02 - Aus Liebe zu meiner Tochter
Angst zu sagen, ich liebe dich?<, sagen sie: >Mhm.<«
Am Anfang bekam Ramez drei oder vier Briefe von seinen Kindern, dann kam nichts mehr, nicht einmal eine Weihnachtskarte.
Am 9. Januar 1987 wurde Ramez von einem höheren Gericht in Union County, New Jersey, das einstweilige Sorgerecht für seine Kinder übertragen. Sein Anwalt aus New Jersey rief seinen neuen Anwalt in Pietermaritzburg an; Ramez hatte die Kanzlei aus einer Liste der amerikanischen Botschaft in Pretoria ausgewählt. In seinem Antworttelegramm bestätigte der Anwalt aus Südafrika, daß die Entscheidung über das Sorgerecht »von den Beamten des Obersten Gerichtshofs von Südafrika in Kraft gesetzt« werde, »vorausgesetzt, die Entscheidung und sämtliche Unterlagen« seien »ordnungsgemäß beglaubigt«.
Auf diese Weise frisch gewappnet, nahm Ramez bei PanAm drei Monate Urlaub, flog nach Südafrika, mietete ein Hotelzimmer in Pietermaritzburg und bereitete sich auf den Kampf vor.
Zu seinem Erstaunen suchte ihn ein jüngerer Anwalt der Kanzlei auf - »einer, der mit internationalen Fällen keine Erfahrung hatte«. Ramez sagte ihm, daß sich das Innenministerium mit seinem Fall befassen solle, nicht ein südafrikanisches Gericht. Seiner Meinung nach war der Streit um das Sorgerecht bereits beigelegt, da das Gericht in New Jersey ordnungsgemäß entschieden hatte; der Rest war Diplomatie und Papierkram.
Der Anwalt erklärte Ramez jedoch, der Fall müsse der Form halber von einem südafrikanischen Gericht untersucht werden, um festzustellen, weshalb Muriel sich weigere, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren.
Zwei Wochen später teilte der Anwalt ihm mit, die Klage müsse noch vor Beginn der Verhandlung zurückgezogen werden. »Er sagte: >Die Gerichte hier stehen immer auf der Seite der Frau. "Wenn wir weitermachen, sind Sie Ihr ganzes Geld und Ihren Paß los, und Sie müssen den Anwalt Ihrer Frau bezahlen.<«
Laut Nathaniel Bloch, Ramez' Anwalt aus Pretoria, rührte sein Problem daher, daß kein internationales Recht existiert, um die entscheidende Frage zu klären, welches Gericht in welchem Land über den Sorgerechtsstreit der Familie entscheidet.
Südafrikanische Gerichte folgen oft den Gerichtsbeschlüssen anderer Länder, unter anderem der USA, aber sie sind dazu keineswegs verpflichtet. In einer Familiensache, erklärte Bloch, könne die erklärte Absicht einer Person, ihren ständigen Wohnsitz nach Südafrika zu verlegen, ungeachtet der gegenwärtigen Staatsangehörigkeit, ein südafrikanisches Gericht veranlassen, die Gerichtshoheit zu übernehmen, selbst wenn der Fall seinen Ursprung woanders habe. Auch im Fall der Shteihs könne die Tatsache, daß Muriels Wohnsitz in Südafrika sei, das dortige Gericht zum Handeln veranlaßt haben. Und schließlich, so Bloch weiter, stünden die Gerichte in Südafrika wie in vielen anderen Ländern bei Sorgerechtsverfahren eher auf Seiten der Mutter als des Vaters.
Hilflos und verzweifelt ließ Ramez es darauf ankommen. Das südafrikanische Innenministerium hatte ihm mitgeteilt, es werde ein formelles Ersuchen der US-Regierung um die 173
Rückkehr der Kinder anerkennen. Ramez wandte sich an das amerikanische Außenministerium - ohne Erfolg.
Ohne offizielle Vereinbarung gebe es keine Möglichkeit für eine derartige Maßnahme. »Ich fuhr nach Johannesburg, ich fuhr nach Pretoria, ich fuhr nach Durban - vergebens« seufzte Ramez. Am 9. März bestätigte das Konsulat in Durban, »daß die US-Regierung gegen die Rückkehr der beiden amerikanischen Staatsbürger Maya und Monica Shteih und der in den USA ansässigen Victoria Shteih in die Vereinigten Staaten keine Einwände« habe. Vicky war britische Staatsangehörige, weil sie in Schottland geboren worden war.
Aber das genügte dem Innenministerium nicht. Pretoria verfügte vielmehr, daß die Sorgerechtsklage vor einem südafrikanischen Gericht entschieden werden müsse, weil Ramez' Anwalt sie dort eingereicht hatte.
Am 12. März 1987 übertrug der Oberste Gerichtshof von Südafrika Muriel das Sorgerecht für die Mädchen; Ramez wurde angewiesen, den Kindern monatlich 450 Rand (etwa 220 Dollar) Unterhalt zu zahlen. Die Entscheidung des Gerichts in New Jersey wurde ignoriert. Obwohl der Gerichtshof ihm ein Besuchsrecht zugestand, war Ramez am Boden zerstört.
Bisher hatte Muriels Familie Ramez' Kontakt zu seinen Töchtern streng überwacht - »es war wie im Gefängnis«, sagte er. Als er zum erstenmal auf der unbefestigten Straße zur Farm
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