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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Besuchsrecht für beide Elternteile; nach Ernennung eines europäischen Vermittlers; nach Ernennung eines neuen französischen Vermittlers, da dessen Posten zu dieser Zeit unbesetzt war; nach offizieller Anerkennung durch die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen und schließlich nach einem offiziellen, dauerhaften Vertrag zwischen Frankreich und Algerien.
    Die algerische Regierung, die im Begriff war, sich vor der Weltöffentlichkeit eine weitere Blessur einzuhandeln, tat ihr möglichstes, um den Protestmarsch zu verhindern. Aber Annie hatte aus der Erfahrung gelernt, und die Mütter lehnten eine Einladung zu Gesprächen nach Algier ab. Der französische Präsident Mitterrand, der ihre Sache inzwischen unterstützte, wünschte ihnen schriftlich viel Erfolg und versprach, er werde »in dieser Angelegenheit persönlich mit Präsident Chadli sprechen«.
    Am 10. Februar 1987 verließen die Mütter unter dem Surren der Fernsehkameras Paris. Sechs Tage später machten sie in Straßburg Zwischenstation, wo die Algerier ein unverhofftes Wiedersehen veranstalteten. Sie hatten meh-299
    rere Kinder zu einem zweitägigen Besuch eingeflogen. Als die Mütter ihre Kinder auf dem Flughafen wiedersahen, erlebten sie freilich eine unliebsame Überraschung: Die Väter waren ebenfalls mitgekommen, außerdem weitere Männer, in denen die erzürnten Mütter Leibwächter erkannten.
    Die Begegnung zwischen Müttern und Kindern war ein bewegender Anblick. Manche hatten sich seit Jahren nicht gesehen und erkannten sich nicht einmal wieder. Die Begrüßung war nicht einfach, da Mütter und Kinder nicht mehr dieselbe Sprache benutzten. Die Mütter versuchten verzweifelt, den Kindern ihre Liebe mit Küssen und Umarmungen zu zeigen, mußten sich aber selbst Einhalt gebieten, weil sie die Kinder erschreckten.
    Der algerische Vermittler hatte gehofft, die Eltern würden sich versöhnen oder doch ihre Meinungsverschiedenheiten beilegen, wenn sie Gelegenheit hätten, gemeinsam die Nacht zu verbringen. Genau das aber war für die meisten Frauen unmöglich, die seit Jahren in Trennung oder Scheidung lebten. Die Väter wiederum wollten den Kindern nicht erlauben, bei den Müttern allein über Nacht zu bleiben.
    »Wir hatten das Gefühl, hintergangen worden zu sein«, sagte Jocelyne Bany.
    Und Helene Montetagaud, deren Tochter nicht im Flugzeug gewesen war, erklärte: »Das Problem besteht darin, daß die Väter glauben, die Kinder werden nicht mehr nach Algerien zurückkehren, wenn sie erst einmal in Frankreich sind. Die Mütter fürchten ihrerseits, daß die Kinder nicht mehr wiederkommen, wenn sie sie einmal loslassen. Es ist ein Teufelskreis.«
    Diese Worte sollten sich als prophetisch erweisen.
    Ehe die Gruppe Straßburg verließ, wo die Mütter eine weitere schmerzvolle Trennung von ihren Kindern erleben mußten, verkündete Annie, die Mütter und Väter hätten private Absprachen für grenzüberschreitende Besuche getrof-300
    fen. Obwohl diese Vereinbarungen nicht gerichtlich einklagbar waren, versprach die algerische Regierung, sich dennoch an sie zu halten.
    Annie betonte jedoch, der Protest habe sein Ziel noch nicht erreicht: »Die Mütter von Algier kämpfen nicht nur für sich selbst, sondern für alle in ähnlicher Lage. Unser Ziel ist eine vertragliche Regelung, die den Kindern reelle und dauerhafte Beziehungen zu beiden Eltern ermöglicht.« Die Gruppe marschierte weiter in Richtung Schweiz.
    Bei der Ankunft der Mütter in Genf hatte die Kampagne in der Presse solche Ausmaße erreicht, daß der Widerstand der Gegner ins Wanken geriet. Leonid Emenov, der Präsident der Menschenrechtskommission, fand in seiner Begrüßungsrede herzliche Worte und erklärte: »Die Leiden der Mütter sind die Leiden der Menschheit, denn Mütter sind die Quelle des Lebens und des Friedens . . . Wir glauben, daß die internationale Gemeinschaft eine Lösung für viele Probleme finden wird, Ihres eingeschlossen.«
    Der algerische Botschafter bei den Vereinten Nationen wurde noch konkreter: »Wir stehen vor einem traurigen Problem und sind uns dessen durchaus bewußt. Wir in Algerien glauben, daß beide Seiten betroffen sind.
    Erlauben Sie uns daher zu sagen, daß auch Väter genau wie Sie ein Herz haben. Doch niemand will Ihre Lage noch schwerer machen. Ich bin überzeugt, daß das Problem zu lösen ist.«
    Die Mütter von Algier konnten in den meisten Punkten Erfolge verbuchen: offizielle Anerkennung durch die Vereinten Nationen, eine weitere

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