen. Vielleicht stand genau an der Stelle, an der ich mich befand, die Frau eines Seefahrers und winkte ihm mit Tränen in den Augen hinterher.
    Es war die pragmatische Larissa, die die Ruhe unterbrach. »Wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen. Unser Zug geht gleich.«
    Schweigend wanderten wir den Hügel hinab. Mit einem Mal sah ich Cádiz mit anderen Augen. Welche Abenteuer, welche Dramen mochten sich in diesen Straßen abgespielt haben, die jetzt so friedlich in der Sonne ruhten? Die stattlichen Häuser zeugten von dem Wohlstand, den der Handel der Stadt gebracht hatte, wenn auch nicht für alle. Die Kehrseite war in

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