02 - Aus Liebe zu meiner Tochter
Vorliebe für Alkohol und auf der verheerenden Kombination von Alkohol und einem schmerzstillenden Beruhigungsmittel namens Tylox, mit dem Franks Vater seine fortgeschrittene Arthritis bekämpfte. Vor der Abreise aus den USA hatten sie Veras Körpergewicht geschätzt, einen Apotheker angerufen, der bereit war, ihnen Auskunft zu erteilen, und sich erkundigt, wie viele Kapseln Tylox nötig seien, um sie zu betäuben.
In der »Grünen Gans« schien an diesem Abend alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Vera tauchte gegen 20
Uhr auf. Frank stellte sich vor, fing ein Gespräch an und spendierte ihr Brandy mit Cola. Nach ungefähr einer Stunde zeigte er ihr das Medikament, das in zwei unbeschriftete Antihistamin-Kapseln umgefüllt worden war.
Die "Wirkung, erklärte er, sei mit der von Kokain zu vergleichen. Vera schluckte die Kapseln bereitwillig und trank weiter, ohne daß sich eine Wirkung zeigte. Frank und Vera verließen die »Grüne Gans« und gingen noch in einige andere Kneipen. Nach ungezählten Brandys mit Cola schwankte Craigs Ex-frau ein wenig, aber sie hielt sich immer noch auf den Beinen. »Sie hatte eine eiserne Konstitution«, gab Craig später nicht ohne Bewunderung zu.
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Am nächsten Morgen folgte Frank Vera in die Berthold-straße - zusammen mit drei anderen Amerikanern, zwei deutschen Männern und zwei deutschen Frauen. Veras Zweizimmerwohnung diente der Gruppe offensichtlich als Absteige. Mit fünf Kästen Bier ging die Party weiter - den ganzen Sonnabend hindurch und bis in den nächsten Tag hinein. Erst am Sonntagnachmittag sank Vera friedlich in den Schlaf.
Craig verzweifelte unterdessen beinahe. Er hatte Frank und Vera nach deren Besuch in der »Grünen Gans« aus den Augen verloren (Frank hatte die rote Windjacke ausgezogen) und seit fast 48 Stunden nichts mehr von seinem Partner gehört. Er war in die Pension zurückgefahren, konnte in seiner Aufregung jedoch nicht schlafen.
Ruhelos ging er im Zimmer auf und ab, und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Franks Frau hatte geschworen, ihren Mann zu verlassen, wenn er sich auf dieses Abenteuer einließe; sein Freund hatte zu Hause nichts Gutes zu erwarten. War Frank gewalttätig geworden, und hatte man ihn verhaftet? Hatte er mit Craig falsches Spiel getrieben und Vera alles erzählt? War er von Veras Vater bezahlt worden? Wie gut kannte er, Craig, diesen Typ überhaupt?
Am Sonntag gegen 18 Uhr war Craigs Geduld erschöpft. Er fuhr zu Veras Wohnung, klingelte unten an der Haustür und wartete mit pochendem Herzen. In der Hand hielt er den Holzhammer und einen Turnbeutel mit dem Isolierband. Er war bereit, Vera oder jeden anderen, der sich ihm in den Weg stellte, niederzuschlagen.
Einer der Deutschen lehnte sich aus dem Fenster und fragte: »Wer ist da?«
»Hier ist Bob Servo«, rief Craig. »Ist Brad Madison bei euch?«
Frank schaute heraus. »Mein Gott«, flüsterte er, und als nächstes hörte Craig, wie Frank vom zweiten Stock die 210
Treppe herunterrannte. Frank riß die Haustür auf und zischte: »Was machst du denn hier?«
»Ich schlage dich tot«, fauchte Craig. »Wo bist du gewesen?«
»Ich habe alles im Griff«, erklärte Frank. »Ich habe ihre Hausschlüssel; ich soll heute abend wiederkommen.«
Etwas besänftigt zog Craig ab. Als Frank aber eine Stunde später in der Pension vorbeikam, um sich umzuziehen, hielt Craig ihm eine gehörige Standpauke. Da sie so wenig Kleidung wie möglich mitgenommen hatten, tauschte Frank einfach das Hemd mit Craig, um Vera den Eindruck zu vermitteln, er habe eine ganz normale Garderobe. Frank versprach, Craig besser auf dem laufenden zu halten, und sie dachten sich einen neuen Plan aus.
Das größte Problem bestand darin, daß Vera anscheinend nie allein war. Ihre Freunde blieben die ganze Woche über da und verließen die Wohnung nur, um den Alkoholvorrat aufzufüllen. Am Sonntag hatte Veras Vater Stephanie und Samantha wieder zu ihrer Mutter gebracht. Obwohl die Mädchen gesund wirkten, sah Frank in der Woche, die er dort verbrachte, nie, daß sie nach draußen zum Spielen gingen, badeten oder eine vernünftige Mahlzeit zu sich nahmen. Von Zeit zu Zeit schnitt Vera ein paar Scheiben Brot, Wurst und Käse ab und legte sie auf den Küchentisch. Wenn die Mädchen hungrig waren, nahmen sie sich einfach, was sie wollten. Trotz ihrer Nachlässigkeit hatte Vera ein wachsames Auge auf die Kinder, als warte sie nur darauf, daß etwas passierte.
»Sie hatte nie ein enges Verhältnis zu
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