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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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feststellen, daß seine Frau auf einmal nicht mehr mit ihm sprach. Wenn Ramez ein Zimmer betrat, gingen Muriel und ihre Mutter hinaus.
    Nachts im Bett drehte sie ihm den Rücken zu und war stumm wie ein Stein. Noch vier Tage zuvor hatte Muriel Ramez dreimal am Tag an seinem Arbeitsplatz angerufen, um ihm ihre Liebe zu gestehen und sich ganz offen noch ein Baby zu wünschen. Jetzt beschränkte sich ihre Kommunikation auf banale Fragen wie die, wer zum Supermarkt fahren solle.
    »Was ist denn los?« wollte Ramez immer wieder wissen.
    »Wenn du es nicht merkst, warum soll ich es dir dann sagen?« antwortete Muriel. Solange ihre Mutter zu Besuch war, blieb sie ihm gegenüber schweigsam.
    »Sie hielt sonst immer zu mir wie ich zu ihr«, sagte Ramez. »Es gab nie Streit. Aber sobald sie mit ihrer Mutter zusammen ist, verändert sie sich total. Sie verliert völlig die Kontrolle. Mein Schwiegervater ist ein Schwächling -
    das Sprachrohr seiner Frau. Er hat nichts zu sagen. So wie meine Schwiegermutter ihren Mann beherrscht, will sie auch ihre Tochter und unsere Familie beherrschen. Und wenn sie das nicht kann, will sie alles zerstören.«
    Ramez beschrieb Muriel als eine Art Besessene. Sonst tat sie frische Milch in ihren Kaffee, jetzt nahm sie Milchpulver wie Isobell. Bisher hatte sie immer Merit-Filter-Zigaretten geraucht, jetzt wechselte sie zu Marlboro, der Marke ihrer Mutter. Am schlimmsten war freilich die Veränderung in Muriels Gesicht. Sonst locker und entspannt, war ihr Blick jetzt verkrampft, und der Mund verzog sich oft zu einem höhnischen, verächtlichen Grinsen. »Ich habe noch bei keinem Menschen einen solchen Haß erlebt«, sagte Ramez. Als er die Visitenkarte eines Scheidungsanwalts in der Tasche von Muriels Bademantel fand, wußte er, daß sein Leben allmählich aus den Fugen geriet.
    Die Tage waren qualvoll, die Nächte unheimlich. Oft sah er, wie Isobell durch das Haus geisterte, Kaffee in sich hineinschüttete und eine Zigarette nach der anderen rauchte. Isobell beharrte mit immer größerem Nachdruck auf Muriels Reise nach Afrika. »Deine Frau liebt dich nicht«, erklärte sie Ramez. »Ich werde mit ihr und den Kindern nach Simbabwe fliegen, und wenn sie dort zu der Überzeugung kommt, daß sie dich doch liebt, kehrt sie zu dir zurück.«
    Aber Ramez weigerte sich, die Pässe herauszugeben. Zwei Monate nach ihrer Ankunft im Oktober räumte Isobell schließlich das Feld und reiste ab. »Es war, als schalte das Licht an und aus«, erzählte der geplagte Schwiegersohn. Muriel war plötzlich wieder ganz die alte, als sei sie aus einem Traum erwacht.
    Sieben Monate später, im Juni 1982, folgte ein zweiter Schock. Isobell hatte Muriel ohne Ramez' Wissen hartnäk-163
    kig mit Briefen traktiert und ihr einen Scheck über 500 Dollar für einen Anwalt beigelegt. Eines Samstags erklärte Mu-riel ihrem Mann aus heiterem Himmel: »Mach dich auf was gefaßt.«
    »Was meinst du?« fragte Ramez.
    »Ich lasse mich von dir scheiden«, sagte Muriel eisig. Sie wollte ihre Gründe nicht nennen, und Ramez ertrug zwei weitere Monate tödlichen Schweigens.
    Die Wahrheit erfuhr er eines Abends, als Muriel einen Anruf von einer Freundin erhielt. Nachdem Ramez der Freundin mitgeteilt hatte, seine Frau sei bereits zu Bett gegangen, beschloß diese, ihm reinen Wein einzuschenken. »Hinter deinem Rücken passiert so einiges«, sagte sie. »Deine Schwiegermutter hetzt deine Frau gegen dich auf.«
    Diese Neuigkeit kam für Ramez nicht völlig überraschend, aber sie bestärkte ihn in seiner Überzeugung, daß Muriel das hilflose Opfer einer weitaus stärkeren Persönlichkeit war. Am nächsten Morgen sagte Ramez seiner Frau nichts von dem Anruf. Er gab ihr lediglich zu verstehen, er begreife, was hier vor sich gehe - daß manche Menschen nur durch das Leid anderer glücklich werden könnten.
    »Es war, als hätte ich ein Zauberwort gesprochen«, erzählte Ramez. »Meine Frau umarmte und küßte mich und sagte: >ich liebe dich.< Sie rief mich drei- oder viermal im Büro an, und als ich abends nach Hause kam, sagte sie: >Ich habe dich vermißt. Ich werde nicht zulassen, daß meine Mutter mich noch länger beherrschte«
    Vier friedliche Jahre lang stand Muriel zu ihrem Wort. Isobell schrieb weiter Briefe - und Ramez ärgerte sich darüber, daß die Briefe nur an Muriel und die Mädchen gerichtet waren -, aber Muriel ließ sich nicht davon beeindrucken. Sie ignorierte die Bitte ihrer Mutter, nach Simbabwe zu kommen, und fertigte sie am

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