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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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ich die Möglichkeit und mußte es tun, weil man es von mir erwartete. Ein ganzes Jahr lang wußte ich nicht, was ich machen sollte und ob mein Vorhaben richtig war. Ich hatte es wirklich nicht leicht, denn ich wuchs in geordneten familiären Verhältnissen auf, wo alles sorgsam geplant war. Die Reise war also nicht das Ende eines Märchens, sondern eher eines Alptraums.«
    Shakir hielt Wort. Er besorgte Mariann über den zum Internationalen Roten Kreuz gehörenden Irakischen Roten Halbmond ein Visum. Außerdem trieb er 300 Dollar auf, damit Mariann ihren fünftägigen Aufenthalt in Amman bestreiten konnte. Nach einer siebzehnstündigen Busfahrt - mit einer vierstündigen Verzögerung an der jordanischen Grenze - erreichte die VOW-Gruppe Bagdad am Montag, dem 7. Juli. Am nächsten Tag nahm Mariann ihre Aufgabe in Angriff: ihre Familie ausfindig zu machen. Ihr einziger Anhaltspunkt war eine Pension in Bagdad, in der Khalid auf Geschäftsreisen übernachtete. Ein Angestellter erinnerte sich an Khalid und versprach, ihn in Mosul zu benachrichtigen.
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    Aufgrund ihrer eigenen Erlebnisse und jener der anderen Delegationsmitglieder bekam Mariann eine erste Vorstellung davon, was die Operation »Desert Storm« in der Hauptstadt angerichtet hatte. Vier der fünf Brücken über den Tigris waren immer noch unpassierbar, und in der sengenden Hitze staute sich der Verkehr. Mariann war im berühmten Al-Rashid-Hotel untergebracht, aus dem CNN berichtet hatte. In der Umgebung war jedes größere Gebäude bombardiert worden. Zahlreiche Wohnhäuser waren ebenfalls zerstört. Ein ganzes Viertel lag in Schutt und Asche, weil eine Bombe eine Brücke in der Nähe verfehlt hatte. Laut Shakir waren allein dabei 500 Menschen getötet worden. Einigen am Fluß gelegenen Krankenhäusern war es ähnlich ergangen. Überall lagen Läden und Restaurants in Trümmern.
    Am späteren Abend aß Mariann mit den anderen in einem Restaurant am Stadtrand, das wegen Stromausfalls von Kerzen beleuchtet wurde. Kurz nach elf Uhr kam ein Mann an ihren Tisch und sprach sie mit ihrem Namen an. Auf arabisch teilte der geheimnisvolle Botschafter ihr mit: »"Wir haben Ihren Mann ausfindig gemacht. Er kommt morgen mit den Kindern her und holt Sie ab.« Offenbar war die Nachricht, die sie in der Pension zurückgelassen hatte, angekommen. Mariann war überwältigt bei dem Gedanken, bald ihre Kinder sehen zu können, und brach in Tränen aus. Auch ihre Begleiter, darunter Iraker, die in der Öffentlichkeit selten solche Gefühle zeigen, mußten sich Tränen aus den Augen wischen.
    Am Mittwoch um zehn Uhr vormittags saß Mariann gespannt in der riesigen Lobby des Al-Rashid-Hotels.
    Plötzlich fuhr sie herum: Ihre Familie stand hinter ihr. Zum erstenmal seit einem Jahr konnte sie ihre Kinder an sich drücken. In der belebten Lobby wurde es plötzlich ganz still alle Augen waren auf die Wiedersehensszene gerichtet.
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    Adora, ein hübsches kleines Mädchen mit herzförmigem Gesicht und dichtem schwarzem Haar, schien etwas verunsichert, erwiderte die Umarmung ihrer Mutter jedoch bereitwillig- Adam, ein dünner Junge mit einem netten Lachen - an die Stelle der Milchzähne waren bereits die zweiten Zähne getreten -, betrachtete seine Mutter und grinste.
    Mariann war erschrocken über die Veränderung der Kinder. Zwar waren beide ordentlich angezogen und machten einen gepflegten Eindruck. Aber der sonst so fröhliche Adam wirkte niedergeschlagen, und Adora verstand kaum noch Englisch und starrte ihre Mutter nur verdutzt an, als diese immer wieder aufgeregt fragte:
    »Wie geht es dir? Wie geht es dir denn?«
    »Sie spricht kein Englisch«, erklärte Khalid entschuldigend. »Ich habe versucht, ihr Englisch beizubringen, aber die anderen sprechen alle Arabisch.«
    »Na, das wird sich jetzt ändern, wo ich da bin«, sagte Mariann fest. Sie war verstimmt und immer noch wütend auf Khalid, mußte sich jedoch eingestehen, daß sie froh war, ihn wiederzusehen. Sein vertrautes Gesicht weckte die Erinnerung an zu Hause und an die Vergangenheit. Der Stand ihrer Beziehung war unklar. Khalid hatte seine Gefühle nie offen gezeigt, und Mariann erwartete auch nicht, daß er das jetzt tat. Sie hoffte aber, daß ihre Ehe noch eine Chance hatte.
    »Ich hätte dir die Scheidungsurkunde mit der Post zuschicken können, dann hättest du die Kinder nie mehr gesehen«, sagte er. »Aber das wollte ich nicht. Ich weiß, daß die Kinder dich brauchen, und ich wollte, daß du herkommst.«
    Die

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