02 - Das Weltenschiff
um sich neu zu formieren, nach Mustern, die ihm völlig unverständlich waren. Er wusste, er war angegriffen worden.
Jemand versuchte, ihn umzubringen.
Und deshalb rannte er davon. Außerirdische verfolgten ihn – schreckliche, kreischende Wesen, die lange, dünne, funkelnde Klingen schwangen. Japsend sprintete er das letzte Stück, dann wurde er langsamer und blickte keuchend und mit glasigen Augen über die Schulter zurück. Jetzt waren die Außerirdischen verschwunden; er hatte sie abgehängt.
Das bedeutete aber nicht, dass er in Sicherheit war. Seine Gefährten hatten ihn verlassen, Charlie hatte ihn verlassen, die Roboter hatten ihn verlassen. Ganz allein hatte er sich durch einen Wald geschlagen, war Ungeheuern ausgewichen und hatte tückische Übergänge über einem bodenlosen Abgrund überquert. Er wusste nicht, wo er war, aber vielleicht würde er irgendwo Schutz in einer Höhle finden.
Plötzlich fühlte er vor sich eine niedrige, glatte Barriere. Er stand wieder am Rand eines Abgrundes. Gefährlich; aber besser, er wusste, wo der Abgrund war, als hineinzustürzen! Er beugte sich vor, spähte in die schattigen Tiefen des Canons. Er hörte einen fernen Schrei, Schwindel überkam ihn, und er torkelte zurück, kämpfte darum, sein Gleichgewicht zu halten.
Vorsichtig, vorsichtig. Hier sind vielleicht Außerirdische in der Nähe, und einige von denen können die Kontrolle über deinen Verstand übernehmen, dich über den Rand springen lassen, ohne dass du weißt, was du tust.
Vorsichtig.
Er atmete tief ein und wandte sich vom Rand des Canons ab. Bandicut schleppte sich über eine dunkle Lichtung und kehrte in den unheimlichen Wald zurück.
Nachdem er eine Weile sich langsam und vorsichtig im Unterholz weiterbewegt hatte, gelangte er in dem dichten Wald zu einer ganzen Reihe aufeinander folgender kleinerer Lichtungen – ein Labyrinth, in dem er Schutz suchen könnte. Vielleicht konnte er sich eine Weile auf einer der Lichtungen ausruhen. Er blinzelte, versuchte mit seinem Blick die Dunkelheit zu durchdringen. Ja, die Lichtung lag abgeschieden, und niemand war hier. Er trat drei Schritte vor, dann sackte er in sich zusammen. Am Leben, aber erschöpft. Und allein.
Vielleicht aber auch nicht. Abrupt hob er den Kopf; er glaubte, eine Bestie durch die Schatten der Bäume schleichen zu sehen. Er kämpfte einen plötzlich Ansturm von Angst nieder. Die Bestie hatte jedoch nichts anderes im Sinn, als sich ebenfalls hinzulegen und auszuruhen, sie holte hörbar, leise klickend Atem. Bandicut wusste nicht, was für ein Wesen das war. Es schien sich für ihn zu interessieren, ihm aber nichts tun zu wollen. Er beschloss, es in seiner Nähe zu dulden.
Ja, lass es in Ruhe … für eine Weile …
Und dann entglitt ihm sein Bewusstsein.
Während Ik gemeinsam mit Li-Jared weiterhastete, spielte sich in ihm ein innerer Kampf ab: Seine Angst um seinen Freund Bandicut lag im Widerstreit mit den Bedenken, die er wegen der Abmachung mit den Maksu hatte. Der Gedanke, der Boojum könne vielleicht versuchen, sie an ihrer Suche nach den Eishöhlen zu hindern, bereitete ihm Sorge. Zwar war er sich nicht sicher, warum ihre Suche den Boojum interessieren sollte, doch nahm er an, der Boojum wolle verhindern, dass jemand etwas über das Metasystem herausfand und mit diesem Wissen seine Pläne durchkreuzte. Wenn der Boojum sich einmischte, würden die Maksu ihnen nicht helfen. Schon jetzt hatte der Boojum die Maksu so sehr verängstigt, dass sie wie gelähmt waren, wenn sie nur daran dachten, was er tun könnte, falls man ihn verstimmen sollte.
Nicht dass Ik besonders begierig darauf war, sich allein mit dem Boojum anzulegen. Aber wenn es zur Konfrontation käme, wie könnte er da anders, als seinen Teil zum Kampf beizutragen – erst recht, wenn er vorausschauend dachte? Und jetzt das: Bandicuts Verschwinden! Wie schrecklich, wenn der Boojum ihn geholt … oder gar umgebracht hätte! Bandicut war für Ik nicht nur der Partner gewesen, der ihm und Li-Jared bislang gefehlt hatte, ohne dass sie es wussten; er schien auch jemand zu sein, der zumindest dazu imstande war, über das Hier und Jetzt hinaus zu planen.
»Dort entlang geht’s schneller«, entschied Li-Jared, der Ik am Arm packte und auf eine Reihe von Turbolifts zeigte.
Ik atmete durch die Ohren aus und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. »Sollen wir sie benutzen? Wenn der Boojum uns verfolgt, wäre es nicht klug, in einen Lift zu steigen, der vom Eisnetz
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