02 - Beiss mich, wenn du kannst
Zeitpunkt, falscher Ort, falscher Mann. Ich weiß. Aber was soll ich sagen? Ich war schrecklich geil, und ich stand total auf dunkle, gefährliche, zum Anbeißen aussehende Kopfgeldjäger.
Ich drängte meine lüsternen Gedanken beiseite und schüttelte den Kopf.
„Remy ist ein netter Kerl." „Er ist ein Vampir."
„Ein netter Vampir." Okay. Das klang jetzt selbst in meinen Ohren lächerlich, dabei hatte ich es selbst gesagt. „Sicher, wir sind alle bösartige Blutsauger, aber manche von uns sind nicht so bösartig wie die anderen. Unter dem Hunger liegt auch noch eine zivilisierte Schicht. Und unter der Gier. Und dem Narzissmus." Ich konnte einfach nicht aufhören, mir mein eigenes Grab zu schaufeln. „Du musst nur erst all die anderen Schichten abpellen, bis du zum wahren Charakter darunter kommst. Außerdem", ich zuckte mit den Schultern, „er mag mich."
„Er mag dich? Dann hast du dich also um Kopf und Kragen geredet und unsere Sicherheit aufs Spiel gesetzt, weil er dich mag?"
„Ich hab ihm nicht gesagt, wo du wohnst." „Er kann dich finden."
„Wenn er das herausfinden wollte, was er aber nicht tut."
„Weil er ein netter Kerl ist und dich mag?"
„Genau."
Er schüttelte den Kopf. „Du schaffst es noch, dass wir beide gepfählt werden."
„Die Cops wollen mich nicht pfählen. Sie wollen mich verhaften."
„Ich rede nicht von den Cops. Irgendwo da draußen läuft ein Mörder herum."
„Und hier drinnen laufen zwei extrem mächtige Vampire herum."
„Eher extrem dumme." Seine Augen blitzten. „Du hättest dich nicht von hier wegrühren dürfen." „Aber -"
„Verdammt noch mal, Lil, kannst du's denn nicht wenigstens zugeben? Du hast einen Fehler gemacht. Das Mindeste, was du jetzt tun kannst, ist, das einzugestehen und dich zu entschuldigen."
Er schüttelte wieder den Kopf und sah dann aus, als ob er mir am liebsten den Hals umgedreht hätte. Oder mich geküsst hätte.
Ich stimmte für Nummer zwei. Aber da hatte ich verloren.
„Was zum Teufel rede ich da eigentlich?" Er warf die Hände in die Luft. „Ich brauche deine Entschuldigung nicht." Er starrte mich wütend an. „Ab sofort setzt du keinen Fuß mehr aus dieser Wohnung."
„Ich -"
„Oder Flosse." „Ich -"
„Oder Flügel." „Aber ich -"
„Gar nichts. Verstanden?"
„Ich finde wirklich, dass du aus einer Mücke einen Elefanten machst. Selbst wenn er wüsste, wo ich bin, Remy würde es niemandem verraten. So ist er nicht."
„Sagst du."
„Was soll das denn nun schon wieder heißen?" „Dass du nicht unbedingt die beste Menschenkenntnis besitzt."
„Nur zu deiner Information, ich besitze eine ausgezeichnete Menschenkenntnis. Ich durchschaue jeden."
„Abgesehen von anderen Vampiren", widersprach er.
Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Ach ja? Dich durchschaue ich jedenfalls vollkommen."
„Tatsächlich?" Er kam einen Schritt auf mich zu.
Wenn ich auch keine Frau war, die sich vor irgendeinem männlichen Wesen - sei es ein Vampir oder sonst etwas - duckt, so machte ich doch unwillkürlich einen Schritt zurück.
Nicht aus Angst oder so, Sie wissen schon. Hier ging es um die pure, unverfälschte Lust, die ich genauso wenig loszuwerden vermochte wie einen Bumerang.
Meine Nerven vibrierten, und mein Puls beschleunigte sich. Der Lärm dröhnte in meinen Ohren. Er kam noch näher, und mein Blick blieb an der kleinen Narbe gleich unter seiner Augenbraue hängen. Ich hätte am liebsten einfach meine Hand ausgestreckt und seine Haut berührt, sie unter meinen Fingerspitzen gespürt, mir vorgestellt, was für ein Mann er wohl gewesen war, als er sich diese Wunde zugezogen hatte. Nur ein Mann.
Meine Nasenflügel blähten sich auf, sogen das köstliche Aroma von getragenem Leder und Seife und wilder Männlichkeit in sich auf. So was von jammjamm.
„Also, warum habe ich dir denn geholfen? Wenn du so gut Bescheid weißt, dann sag du mir, warum."
„Weil ich dich darum gebeten habe!", haute ich ihm seine eigenen Worte um die Ohren.
Er grinste. Seine leuchtend blauen Augen strahlten, glühten geradezu mit einer plötzlichen, ungezähmten Intensität, sodass ich Schritt für Schritt zurückging, bis ich bei der Wand angekommen war. Der nackte Stein drückte sich an meinen Rücken, während Ty sich von vorn an mich presste. Er lehnte sich so gegen mich, dass ich seine Erektion hart und gewaltig an meinem Schenkel spürte. Er umfasste meine Ellbogen mit den Händen und ließ seine Fingerspitzen über meine nackte Haut
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