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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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drei Jahren zu gewinnen«. Dazu allerdings fehlten Craig die Geduld, das nötige Geld und das Vertrauen in die deutsche Justiz.
    Schon das amerikanische Gericht hatte ihm bei seiner Sorgerechtsklage auf Schritt und Tritt Steine in den Weg gelegt. Welche Chance hatte er dann gegen eine deutsche Mutter vor einem deutschen Gericht?
    Zwei Wochen später, am 13. Januar 1989, übertrug das Gericht in Michigan Craig das einstweilige Sorgerecht.
    »Ich hatte endlich mein Ziel erreicht«, meinte er wehmütig, »nur, daß die Kinder jetzt fort waren.«
    Drei Monate lang hatte Craig keinen Kontakt zu seinen Töchtern. Er bekam weder Anrufe noch Post. Es war die schlimmste Zeit seines Lebens. »Ich drehte völlig durch«, sagte er, und schon bei dem Gedanken daran wurden seine Augen wieder feucht. »Ich weinte hemmungslos, es tat so weh. Ich aß nicht, ich schlief nicht. Ich war verloren. Keiner konnte mir helfen, und diejenigen, die mir helfen konnten, wollten es nicht.«
    Craig hatte nie Geld, denn er bezahlte nicht nur die Miete für seine Wohnung, sondern er leistete auch weiterhin die Zahlungen für das Haus, um die Zwangsvollstreckung zu verhindern. Er bat darum, wieder in das Haus ziehen zu dürfen, aber das Gericht lehnte ab; während des Scheidungsverfahrens hatte er eine Abtretungsurkunde unterzeichnet, und Vera hatte nach wie vor einen rechtlichen Anspruch auf das Haus. Craig durfte zwar nicht dort schlafen, aber er suchte es trotzdem heimlich auf, ging durch die Räume und erinnerte sich an die Badezeit der Kinder, das gemeinsame Frühstück und tausend kleine Dinge. Er hinterließ alles so, wie er es vorgefunden hatte, und malte sich aus,
    Vera werde eines Tages wegen ein paar vergessener Sachen zurückkehren. Das war zwar sinnlos, »aber ich mußte doch irgendwas tun, um die Kinder zurückzubekommen«. Wenn er es nicht fertigbrachte, das Haus wieder zu verlassen, saß er die ganze Nacht oben auf der Treppe, direkt vor den Schlafzimmern seiner Töchter.
    Craigs Eltern konnten das Elend nicht länger mit ansehen und beschlossen, eine andere Methode auszuprobieren: Sie wollten Söldner anheuern, welche die Mädchen entführen und nach Hause bringen sollten. Sie schrieben alle für einen solchen Auftrag in Frage kommenden Söldner an, die es sich leisten konnten, in der Zeitschrift Solcher of Fortune zu inserieren. Die Reaktion war nicht gerade ermutigend. Fast keiner wollte eine Reise in die Bundesrepublik mit ihren streng bewachten Grenzen riskieren - auch nicht für viel Geld. Die positivste Reaktion kam von einem Profi, der sich »der Dicke« nannte. »Ich mache es für 10000 Dollar im voraus, dazu die Kosten für den Flug, das Hotel, die Verpflegung und das Auto, eben alle Spesen.«
    Craigs Vater hielt das für angemessen.

    Der Mann fuhr fort: »Craig muß mich begleiten. Und er muß ihr eine knallen oder tun, was sonst nötig ist. Ich werde im Wagen warten. Und dann bringe ich ihn und die Kinder zur Grenze. Dort endet mein Auftrag.«
    Craig lehnte die »15000-Dollar-Taxifahrt« ab. Er kam rasch zu einem schicksalhaften Schluß: Der einzige, der seine Kinder zurückholen konnte, war er selbst.
    Etwa um diese Zeit, im April 1988, machte Craig Veras Bruder in der Bundesrepublik ausfindig und setzte sich mit ihm in Verbindung. Veras Bruder hatte auch Kinder, und nachdem Craig an sein Gewissen als Vater appelliert hatte, bestätigte er, daß Stephanie und Samantha in Deutschland seien und daß es ihnen gutgehe; außerdem wollte er Vera bitten, mit Craig Kontakt aufzunehmen.
    203
    Eine Stunde später rief Vera an. »Wir sind hier, und es geht uns gut«, erklärte sie kurz und bündig. »Wir bleiben für immer hier, und du kannst nichts dagegen tun.«
    Craig blieb ganz ruhig. »Hauptsache, ihr seid glücklich und es ist alles in Ordnung«, sagte er. Dann sprach er eine knappe Minute mit seinen Töchtern. Er hatte einen Kloß in der Kehle, und er hörte Angst in Stephanies Stimme.
    »Daddy, wann kommst du und holst uns?« fragte sie flehentlich. »Uns gefällt es hier nicht, es ist blöd.«
    »Tut mir leid, Schätzchen«, sagte Craig. »Ich kann euch nicht holen.« Er wußte, daß Vera mithörte, und durfte ihr keinen Hinweis auf seine wirkliche Absicht geben: Er wollte sich die Kinder innerhalb des nächsten Monats auf eigene Faust zurückholen.
    Es hatte Wochen gedauert, einen Plan zu entwerfen, aber jetzt nahm er dank der Hilfe zweier Männer allmählich Gestalt an: Der eine hatte ihm bereitwillig geholfen, der

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