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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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zwei Meter lang war. Von dort ging es weiter zur riesigen Antriebswelle, an der wir auf einer Arbeitsplattform entlanggehen konnten.
    Wir erfuhren, dass die Maschine über 30.000 PS hatte und am Tag über hundert Tonnen Schweröl verschlang, um ihre Reisegeschwindigkeit von zwanzig Knoten, das sind fast vierzig Stundenkilometer, zu erreichen. Nachdem mir bereits der Kopf vor lauter Zahlen und Fakten schwirrte, zeigte Martin Gnade und entließ uns.
    Als wir wieder vor der Tür standen, wandten wir uns nicht der Treppe zu, sondern gingen in die andere Richtung. Dort führte eine weitere Tür in den Laderaum. Sie war zum Glück nicht verriegelt. Warum auch? Hier an Bord konnte ja niemand etwas klauen.
    Im Frachtraum war es zappenduster. Wir knipsten unsere Taschenlampen an und suchten uns vorsichtig einen Weg hindurch zwischen den kleineren Behältern, die hier gestapelt waren. Offenbar hatte man die Kisten mit dem Diebesgut ebenfalls in einem Container untergebracht, denn wir konnten in allen vier hintereinanderliegenden Räumen keine Spur von ihnen entdecken.
    »Und nun?«, fragte Larissa, nachdem wir wieder zu unserem Ausgangspunkt zurückgekehrt waren.
    Ich war ratlos. An den Containern waren keinerlei Schilder oder Etiketten angebracht, an denen man den Inhaber oder den Inhalt hätte ablesen können.
    »Lass uns noch einmal anfangen«, sagte ich.
    Larissa seufzte, widersprach aber nicht. Langsam gingen wir zwischen den Metallkästen durch. Ich hoffte auf eine Eingebung. Und darauf, dass unser Ziel nicht in der zweiten oder dritten Reihe gestapelt war, denn dort würden wir kaum hinkommen.
    Larissa blieb bei einem blauen Container stehen. »Lass uns hier mal reingucken.«
    Er war zum Glück nicht verschlossen. Wir zogen die vier Schließhebel herunter und öffneten die Türen. Larissa leuchtete hinein. Fehlanzeige: Der Container war randvoll gefüllt mit zugenagelten Holzkisten.
    Auch zwei weitere Versuche brachten kein besseres Ergebnis. Schließlich versuchte ich es mal und tippte auf gut Glück auf einen gelben Container. Der war allerdings mit einem dicken Vorhängeschloss verriegelt. Larissa klemmte die Taschenlampe zwischen ihre Zähne und holte ihr Dietrichset hervor. Innerhalb einer Minute hatte sie das Schloss geöffnet.
    Wir klappten die Türen zurück.
    Volltreffer!
    In dem Container befanden sich, fein säuberlich aufgestapelt, die Metallkisten, die wir zuletzt im Lieferwagen der Karasamoffs gesehen hatten.
    Ich hörte ein Geräusch und blickte nervös zur Tür. Aber es war falscher Alarm. Hastig und ohne nachzudenken, deutete ich auf eine Kiste in der zweiten Reihe. Wir wuchteten sie herunter und Larissa beschäftigte sich kurz mit dem Schloss. Dann klappte sie den Deckel zurück.
    Die Kiste war vollgestopft mit Büchern, alten Schinken wie im Viana-Palast. Der Bücherwurm hätte wahrscheinlich leuchtende Augen bekommen bei diesem Anblick. Ich hingegen hatte plötzlich ein ungutes Gefühl und wollte nur noch raus hier.
    Eilig durchwühlten wir den Inhalt, bemüht, nichts zu beschädigen. Die meisten Bücher waren in grünes oder braunes Leder gebunden. Nur ein Band trug einen roten Ledereinband mit goldenen Lettern darauf, wie der im Viana-Palast. Ich stopfte ihn in meine Umhängetasche.
    »Nichts wie weg«, sagte ich, aber Larissa schien mich nicht zu hören. Wie damals in der Synagoge hatten ihre Augen einen leeren Ausdruck angenommen. Sie packte sorgsam ein Buch nach dem anderen beiseite und griff schließlich nach einem schmalen Band mit schwarzem Einband.
    Ich schob sie sanft zur Seite und klappte den Deckel der Kiste zu. Als ich mich wieder zu ihr umdrehte, war ihr Blick klar und sie starrte erstaunt auf das Buch in ihrer Hand.
    »Das hast du dir gerade rausgesucht«, flüsterte ich. »So wie den Zettel in der Synagoge.«
    Larissa schüttelte den Kopf, um ihre Benommenheit zu vertreiben. Sie steckte das Buch wortlos ein und half mir, die Kiste an ihren ursprünglichen Platz zurückzustellen. Anschließend drehte sie das Vorhängeschloss vor der Tür so hin, dass es wie verschlossen aussah, sich allerdings mit einer Handbewegung öffnen ließ. Dann machten wir uns auf den Rückweg.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen, als wir wieder im erleuchteten Flur standen. Wir steuerten zielstrebig auf die Treppe zu, als sich die Tür zum Maschinenkontrollraum öffnete und Karasamoff heraustrat. Er war ebenso überrascht, uns hier anzutreffen, wie wir ihn.
    Ich versuchte, mich an ihm vorbeizudrücken, aber er

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