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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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hinausfuhr, stürzten gleich alle drei Kinder auf ihn zu, »und wir blieben etwa 20 Minuten so stehen und hielten uns fest. Meine Frau und ihre Eltern standen reglos in der Tür zum Garten und beobachteten uns. Ich ging ins Haus, aber sie redeten nicht mit mir. Meine Kinder und ich saßen im Wohnzimmer, meine Frau und ihre Eltern blieben in der Küche.«
    Mit erstickter Stimme sagte Ramez: »Und dann sah mich meine älteste Tochter an und fragte: >Möchtest du Kaffee?<
    Sie lief in die Küche, holte eine Tasse Kaffee und brachte sie mir-« Bei seinem zweiten Besuch ging Vicky auf Distanz und
    lehnte es ab, neben ihrem Vater zu sitzen. Nein, dachte Ramez, jetzt haben sie auch meine Tochter herumgekriegt. Nachdem der Beschluß des südafrikanischen Gerichts in Kraft war, waren Maya und Monica ganz begeistert von dem Gedanken, ein Wochenende mit Ramez verbringen zu können; nur Vicky hielt sich zurück. Sie sei müde, erklärte sie. Sie fühle sich nicht wohl. Sie wolle nicht mitkommen.
    Aber sobald Vicky in Ramez' Wagen saß, entspannte sie sich, als habe sie nur eine Schau abgezogen, um die Familie ihrer Mutter zu beschwichtigen. Als sie die unbefestigte Straße erreichten, fragte sie nach ihren Freundinnen in New Jersey. Sofort mischten sich die beiden jüngeren Schwestern ein; sie vermißten so vieles.
    Maya erinnerte sich an den Honig, der in Spritzflaschen in Form eines Bären gefüllt wird. Monica sehnte sich nach amerikanischer Erdnußbutter. Victoria wollte ihre Babypuppe wiederhaben, die sie in den USA zurückgelassen hatte. Alle drei wollten von Ramez wissen, was es Neues über die alte Nachbarin zu berichten gab, die sie immer »Oma« genannt hatten. Die Mädchen hatten mit ihr Kekse gegessen und Kinderlieder gesungen.

    Sie könnten sie jetzt nicht mehr Oma nennen, erklärten sie Ramez.
    »Warum nicht?« fragte er.
    »Weil wir jetzt eine Oma haben«, entgegnete Vicky. Ramez war wütend auf Isobell, die nun das Leben seiner Töchter so sehr beeinflußte.
    Am meisten hatten die Mädchen natürlich ihren Vater vermißt. An diesem Abend erzählte Ramez den Mädchen in seinem Zimmer, in das der freundliche Wirt kostenlos noch drei Betten hineingestellt hatte, ihre Lieblingsgeschichte: die Geschichte von Anansi, einer jungen Heldin, die ein Aben-175
    teuer nach dem anderen erlebt, eine Geschichte, in der Vogel und Ameisen vorkommen, die sich in Flugzeuge verwandeln und die Heldin an entfernte Orte bringen. »In dieser Geschichte vermischen sich Realität und Phantasie«, sagte Ramez, »wie Kinder es lieben.«
    Am nächsten Tag sagte Ramez zu seinen Töchtern: »Ihr wißt doch, daß ich euch sehr liebhabe.«
    »Ja, das wissen wir«, sagte Maya, »aber das ist unser Geheimnis.« Sie hatten einfach zu große Angst, ihre Liebe zu ihm vor ihrer Großmutter einzugestehen. Später, als sie in einem Lieferwagen unterwegs waren, den Ramez sich von einem Freund geliehen hatte, und aus dem Kassettenrecorder libanesische Musik ertönte, sang Vicky mit. »Schau mal dort«, sagte sie, »die Gebäude in Pietermaritzburg erinnern mich an den Libanon.«
    Wenigstens habe ich sie noch nicht verloren, dachte Ramez und war glücklich. »Sie wußten genau, was vorging
    -daß sie gegen meinen Willen dort waren«, sagte er vier Jahre später voller Stolz. »Ich mußte nichts erklären. Sie waren wirklich sehr tapfer für ihr Alter.«
    Als Ramez nach dem gemeinsamen Wochenende das letzte Stück auf der unbefestigten Straße zur Farm zurückfuhr, rief Vicky plötzlich: »Halt an.« Weinend fiel sie ihrem Vater um den Hals, küßte ihn und sagte immer wieder: »Ich habe dich lieb, ich habe dich lieb.« Dann riß sie sich zusammen und sagte: »Okay, laß uns weiterfahren.«
    Kurz bevor Ramez die Mädchen bei der Farm absetzte, schlang Monica die Arme um den Hals ihres Vaters. »Ich möchte für immer bei dir bleiben. Fahr nicht zur Oma, fahr einfach zum Flughafen und nimm uns mit nach Amerika.«
    Ramez, der sich auf das Gesetz verlassen hatte und der jetzt nicht wußte, wie er den Schmerz seiner Töchter lindern sollte, war zutiefst erschüttert. Er beschloß, Muriel irgendwie zu überreden, mit ihm nach Hause zu kommen - und
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    wenn es nur zu Besuch war. Dort würde sie Tausende von Kilometern von ihrer Mutter entfernt sein.
    Leider war seine Frau weniger zugänglich als seine Töchter. Auf einer Geburtstagsparty für Maya im Februar nahm Ramez Muriel in dem großen Vorgarten beiseite und redete sich seinen Kummer von der Seele. Er

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