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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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angestarrt hatte, ohne ein Zeichen eines Grußes, war sie so unentschlossen gewesen, dass ihr in ihrer Verwirrung praktisch nur die Flucht geblieben war. Und dann, mitten während ihres Transports zu ihrem Hotel, hatte die Eisnetz-Nachricht sie erreicht: Eine Anfrage von demselben Mann, via Eisnetz-Mediator.
    John Bandicut war sein Name. Menschheit hieß seine Spezies, seine Heimatwelt Erde.
    Sie hatte ihm ihre Signatur gegeben, damit er sie kontaktieren könnte, aber er hatte es nicht versucht.
    Sie war hin und her gerissen zwischen widersprüchlichen Wünschen. Sie fand es quälend, einfach nur auf seinen Anruf zu warten. Wie lange suchte sie schon nach Angehörigen ihrer Spezies? Seit einem Jahr, mindestens. Und jetzt das: nicht das, was sie sich gewünscht hatte – doch etwas Reizvolles, Hoffnungen Weckendes und doch zugleich Beunruhigendes: Das Eisnetz hatte für sie eine Namensverfolgung durchgeführt, und das Ergebnis hatte sie schockiert. Ein gewisser John Bandicut war zu der Zeit auf dem südlichen Kontinent gewesen, als eine Sternenkopplerfabrik und ein Großteil der umliegenden Population beinahe von einem Kontrollsystem-Dämon zerstört worden wäre. Kaum dass sie diese Information gehört hatte, hatte sie begonnen, in ihrer Suite auf und ab zu laufen wie ein gefangenes Tier, und sie hatte sich zwingen müssen, sich hinzusetzen und sich zu sammeln.
    Sie kannte den Zwischenfall nur zu gut. Sie war selbst dort gewesen – in der Nähe, obgleich sie nichts damit zu tun gehabt hatte. Es geschah während einer Reise in die Region, die Teil ihrer immerwährenden, aussichtslosen Suche nach einem Artgenossen war, einem Artgenossen, den es vielleicht wie sie ins Exil verschlagen hatte. Ihre Suche war von dem Evakuierungsalarm unterbrochen worden, der hunderttausende von Einwohnern zur Flucht getrieben hatte. Nachdem sie herausgefunden hatte, wie knapp sie einer Katastrophe entkommen war, hatte sie ihre fruchtlose Suche aufgegeben und den erstbesten Transport gen Norden, nach Atrium City genommen – zu dem Ort, der nun am ehesten ihre Heimat war. Hier hatte sie versucht, den Vorfall zu vergessen. Kontrolldämonen machten ihr Angst. In letzter Zeit hatte sie zu viele Berichte über das Unheil gehört, das diese Dämonen anrichteten.
    Doch jetzt hatte es den Anschein, als verfolge dieser Zwischenfall sie, in Person John Bandicuts, dem Beinahe-Thespi.
    Halte dich fern von ihm.
    Toller Ratschlag, dachte sie. Aber die Wahrheit war, sie wollte mehr über diesen … diesen Menschen erfahren. Sie erhob sich wieder und tigerte unruhig durch die grottenartigen Räume ihrer Unterkunft, zwischen gewundenen Steinformationen hindurch, am kleinen Pool vorbei; sie bewegte sich eher wie eine Erstfrau auf dem Höhepunkt ihrer Balzphase als wie eine kühle, reservierte Drittfrau, deren Aufgabe es war, Hilfestellung zu leisten, und nicht, Leidenschaft zu empfinden. Es war nicht so, dass sie sich von ihm angezogen fühlte, doch der Mensch hatte sie wirklich neugierig gemacht.
    Und das war, wie sie wusste, gefährlich. Natürlich war die Lawine aus Ereignissen, die sie auf der Heimatwelt der Thespi beinahe das Leben gekostet hätte, durch ihre Neugier losgetreten worden. Durch die Neugier auf Leidenschaft, auf eine Liebesbeziehung, die Angehörigen ihrer Kaste verboten war. Und doch … heute wie damals, konnte sie ihre Neugier nicht verleugnen.
    Sie berührte die Wissenssteine in ihrem Hals und fragte sich, welches Risiko sie wohl einginge, wenn sie der Neugier nachgab. Sie schloss die Augen und ließ die Fingerspitzen über die kühlen Steinwände gleiten, während sie daran vorbeilief. Wenn dieser Mensch John Bandicut sie zu kontaktieren versuchte, sollte sie sich besser im Klaren darüber sein, was sie ihm sagen wollte.
    Bandicut hörte ein lästiges Summen in den Ohren, während er keuchend weiterrannte; er hatte sich verirrt. Es ließ nicht nach, dieses Summen, wechselte ständig die Tonhöhe und Lautstärke. Bandicut fiel schließlich ein, woran es ihn erinnerte: an das Moskitowesen, das ihn gebissen hatte, vor langer Zeit. Es hatte etwas aus ihm herausgesaugt – Informationen … oder Quantenstabilität, wie ihm jemand gesagt hatte. Die Erinnerung daran jagte ihm Furcht ein.
    An etwas anderes jedoch entsann er sich nicht. Nebel umhüllte seinen Verstand, eine undurchsichtiger Schleier legte sich über den anderen, ein Labyrinth bildete sich in seinem Kopf, ein Labyrinth mit unberührbaren Mauern, das sich stets auflöste, nur

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