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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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andere widerstrebend. Letzterer war Veras Freund. Er hatte Fulda satt und wollte zurück nach Muskegon, eine Kleinstadt, in der sich Neuigkeiten rasch verbreiten.
    Craig beschaffte sich die Ankunftszeit des Flugzeugs, mit dem der Freund eintraf, und wartete am Tag der Ankunft beim Haus von dessen Eltern in der Nähe seines eigenen Hauses. (Das Gericht hatte endlich nachgegeben und Craig gestattet, wieder in das Haus zu ziehen.) Als Veras Freund Craig entdeckte, kam er heraus. In der einen Hand hielt er eine Flasche Whiskey, in der anderen ein volles Glas. Jemanden, der weniger zu verlieren hatte, hätte er vielleicht eingeschüchtert. Er trug kein Hemd, und im Gesicht und auf der Brust hatte er tiefe Narben, Andenken an eine Messerstecherei in einer Kneipe. Offensichtlich war er bereit, mit Craig zu kämpfen.
    »Ich will nicht kämpfen«, sagte Craig. »Ich will nur mit dir reden.« Er wußte, daß Veras Freund seine beste Infor-204
    mationsquelle war, und er war entschlossen, diese Quelle zu nutzen. »Er war recht kooperativ«, erinnerte sich Craig. »Schließlich wußte er, daß ich ihn am liebsten umgebracht hätte.«
    Das Verhör begann: Wie lautete die Adresse von Veras neuer Wohnung in Fulda? Wie gelangte man dorthin? In welchem Stock wohnten sie und die Mädchen? Wie waren die Zimmer angeordnet? Wo schlief jeder? Ließ Vera die Kinder allein in der Wohnung oder hatte sie einen Babysitter? Wo war ihre Lieblingskneipe?
    Craig bekam seine Antworten, aber er war nicht besonders zufrieden damit. Nach Angaben des Mannes blieb Vera immer in der Wohnung - oft zusammen mit mehreren Freunden. Sie ging nur jedes zweite Wochenende aus und ließ die Kinder dann bei ihrem Vater. Craig brütete tagelang über verschiedenen Plänen. Wie sollte er sein Ziel je erreichen?
    Das nötige Selbstvertrauen gab ihm ein zweiter Bekannter, ein muskulöser, unbekümmerter ehemaliger Marineinfanterist namens Frank Corbin, den Craig im Vorjahr kennengelernt hatte. Sie spielten zusammen Basketball und Karten. Bis zu jenem Nachmittag im April freilich, als sie an einem neuen Getriebe für Franks 67er Oldsmobile Cutlass bastelten, waren die beiden noch keine engen Freunde. Craig sprach gerade von seinen Kindern, als Frank, der selbst einen Sohn hatte und bald zum zweitenmal Vater werden sollte, aufblickte und vorschlug: »Weißt du was, flieg doch einfach hin - hol dir die Kinder.«
    »Ich fliege ja hin«, antwortete Craig.
    »Ich begleite dich«, sagte Frank sofort.
    Craig versuchte, seinen Freund davon abzubringen. Wenn jemand - gemeint war Vera - bei der Entführung ums Leben komme, drohe ihnen der elektrische Stuhl. Wenn die Entführung glücke, sie aber nicht aus der Bundesrepublik
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    herauskämen, würden sie wahrscheinlich lebenslänglich hinter Gitter wandern. Und Craig hatte kein Geld, um einen Partner zu bezahlen. Frank würde ganz umsonst ein großes Risiko eingehen.
    »Das ist mir egal«, sagte Frank. »Auf geht's.«
    Nach einer Beratung im Familienkreis erklärten sich Craigs Eltern bereit, den Plan mit 20 000 Dollar aus ihren Ersparnissen zu finanzieren. Craigs Vater war zwar dagegen, daß sein Sohn eine so große Gefahr auf sich nahm aber auch er sah keine andere Möglichkeit, und er war beeindruckt von Craigs Entschlossenheit. Craig war nicht gerade berühmt für seine Zielstrebigkeit oder Standfestigkeit, aber jetzt war er völlig konzentriert. Er war noch nie so sicher gewesen, das Richtige zu tun.

    »Ich hatte keinen Job mehr«, sagte er, »und das Haus, das ich zurückbekam, glich einem Schlachtfeld. Aber das war mir egal, solange ich die Mädchen nicht bei mir hatte. Sie waren mein Leben, und wenn sie mir genommen wurden, hatte ich nichts mehr, buchstäblich nichts. Damals litt ich innerlich solche Höllenqualen, daß es mir ganz egal war, wie ich mich selbst durchschlug, solange die Kinder nicht das bekamen, was sie verdienten: ein anständiges Leben.«
    Jetzt wurde es ernst. Craig führte am Telefon ein ernüchterndes Gespräch mit einer Frau vom amerikanischen Konsulat in Amsterdam - dem Zielort ihres Fluchtweges. Er schilderte die Situation und erkundigte sich, ob er bei der Ankunft in den Niederlanden neue Pässe für seine Töchter bekommen könne.
    »Wir möchten nicht in einen Sorgerechtsstreit verwickelt werden«, erklärte die Frau, »aber wenn Sie die Unterlagen über das Sorgerecht für die Kinder, die Geburtsurkunden und die Sozialversicherungskarten mitbringen, stellen wir Ihnen die Pässe aus.« Dann

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