Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
Vom Netzwerk:
zeigte, sah Mariann die zerfetzten Körper ihrer Kinder in den Trümmern liegen. Es kam so weit, daß sie Lee gestand: »Ich wünschte, meine Kinder wären tot. Bei diesem Gedanken war mir zwar schrecklich zumute, aber ich dachte mir, wenn sie tot wären, könnte ich wenigstens um sie trauern und dann irgendwann wieder neu anfangen. Solange ich es nicht weiß, hat der Kummer kein Ende.«
    Doch sogar als Mariann fast an der Zukunft verzweifelte, gab es noch positive Entwicklungen, die sie durchhalten ließen. Im November 1990 nahm sie an einem Seminar über in-244
    ternationale Kindesentführung teil, das von Senator Riegles Büro finanziert wurde. Dort wurde ihr bewußt, daß mehr Menschen von diesem Problem betroffen waren, als sie gedacht hatte. Am meisten beeindruckte sie Christy Khan, welche die Zusammenarbeit mit der örtlichen Moslemgemeinde für besonders wichtig hielt.
    Es war ein schwerer Tag für Mariann gewesen, und sie weinte bei Christys Vortrag. Später sagte Christy zu ihr:
    »Ich hätte meinen Vortrag am liebsten abgebrochen und dich umarmt.« Die beiden tauschten ihre Telefonnummern aus, und etwa eine Woche danach nahm Christy Mariann mit zu Imam Mardini, dem Moslemführer von Detroit, bei dem sie zum Islam übergetreten war.
    »Ich fürchtete mich, weil ich noch nie mit einem Imam gesprochen hatte«, sagte Mariann. »Aber er war sehr nett, völlig realistisch und der friedlichste Mensch, den man sich vorstellen kann.« Auch der Imam hatte Probleme: Die antiarabische Stimmung war auf dem Siedepunkt, und das moslemische Gemeindezentrum war zum zweitenmal zerstört worden. Er hörte sich Marianns Geschichte an und versprach, in ihrem Namen Kontakt mit Leuten im Irak aufzunehmen. Er betonte, seine Kultur lege vor allem Wert auf ein geordnetes Familienleben, und er mißbilligte Khalids Vorgehen als »nicht islamisch«.
    Im Januar brachte CNN Mariann für ein gemeinsames Interview zu mir. Mariann hatte Nicht ohne meine Tochter kurz nach der Entführung ihrer Kinder gelesen; einige Passagen, die sie emotional nicht verkraften konnte, hatte sie nur überflogen. »Als ich Betty vorgestellt wurde, hatte ich das Gefühl, sie schon seit langem zu kennen. Alle sahen eine Verbindung zwischen uns, weil unsere Fälle so ähnlich sind, und alle verwechseln sowieso immer den Iran mit dem Irak. "zu den regionalen Nachrichtenprogrammen wurde ich dauernd gefragt:
    >Kennst du Betty Mahmoody?<«
    245
    Mariann merkte, daß Christy und ich in schwierigen Zeiten nach positiven Ansätzen suchten. Ich demonstrierte, wie wichtig es war, den Landsleuten meines Mannes zu vertrauen, den Freunden, die mir und Mahtab bei der Flucht geholfen hatten. Ich habe nie alle Iraner über einen Kamm geschoren oder Mahtabs iranisches Erbe verleugnet.
    »All das hatte großen Einfluß auf mich und meine Probleme«, erklärte Mariann. »Man kann auf unterschiedliche Art vorgehen: Man kann wütend werden und kämpfen; man kann unverschämt und gemein sein oder einfach selbstzufrieden. Als Khalid mir die Kinder wegnahm, war ich natürlich wütend. Ich hätte der Presse gegenüber viele böse Dinge über ihn sagen können, aber ich hielt mich zurück. Menschen wie Betty und Christy überzeugten mich, daß ich meine Kinder sonst nie zurückbekommen würde.«
    Ich wollte Mariann bei jenem Interview Mut machen. Als der CATN-Reporter fragte, ob ich einen Rat für sie hätte, antwortete ich: »Wenn Mahtab dort drüben wäre, würde ich hinfliegen.« Diese Worte spornten Mariann an, ebenso wie der Film Nicht ohne meine Tochter mit seinem Happy-End und der beklemmenden Schilderung der Situation der Mädchen im fundamentalistischen Iran.
    »Am erschreckendsten war für mich, daß Mädchen im Iran schon mit neun oder zehn Jahren als heiratsfähig gelten. Das verschlug mir den Atem. Ich mußte an meine Tochter denken, und ich hatte große Angst, weil ich nicht wußte, wer sie aufzog und welche Pläne man mit ihr hatte. Später erfuhr ich, daß die Mädchen im Irak nicht so früh heiraten, aber ich mußte selbst hinfliegen und mich davon überzeugen.« Mariann unterdrückte ihren Zorn, aber es fiel ihr schwer, Kontakt mit der irakisch-amerikanischen Gemeinde herzustellen. »Ich wollte diese Leute nicht sehen, weil sie mich zu sehr an Khalid erinnerten.« Im März 1991, als die Operation »Desert Storm«
    beendet war und Mariann die
    246
    von CNN gefilmten irakischen Kinder, die bei amerikanischen Soldaten bettelten, nicht mehr ertragen konnte, sagte sie sich:

Weitere Kostenlose Bücher