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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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im Studio verlangte ihr Mann, daß sie ein anderes Kleid anzog, und sie gehorchte.
    Während wir hinter der Kamera warteten, begrüßte Phil Donahue einen nach dem anderen freundlich mit einem Händedruck und ein paar Worten. Als die Professorin an der Reihe war und er die Hand ausstreckte, um sie zu begrüßen, sagte deren Mann laut: »Fassen Sie meine Frau nicht an!« Phil zog die Hand sofort zurück und sagte nichts mehr.
    Mir wurde fast übel. Es war, als sei ich wieder im Iran. Einen Augenblick wußte ich nicht, ob ich an der Show teilnehmen konnte, aber dann beschloß ich, diesem Mann keine Macht über mich einzuräumen.
    Kristine riet mir an jenem Tag vor allem, mich nie zu verstecken: »Ich habe das alles durchlebt. Ich habe meinen Namen und meine Identität geändert und bin an einen Ort gezogen, wo mich niemand kannte. Sie haben mich trotzdem gefunden. Ich hätte mir die Zeit und das Geld sparen können.« Nachdem ihre Kinder entführt worden waren, hatte Kristine Mühe, die Menschen in ihrer Umgebung von den Wirklichen Ereignissen zu überzeugen.
    Kristine hat in den letzten zehn Jahren mehr gelitten, als
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    die meisten von uns sich vorstellen können. Dennoch verspürt sie keine Bitterkeit, nur Trauer darüber, daß sie ihre Kinder verloren hat. Kürzlich sagte sie zu mir: »Ich kann nichts tun, aber wenigstens kann ich mit anderen reden.« Kristine hat schon viel Zeit und Geld geopfert, um andere Eltern in einer vergleichbaren Situation zu trösten und zu beraten.
    Als ich meinem Literaturagenten Michael Carlisle gegenüber erstmals erwähnte, ich sei um meine Sicherheit besorgt, meinte er: »Berühmt zu werden könnte der beste Schutz für Sie sein.« Heute bin ich mehr denn je davon überzeugt, daß er recht hatte. Wenn die Menschen in meiner Umgebung meine Situation kennen, können sie mir dabei helfen, verdächtige Ereignisse wahrzunehmen. Nach der Veröffentlichung meines Buches sagte die Mutter eines Klassenkameraden von Mahtab zu mir: »Ich bin so froh, daß wir Ihre Geschichte kennen. Jeden Tag, wenn ich meine Kinder abhole, achte ich darauf, mit wem Mahtab weggeht.« Ja, ich hatte recht daran getan, uns nicht von Moody zu Gefangenen in unserem eigenen Land machen zu lassen. Schließlich hatten wir den Iran verlassen, weil wir bei unserer Familie und frei sein wollten.
    Leider sind wahrscheinlich viel mehr Frauen in patriarchalischen Ländern gefangen, als wir uns vorstellen können. Es gibt keine Statistiken darüber, weil die meisten nicht versuchen, sich zu befreien. Sie zerbrechen seelisch an ihrer Verzweiflung.
    Am Beispiel von Meg, einer Frau aus dem amerikanischen Mittleren Westen, läßt sich ablesen, wieviel eine Mutter aufzugeben imstande ist, um ihre Kinder zu beschützen. Im Jahre 1982 reichte Meg die Scheidung ein; ihr Mann Hussein entführte daraufhin ihren Sohn Kayvan und ihre Tochter Fereshteh in den Iran. Verzweifelt folgte Meg ihnen.
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    Während der nächsten acht Jahre wohnte sie zusammen mit der großen Familie ihres Mannes in einem Haus in Teheran, das nur zwei Zimmer hatte. Sie hätte sich auch gleich in einen Käfig einsperren lassen können.
    Während der gesamten Zeit hatte sie kein einziges Mal Gelegenheit, mit jemandem aus dem Westen zu sprechen. Ohne Überwachung durfte sie nicht einmal in einem Laden um Nahrungsmittel anstehen.
    Im Jahre 1990 erlaubte Hussein ihr, mit dem gemeinsamen dritten Kind ihre alten Eltern in den Staaten zu besuchen. Ein Beamter vom Außenministerium rief mich an, beschrieb den Fall und fragte: »Würden Sie bitte mit der Frau sprechen? Wir sind hilflos und können wirklich nichts für sie tun. Vielleicht tröstet es sie ein wenig, wenn sie mit Ihnen sprechen kann.«
    Ich redete oft mit ihr und versuchte verzweifelt, ihr zu helfen, aber genausowenig wie der Beamte des Außenministeriums konnte ich ihr eine Lösung anbieten. Sie sagte: »Ich habe gerade Ihr Buch gelesen. Wenn mein Leben im Iran auch nur halb so gut wäre wie Ihres damals, hätte ich es geschafft.« Die Beschreibung des Lebens ihrer Familie in Teheran war entsetzlich, doch klang sie in meinen Ohren sehr realistisch. Ich erinnere mich sehr gut an jenen südlichen Teil der Stadt mit Zwei-Zimmer-Baracken ohne Klimaanlage und moderne sanitäre Einrichtungen, in denen 15 Menschen leben.
    Sosehr sich Meg davor fürchtete, in ihr Leben in Gefangenschaft im Iran zurückzukehren, sie konnte ihre beiden älteren Kinder nicht im Stich lassen. An dem Tag, an dem sie abreisen sollte,

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