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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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angeschnitten, es sei denn, John sah auf einem Ausflug ein spazierengehendes Ehepaar. Dann wußte er, daß ihm etwas fehlte.
    »Keine Angst, Mommy«, sagte er. »Der liebe Gott gibt uns einen neuen Daddy.«
    Christy beschäftigte sich in Gedanken immer noch mit dem Vater der Kinder - vor allem mit der Frage, wie und warum er gestorben war. Die Kriminalbeamten glaubten nicht, daß sie in Gefahr sei. »Seien Sie ganz ruhig«, meinten sie. Wer auch immer hinter Riaz her gewesen war, hatte offenbar gefunden, wonach er suchte.
    Der Mord blieb freilich nach wie vor unaufgeklärt. Christy wußte, daß die Polizei zu ihrem Schutz absichtlich In-156
    formationen zurückhielt. Sie war verbittert darüber, daß Riaz im Tod für sie ebenso unerreichbar war wie im Leben und daß sie so wenig von dem Mann wußte, mit dem sie fast fünf Jahre zusammengelebt hatte.
    Von den Kriminalbeamten erfuhr Christy nur, daß Riaz »allen und jedem« Geld geschuldet hatte und daß er in einem Park auf halbem Weg zwischen Chicago und Detroit erschossen worden war. Der Park war ein bekannter Treffpunkt für Drogenschmuggler und andere Kriminelle.
    Christy hörte zu ihrer Überraschung, daß man in Riaz' Blut keinen Alkohol gefunden hatte. Das schien merkwürdig bei einem Mann, der fast schon Alkoholiker war und seiner Leidenschaft vor allem auf Flügen frönte. »Wenn jemand einen Deal vorhat«, sagte ein Kriminalbeamter, »bleibt er häufig nüchtern.«
    Hatte Riaz mit Drogen zu tun? Christy wußte, daß Pes-hawar ein Umschlagplatz für Opium aus Afghanistan war, und sie hatte Gerüchte gehört, nach denen sich die Drogenbehörde in den Fall eingeschaltet hatte. Aber niemand bestätigte diese Gerüchte.
    Christy war überzeugt, daß Riaz' Verwandte die wahre Geschichte kannten, und sie ärgerte sich, daß sie schwiegen, um ihren Ruf nicht zu gefährden. Trotz wiederholter Nachfrage seitens der amerikanischen Polizei lehnten sie es ab, Riaz' Telefonnotizen aus den Wochen vor seiner letzten Reise herauszugeben. Christy war sicher, daß diese Aufzeichnungen zur Aufklärung des Verbrechens hätten beitragen können. Obwohl sie damals nur Bruchstücke von Riaz' nervösen Telefongesprächen mitbekam, hatte sie gehört, wie er mehrmals den afghanischen Widerstand erwähnte. Bestand hier ein Zusammenhang?
    Immer wieder dachte sie an Riaz' Worte kurz vor seiner Abreise aus Pakistan: Laß mich in Ruhe, Christy. Ich habe Probleme, die dich nichts angehen. Riaz hatte überall Feinde, 157
    und jeder dieser Feinde hätte seinem Leben mit Vergnügen ein Ende gesetzt.
    Im Herbst 1991 machte Christy einen Schritt nach vorn. Sie besuchte Kurse, um geprüfte Protokollführerin bei Gericht zu werden. In drei Jahren, wenn alle drei Kinder zur Schule gehen würden, wollte sie wieder arbeiten.
    Sie konnte die Vergangenheit nicht auslöschen, und sie wollte es auch nicht. In Pakistan hatte sie keine Zeit und keine emotionalen Reserven gehabt, um Riaz zu betrauern - weder bei seiner Beerdigung noch an seinem Grab.
    Dem Grabstein zufolge war Riaz 35, als er starb - fünf Jahre älter als in Wirklichkeit, so wie der Verstorbene es gewollt hätte. Einige Monate nach dem Mord nahm Christy in Michigan an einem Gedenkgottesdienst für Riaz teil. Es war Zeit, mit der Trauer zu beginnen.
    »Meine Freunde sagen: >Trauere ihm nicht nach, er ist da, wo er hingehört<«, sagte Christy. »Aber immerhin war er mein Mann. Ich habe ihn einmal geliebt, und zusammen hatten wir Kinder. Er war kein Ungeheuer, sondern immer noch ein Mensch. Ein solches Ende hätte ich ihm nicht gewünscht. Ich war wütend auf ihn, aber in gewisser Weise rettete mich mein Glaube. In Pakistan erkannte ich, daß es in der Persönlichkeit meines Mannes eine Seite gab, die ich nicht einmal ansatzweise verstand. Aber ich denke, Gott kennt uns besser, und ich glaube von ganzem Herzen daran, daß Gott gnädig ist. Ich hoffe nur, daß Riaz seinen Frieden gefunden hat, weil er im Leben überhaupt keinen inneren Frieden kannte.«
    Christy war jetzt zwar zu Hause, aber sie kam noch nicht zur Ruhe. So wie mich ein Bericht über Moodys letzte Schritte aus der Fassung bringen konnte, setzte Christy die Frage zu, wann ihre Schwiegereltern versuchen würden, sich das zu holen, was sie vor Gericht verloren hatten: ihre Söhne.
    Aber trotz all ihrer Sorgen gehört Christy zu den Glücklichen. Die weitaus meisten zurückgelassenen Eltern, die im Ausland vor Gericht gehen, stoßen nur auf Hindernisse. Ihre Niederlage verfolgt

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