02 - Beiss mich, wenn du kannst
allerschlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten.
Okay, vielleicht nicht meine allerschlimmsten. Aber es war schon fast genauso schlimm wie hellblaue Polyesterhosen, ein Managerposten bei Midnight Moe's und Vampirdetektoren bei Barney's.
Wir sprechen hier von einer zehn auf meiner Skala der beschissenen Dinge.
Wissen Sie, Ty ist wirklich ein toller Typ. Gut aussehend. Sexy. Knackig.
Immer wenn ich in seiner Nähe bin, übernimmt mein überwältigendes Bedürfnis nach ein paar fantastischen Orgasmen das Denken für mich. Und das ist gar nicht gut, da ich ja schließlich beschlossen habe, auf bedeutungslosen Sex und blindwütiges Drauflosbeißen zu verzichten - das war aber alles, was Ty und ich jemals miteinander haben konnten, da er nun mal ein gewandelter Vampir war und ich ein geborener und, na ja, das ist eben wie in einer dieser Tragödien von Shakespeare. Unvorstellbar, dass ich ihn zur allwöchentlichen Jagd mit nach Hause nehmen könnte. Meine Eltern würden erst pfählen und dann reden. Und was mich betraf ... ich spare mich ja für den Einen auf.
Ich weiß. Lasst die durchgeknallte Trulla nur reden! Aber nach fünfhundert Jahren augenblicklicher Befriedigung all meiner Wünsche würde ich der Ewigkeit gern auch einmal eine Chance geben.
Und darum kam Ty definitiv nicht in Frage.
Aber auch wenn ich all die Gründe kannte, warum es nicht passieren sollte, schien ich sie doch allesamt zu vergessen, sobald er und ich uns im selben Zimmer aufhielten. Oder mitten in der Luft vor irgendeinem Schlafzimmer schwebten und irgendwelche Pärchen bei abartigen Sexspielchen beobachteten (aber das ist eine andere Geschichte).
Sie verstehen also, wie verzweifelt ich sein musste, wenn ich es auch nur in Erwägung zog, bei ihm einzuziehen. Aber ich brauchte einen sicheren Ort und jemanden, der auf der amtlichen Liste von Personen, bei denen ich ganz bestimmt unterschlüpfen würde, nicht ganz oben stand. Ty, mit seinen großartigen Verbindungen zur New Yorker Polizei, vom FBI gar nicht zu reden, tauchte auf deren Radar mit Gewissheit gar nicht erst auf. Der Kerl verdiente seinen Lebensunterhalt damit, Verbrecher zu jagen. Da käme die Polizei doch im Leben nicht auf die Idee, er könnte einem Unterschlupf gewähren.
Einem verzweifelten weiblichen Vampir, der nach Sex lechzte, mit fabelhaftem Geschmack und einer Schwäche für Gewalt? Ein großes, fettes Ja, wie sich herausstellte.
Ich hatte angerufen und ihm die ganze Lage erklärt (mit allen Einzelheiten, einschließlich diverser überraschter Kannst du dir so was vorstellen!? und jeder Menge vollkommen gerechtfertigter Empörung). Und, okay, ich hatte auch ein bisschen geweint, aber schließlich stand ich voll unter Stress, und da war es ja wohl nicht überraschend, dass ich ziemlich aufgeregt und durcheinander war.
Schließlich ging es um Mord.
Natürlich glaubte er mir, schon bevor sich die Schleusen geöffnet hatten. Wie könnte es auch anders sein? Wir sind sozusagen ein Herz und eine Seele. Also, seit ich von seinem Blut getrunken habe, bin ich geistig mit ihm verbunden. Ich kann seine Gedanken hören, wenn er das will, und er kann meine hören.
Diese neue Fähigkeit war mir immer noch nicht so ganz geheuer, und darum tat ich so, als wäre dies gar nicht so und platzte mit der ganzen traurigen Geschichte heraus. Ich hatte also gefragt, ob ich bei ihm wohnen könnte. Er hatte zugestimmt und mir seine Adresse gegeben.
Wie sich herausstellte, wohnte er im Herzen von New Yorks Meatpacking District. Ich weiß schon - Fleischverarbeitung, Schlachthöfe und Metzgereien... Klingt tatsächlich einigermaßen rau und rabiat (was wiederum zu Ty so passte wie die Faust aufs Auge), aber die Gegend hatte sich in letzter Zeit in einen der angesagteren Stadtteile verwandelt. Dort hatten sich inzwischen Gourmetrestaurants angesiedelt, Kunstgalerien, schicke Boutiquen und sogar ein paar namhafte Designer, einschließlich eines meiner absoluten Favoriten, Carlos Miele drüben an der West Fourteenth. Wir reden hier über echten Chic.
Und deshalb hatte ich auf der Fahrt dorthin tatsächlich in Erwägung gezogen, dass Ty nicht das Yang zu meinem Yin sein könnte. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, war er nichts als ein (entsetztes Keuchen) Retrosexueller (den müssen Sie sich als Metrosexuellen plus jede Menge Trends und Stil vorstellen), der sich als cooler Macho-Kopfgeldjäger ausgab.
Cool und Macho üben eine schon geradezu lächerliche Anziehungskraft auf mich aus,
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