02 - Beiss mich, wenn du kannst
du bist süß."
„Entschuldigt mal bitte." Ich stopfte mir das Laken etwas fester unter die Arme. „Ich möchte diesen warmen, kuscheligen Augenblick ja wirklich nur höchst ungern unterbrechen, aber ich bin nackt, und ich blute, und diese Typen wollen mich zu Hackfleisch verarbeiten."
„Oh, die verarbeiten dich doch nicht zu Hackfleisch. Sie schneiden dich nur auf und entfernen die inneren Organe."
„Oh. Na, da fühle ich mich ja gleich viel besser. Begreift ihr das nicht?" Ich trat auf meinen Bruder zu. „Ich lag unter einem rasiermesserscharfen Skalpell, während ich schlief und komplett schutzlos war."
„Das ist eine heikle Situation für uns", sagte Jack an Mandy gewandt. „Lil ist ganz aufgebracht." „Und wütend."
„Aber nicht deinetwegen", versicherte Jack Mandy. „Sie ist einfach nur ganz allgemein aufgebracht."
„Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten! Ihr habt gesagt, ich war hier sicher."
„Das dachte ich auch." Mandy schniefte. „Es tut mir wirklich leid."
In ihren Augen glitzerte es verdächtig, und bevor ich wusste, wie mir geschah, hörte ich mich sagen: „Halb so wild." „Wirklich?"
„Wirklich. Ich bin sicher, du hast mich nicht mit Absicht zur Autopsie geschickt. Das wäre deiner Chance, meine Familie positiv zu beeindrucken, nämlich auch nicht sehr zuträglich."
Sie lächelte. „Stimmt."
„Sie hatte keinen Puls", mischte sich die beginnende Stirnglatze ein, wobei seine bebende Stimme unser aller Aufmerksamkeit auf sich zog. Er schien langsam wieder zur Besinnung zu kommen. „Ich habe es selbst überprüft, sie hatte keinen Puls, und jetzt redet sie und sie blutet - und sie redet!'
„Das ist eine verdammt merkwürdige Scheiße", murmelte der Foto-Typ.
„Abartig."
„Sie hatte auch keine Körpertemperatur. Das habe ich ebenfalls persönlich überprüft." Die Stirnglatze schüttelte den Kopf, als ob sie versuchte, dem Ganzen irgendeinen Sinn abzugewinnen. „Sie war kalt. Eiskalt."
„Versuchen Sie mal in einem Kühlschrank zu schlafen", warf ich ein. Seine Augen weiteten sich, und er taumelte ein paar Schritte rückwärts.
„Ich .. ich muss den Sicherheitsdienst rufen."
„Lil", sagte mein Bruder. „Könntest du bitte was dagegen unternehmen?"
Ich? Was sollte ich denn tun - ach ja.
Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen. Ich ignorierte das Brennen in meiner Brust und fixierte die beginnende Stirnglatze, die gerade versuchte, im Rückwärtsgang die Tür zu erreichen.
„Nicht bewegen." Ich blickte tief in seine angsterfüllten Augen. Er blieb stehen. Seine Miene wechselte von entsetzt zu überrascht. „Sie sind gar nicht hier. Sie befinden sich im Aufenthaltsraum, wo Sie ein Nickerchen machen, und all das hier", ich machte eine kreisförmige Bewegung mit der Hand, „ist nur ein Traum." Ich lächelte und warf ihm einen verführerischen Blick zu.
Sein Gesicht entspannte sich, und in seine Augen trat ein hungriges Leuchten.
„Eine Fantasie. Eine nicht jugendfreie Fantasie."
Der Kerl hatte mich immerhin nackt gesehen. „Was sind Sie?", murmelte der Foto-Typ.
„Das habe ich doch schon gesagt." Nun wandte ich meine Aufmerksamkeit ihm zu, der zwischen zwei großen Metallregalen kauerte. „Eine Fantasie."
„Aber nicht meine ..." Er verstummte, und sein Blick wurde trüb. Ich erhaschte einen Blick auf eine dünne Frau mit mausbraunen Haaren und jeder Menge Sommersprossen. Seine Frau.
Meine eigene Angst ließ nach, und mein Herz klopfte rasch zweimal hintereinander.
„Ich bin das, was nach einem Salamibrötchen zu viel passiert." Jo, einen Blick auf das heutige Mittagessen hatte ich auch erspäht.
„So was wie Verdauungsbeschwerden, meinen Sie?", fragte der Foto-Typ.
Mein Bruder kicherte hämisch, und ich warf ihm einen Halt-bloß-die-Klappe-oder-ich-sorge-dafür-dass-dir-die-Ewigkeit-urfrMtc/i-endlos-vorkommt-Blick zu.
„Genau", antwortete ich. Das war zwar nicht besonders glamourös, aber schließlich hatte ich ja auch nicht vor, den Typ zu verführen. Und einen Mann, der in seinen Fantasien von seiner besseren Hälfte träumte, musste man doch respektieren.
„Wenigstens haben sie mit der Autopsie bis zum Abend gewartet", sagte ich ein paar Minuten später, als Mandy mich in den Damenumkleideraum führte, nachdem sie meinen knapp zwei Zentimeter langen Schnitt mit einem Antiseptikum behandelt hatte.
Ich weiß. Vampir. Unsterblich. Aber Mandy war wirklich ganz außer sich, und das konnte ich ihr auch kaum verdenken. Ich selbst war auch
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