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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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die mit Maya-Zeichen verzierte Stele und zog die Hand sofort wieder zurück. Als umsichtiger Archäologe, der seine Funde gern überleben wollte, rechnete er mit allem, auch und gerade mit dem Unwahrscheinlichen.
    Nichts passierte. Tom schaltete einen Gang höher. Er setzte sich auf den Rand der Grube und rüttelte mit dem Fuß an der Stele, die er als eine Art Hebel einschätzte. Sie ließ sich viel leichter bewegen, als er vermutet hätte.
    Unter ihm begann es zu rumpeln. Er zog die Beine hoch, sprang auf und wich einige Schritte zurück. Mit knirschenden Geräuschen öffnete sich etwa einen Meter neben dem Hebel der Boden. Eine schwere Platte zog sich langsam in eine seitliche Öffnung zurück.
    Ein viereckiges Loch, etwa einen auf einen Meter breit, tat sich vor Tom Ericson auf, eine Art gemauerter Schacht, der in etwa drei Meter Tiefe führte.
    Er blickte hinein. »Das glaube ich jetzt nicht«, murmelte er. Eine Aluleiter mit verbogenen Sprossen lehnte an der Wand! Tom stieg vorsichtig darauf. Die Sprossen hielten. Als er unten stand, bemerkte er direkt hinter der Leiter eine weitere Öffnung, ungefähr einen Meter hoch.
    Er leuchtete mit der Taschenlampe, die er immer dabei hatte. Der Lichtkegel riss einen leicht schräg nach unten führenden Gang aus der Dunkelheit. Tom zögerte nicht lange und kroch hinein. Es roch muffig und modrig. Nach nur zwei Metern kam er an eine weitere Öffnung. Sieben Stufen führten nach unten und mündeten in einen niedrigen Gang, in dem Tom nicht mehr aufrecht gehen konnte. Die Baumeister diese Gänge waren wesentlich kleiner gewesen als er selbst.
    Tom drang gebückt weiter in die Ruine vor. Langsam, Schritt für Schritt und immer wieder mit der Machete tastend. Auch wenn er nicht der Erste hier war, hieß das noch lange nicht, dass alle unliebsamen Überraschungen eliminiert waren. Auch auf giftige Schlangen und Spinnen musste er achten. Und auf die Ratten, die der Lichtkegel aus der Finsternis riss. Sie witterten kurz, dann huschten sie vor Tom her.
    Je weiter er vordrang, desto muffiger roch es. Überall wucherten Pilze an den Wänden, er sah Kakerlaken und Schaben kriechen. Auch Spinnennetze, an denen kleine Tropfen hingen, irisierten im Lampenlicht. Tom sah genauer hin: Es hingen tote Fliegen darin!
    Es muss also mindestens einen weiteren Zugang geben. Einen, der ständig offen ist…
    Das Entdeckerfieber hatte Tom gepackt. Es ging um eine Kehre. Fast wäre er über die Spitzhacke gestolpert, die vor ihm auf dem Boden lag. Nicht weit davon stieß er auf zwei Paletten in Plastik verpackte, noch ungeöffnete Konservenbüchsen und einen verrosteten Kocher.
    »Wollten die hier etwa einziehen?«, murmelte er. »Sieht fast so aus, als hätte man sich auf einen längeren Aufenthalt eingestellt…«
    Er langte nach einer der Büchsen und las das Verfallsdatum der darin enthaltenen Bohnen in Tomatensoße. Es datierte auf den November 1998.
    An den Wänden erschienen erste Bilder. Maya-Hieroglyphen zweifellos. Tom glaubte daran zu erkennen, dass es sich um eine Grabkammer handelte. Und zwar um die einer hochgestellten Persönlichkeit. Ein Fürst vielleicht?
    Die nächste Neunzig-Grad-Kehre. Tom prallte zurück.
    Nicht schon wieder…
    Vor ihm lag ein Skelett, eindeutig menschlich. Arme und Beine waren verkrümmt, der Kopf fehlte. Wahrscheinlich hatte der oder die Tote in den letzten Minuten furchtbare Schmerzen erleiden müssen. Um den Fürsten handelte es sich keinesfalls. Die Maya hatten keine wadenlangen Jeans und schulterfreie weiße Unterhemden getragen.
    Also wohl ein Grabräuber.
    Was um alles in der Welt war hier passiert?
    Skelette pflastern seinen Weg , dachte Tom in einem Anflug von Galgenhumor. Das wird ja langsam inflationär…
    Auf den Marquesas hatte er vor wenigen Tagen eine ähnliche Entdeckung gemacht. S. Müller hatte der Tote dort geheißen.
    Und wie heißt du? Maier? Ja, das ist gut. Ich werde dich Maier nennen…
    Tom untersuchte die Knochen vorsichtig. Auch weil der Schädel fehlte, erwartete er unwillkürlich, Spuren von Gewalteinwirkung zu finden, so wie an Müllers Skelett.
    Und er wurde nicht enttäuscht.
    Das halb vermoderte Unterhemd, so zerschlissen es auch war, ließ noch einen deutlichen Schnitt quer über den Oberkörper erkennen. So präzise wie mit einem Skalpell ausgeführt.
    Tom schoss mehrere Fotos mit seinem neuen Satellitentelefon und schickte sie auf den Server. Erst danach versuchte er, die Reste des Hemdes vorsichtig zur Seite zu ziehen. Es

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