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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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versteckten sich in verschiedenen Strandhäusern algerischer Freunde. Bald erfuhren sie, daß ihr Vater Haftbefehle gegen sie erwirkt hatte: Der siebzehn-296
    jährige Farid wurde als jugendlicher Ausreißer gesucht, während Amar, der inzwischen auch nach algerischem Recht volljährig war, unter der schwerwiegenderen Anklage stand, einen Minderjährigen zu einer Straftat angestiftet zu haben. Als bei einem ihrer Verstecke plötzlich die Polizei vor der Tür stand, mußten die Brüder sich im Badezimmer verbergen, während ihre Freunde leugneten, sie gesehen zu haben.
    »Wenn sie hier gefunden werden, gibt das Ärger, sogar erheblichen Ärger«, drohten die Polizisten.
    Die Brüder, die seit vielen Jahren engste Verbündete waren, mußten eine schwere Entscheidung treffen: Um ihre Freunde zu schützen, würden sie sich trennen. Amar wollte der Verhaftung entgehen, indem er nach Frankreich flog. Ein Angestellter der französischen Botschaft und Linda Weil-Curiel, die sich gerade in Algier aufhielt, sollten ihm dabei behilflich sein. Farid fuhr mit dem Bus nach Ghardai'a zurück, wo ihn Brahim zum Verhör auf die nächste Polizeiwache schleppte. Auf die Frage, wo er gewesen sei, sagte Farid: »Ich war dort, wo ich gern sein wollte.«
    Amar wurde das Gefühl nicht los, seinen Bruder betrogen zu haben, der dazu neigte, seine Gefühle und seinen Schmerz zu unterdrücken. Tatsächlich aber wurde Farids Leben nach seiner Rückkehr nach Ghardai'a leichter.
    Möglicherweise hatte sich Brahim, der sah, daß die Zeit gegen ihn arbeitete, damit abgefunden, daß er seinen jüngeren Sohn nicht mehr am Gängelband führen konnte. Er erlaubte Farid zu besuchen, wen er wollte, und zu tun, was ihm gefiel. So lebte Farid mit Brahim in einem verspäteten Waffenstillstand und zählte die 18 Monate, bis er endlich das Alter der Freiheit erreichen würde.
    Eines Tages teilte Farids Stiefmutter Brahim mit, sie wolle ihre Eltern besuchen und über Nacht bei ihnen bleiben. Brahim gestattete ihr nicht, ihre beiden kleinen Kinder mitzu-297
    nehmen. Tags darauf verstieß er seine Frau. Er ließ sich von ihr scheiden und behielt die Kinder, die ihre Mutter nie wiedersahen.
    Farid versuchte, für seine Stiefmutter einzutreten. Er wußte, wie schmerzhaft es war, der Mutter entrissen zu werden, und konnte die Vorstellung nicht ertragen, daß sich seine und Amars Leidensgeschichte an den kleinen Geschwistern nun wiederholen sollte. Doch obwohl er sich für die Stiefmutter einsetzte, sah sie ihre Kinder nie wieder.
    Im Jahre 1986 gab es keine grenzüberschreitenden »Winterbesuche«. Scheich Abbas hatte den Müttern geraten, die Besuche nicht mehr »Weihnachtsbesuche« zu nennen, um die Gefühle der Moslems nicht zu verletzen. Die algerischen Väter weigerten sich, ihre Kinder reisen zu lassen, und diesmal wurde die ungeschriebene Vereinbarung nicht eingehalten.
    Die Mütter von Algier überkam ohnmächtiger Zorn. Sie hatten alles getan, was von ihnen verlangt worden war, und dennoch hielt man ihre Kinder fern von ihnen. Die Patinnen schmiedeten einen neuen Plan: einen dreiwöchigen Protestmarsch von Paris nach Genf. Der harte Kern der Gruppe wollte die 600 Kilometer lange Strecke mitten im scheußlichen Winterwetter dieses Jahres bewältigen.
    »Ich bin bei diesem Marsch aus Zorn dabei«, sagte eine Mutter.
    »Wir hatten lange Zeit so gut wie keine Hoffnung«, fügte Margaret Hughes hinzu, eine Engländerin, die sich dem engeren Kreis angeschlossen hatte, »aber jetzt engagieren wir uns, weil wir glauben, daß wir etwas bewegen können. Wir marschieren, um zu verhandeln.«
    Auf einer Pressekonferenz in Paris erklärte Anne-Marie Lizin: »Dieser Protestmarsch entspringt der Verzweiflung, aber wir marschieren auch, damit andere Länder nicht zu 298
    Komplizen einer Politik werden, die Kindern Gewalt antut. Kinder sollen ihre Väter und Mütter über Grenzen hinweg besuchen können.«
    Ein von den Patinnen herausgegebenes Kommunique mündete in einen flammenden Aufruf: »Zu einer Zeit, da Väter und Mütter ein Tauziehen auf dem Rücken der Kinder veranstalten, möchten sie [die Teilnehmer des Protestmarsches] deutlich machen, daß eine elterliche Kindesentführung niemals ein Zeichen der Liebe, sondern stets ein Akt der Gewalt ist, der das Kind vernichtet . . . Das Gesetz des Stärkeren darf nicht die Beziehungen in einer Familie regeln.«
    Die Mütter traten mit einer Reihe ehrgeiziger Forderungen hervor: nach Freizügigkeit für die Kinder und freiem

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