02 - Beiss mich, wenn du kannst
Nacht gesuchte Schwerverbrecher in Fairfields wohlhabendstem Viertel rumtrieben."
„Ich treibe mich nicht herum, ich fahre Taxi. Zurück in die Stadt, zusammen mit Jacks Verlobter."
Sein Blick glitt an mir vorbei zu Mandy, die sich gerade in ihrem Sitz vorbeugte und mit einer Hand vor Officer Morris' starrem Blick herumfuchtelte. „Ein Mensch?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Sie sind verliebt." Ich wappnete mich für die übliche „Vampire glauben nicht an Liebe"-Ansprache, die sich bei zahlreichen Mitgliedern meiner Spezies so großer Beliebtheit erfreute.
„Ich wette, das macht deine Eltern ganz schön fertig." „Sie wissen's noch gar nicht, jedenfalls nicht den Teil mit der Verlobung. Sie denken, Mandy sei nur eine Phase." „Und was denkst du?"
„Ich denke, dass es uns nichts angeht. Wieso diese Straßensperre?"
„Das ist keine Straßensperre, das ist bloß eine Kontrolle. Um den Verkehr in und aus dieser Gegend zu überwachen. Denn wenn ich die Dinge hier nicht im Auge behalte, rückt das New Yorker Police Department an und tut es für mich. Und das werde ich ganz bestimmt nicht zulassen. Die mischen sich sowieso schon mehr als genug ein und treten allen möglichen Leuten auf den Schlips. Sie sind fest entschlossen, dich zu finden." Er sah mich an. „Und sie haben vor, ganz vorne mitzumischen."
„Ich vermute, du hast von dem Kopfgeld gehört."
„Fünfzigtausend Dollar sind eine Menge Geld."
„Es sind hunderttausend", verbesserte ich ihn. „Sie Habens gerade erhöht, aufgrund einiger wirklich belastender Beweise, die mich so richtig gefährlich aussehen lassen." Er wirkte kein Stück beeindruckt. Eher besorgt.
Remy war ein guter Freund der Familie. Also war es nur natürlich, dass er sich wegen einer hohen Belohnung Sorgen machte. Das hieße: noch mehr Leute, die nach mir suchten. Meine Eltern befragten. Seine Stadt durcheinanderbrachten.
„Mach dir bloß keine Sorgen, die finden mich nicht. Ich bin nämlich in der Versenkung verschwunden und verhalte mich vollkommen unauffällig."
„Indem du Samstagabend bei deinen Eltern auftauchst?"
„Heute Abend war die Jagd." Mehr musste ich dazu nicht sagen.
Remy nickte. „Trotzdem, du solltest nicht mit dem Taxi unterwegs sein. Das ist viel zu riskant. Es gibt einfach zu viele Leute, die nach dir Ausschau halten." „Nicht mehr lange."
„Du hast doch wohl hoffentlich nicht vor, dich zu stellen? Denn das wäre keine gute Idee. In diesem Fall spräche wirklich alles gegen dich, und wenn du nicht irgendetwas weißt, das wir noch nicht wissen . ."
„Noch nicht", warf ich ein. „Aber ich arbeite dran. Das wollte ich damit sagen.
Ich habe vor, dem Ganzen höchstpersönlich ein Ende zu machen. Und das bald."
„Wie das?"
„Ich hab einen Plan. Ich werde den wahren Mörder finden, die Person, die mich verleumdet, und bloßstellen." „Du und welches Ermittlerteam?"
„Kein Team. Nur einer, aber er ist kein Ermittler, jedenfalls nicht offiziell. Er ist ein unabhängiger Kautionsagent." „Ein Kopfgeldjäger?"
Ich nickte. „Ty ist wirklich toll. Er lässt mich bei sich wohnen und hilft mir dabei, diese Sache aufzuklären." „Ty. Ty Bonner?" „Du kennst ihn?"
„Ich hab schon von ihm gehört. Hält sich nicht immer an die Regeln, aber wer tut das schon in seinem Metier."
„Er ist wirklich in Ordnung. Und extrem clever."
Er nickte. „Offensichtlich. Er erkennt eine gute Investition, wenn er sie sieht."
„Was soll das denn heißen?"
„Dass du der Schlüssel zu der Person bist, die die Tat begangen hat. Wenn dir jemand einen Mord in die Schuhe schieben will, dann deshalb, weil er es auf dich abgesehen hat. Und das heißt, dass dieser Jemand nicht tatenlos rumsitzen wird, während du den Cops durch die Lappen gehst. Er wird wieder zuschlagen, und wenn er das tut, dann ist Ty genau am richtigen Ort - direkt neben dir. Er schnappt sich den wahren Mörder und das Kopfgeld. Und du kannst deinen Namen reinwaschen. Klingt nach einer Abmachung, von der alle was haben."
So hatte ich wirklich noch nie darüber nachgedacht. Für mich war Ty bislang der weiße Ritter gewesen, der an mich glaubte, mich rettete, der sich für mich aufopferte. Und nun schien alles, was er tat, in Wahrheit nichts als eine Investition in seine eigene Zukunft zu sein.
Trotzdem. Er hatte an mich geglaubt und mich gerettet, und er opferte sein eigenes Bett zugunsten meiner Bequemlichkeit.
„Gute Arbeit." Ich beendete das Thema, indem ich auf Remys Kollegin zeigte,
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