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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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ausschließlich unbekannte Gesichter.
    Er lenkte den Jeep von der Fähre und steuerte ihn zum Hotel »Barracuda«, das direkt an der Strandpromenade lag. Dort nahm er sich ein Einzelzimmer. Nun hieß es warten. Aber dabei wollte Tom nicht untätig sein, zumal ihm sein unbekannter Informant in Aussicht gestellt hatte, dass es ein paar Tage dauern könne.
    Nein, er würde die Zeit anders zu nutzen wissen.
    Tom war mehr und mehr zu der Ansicht gelangt, dass es kein Zufall sein konnte, dass ihn sowohl die zweigeteilte Maya-Karte als auch die Suche nach Cordova hierher nach Cozumel geführt hatte. Er würde, anstatt hier brav auf den Informanten zu warten, dem Ort im Südwesten der Insel einen Besuch abstatten, auf den der stilisierte Schädel hinwies.
    Tom besorgte sich eine Machete als unentbehrliches Handwerkszeug eines jeden, der sich durch den Dschungel schlagen wollte. Dann gab er die genauen Koordinaten, die er längst ermittelt hatte, ins Navi ein und fuhr los.
    Sein Weg führte ihn aus San Miguel hinaus nach Süden, am Westufer entlang. Irgendwann endete die Hunderttausend-Einwohner-Stadt abrupt und machte dichtem Dschungel Platz, der bis fast an die Straße heranreichte. Nach einigen Kilometern führte ein schmaler Weg nach Osten ab. Das schräg hängende Holzschild wies auf die Maya-Ruine von El Cadral hin.
    Nach kurzer Fahrt erreichte Tom das schon wieder halb vom Dschungel zurückeroberte Gebäude, an dem sogar einige Touristen herumlungerten. Viel zu sehen gab es hier nicht. Ein flaches, stufenförmiges Steingebäude mit einem Eingang, der in ein paar leere, muffige Kammern führte.
    Tom hielt ein kurzes Schwätzchen mit dem gelangweilt dreinschauenden Händler am einzigen Souvenirstand. Dann nahm er das Navi aus der Halterung im Wagen, schaltete es in den Fußgängermodus und drang damit in den Dschungel vor.
    Laut Anzeige hatte er etwa acht- bis neunhundert Meter Weg vor sich, nicht weit also, aber die Strecke erwies sich als ziemlich schwierig. Schon nach hundert Metern war Tom schweißüberströmt, da er sich fast unablässig mit der Machete den Weg freihacken musste. Manchmal stand die grüne Wand so dicht, dass er fünf Minuten für einen Meter brauchte. Aber Tom war diese Art der Fortbewegung gewöhnt und ließ sich davon nicht beirren.
    Sein Herz schlug schneller, als er sich der angegebenen Position näherte. Was würde er finden? Würde er überhaupt etwas finden? Oder hatten es sich der Urwald oder Schatzsucher längst geholt? Tom drückte sich zwischen Bäumen durch und schlug ein paar Büsche zur Seite.
    Nur noch einige Meter…
    Das Dschungeldach war hier nicht allzu dicht und ließ Sonnenstrahlen bis auf den Boden durch. In den geheimnisvollen Licht- und Schattenspielen sah Tom die Steine zuerst nicht. Doch dann fraß sich sein Blick daran fest.
    »Wow«, sagte er andächtig.
    Er sah große, grob behauene Quader, die bis in etwa drei Meter Höhe reichten. Wurzeln rankten sich zum Teil darüber, auf dem Dach wucherte dichtes Gebüsch. Die umliegenden Bäume hatten die Ruine mit ihren Wurzeln ebenfalls schon zum größten Teil erobert. Mehr als vier, fünf Quadratmeter des Gebäudes lagen nicht mehr frei.
    Tom trat an die Ruine heran. Vor ihm ringelte sich eine Schlange über den Boden und verschwand hinter einem größeren Stein, der direkt am Gebäude lag.
    Tom strich über das Moos, das sich auf den Mauern gebildet hatte. »Dann wollen wir doch mal sehen…« Mit der Machete kratzte er die Flechten herunter. Mit geübtem Blick sah er, dass an den Steinen herumgehackt und herumgekratzt worden war.
    Jemand war vor ihm hier gewesen! Enttäuschung machte sich in Tom breit. Aber nur für einen Augenblick. Wer immer hier gesucht hatte, hatte vielleicht gar keinen Eingang gefunden.
    Diese Hoffnung musste Tom gleich wieder fahren lassen. Als er nämlich den Stein beiseite rollte, hinter dem die Schlange verschwunden war. Er stieß einen verblüfften Laut aus. Nicht etwa wegen des Reptils ‒ das war wohl durch ein faustgroßes Loch ins Gebäudeinnere geschlüpft ‒, sondern vielmehr wegen der kleinen Grube, die der Stein bedeckt hatte. Sie befand sich direkt an der Wand, war etwa einen Meter tief und rund dreißig Zentimeter breit und lang.
    Das eigentlich Verblüffende aber war die unterarmlange Stele, die in der Grube leicht schräg aus dem Boden ragte.
    »Da hat bereits jemand die Vorarbeit geleistet«, murmelte Tom und kratzte sich im Genick. Geschmeidig ging er in die Knie, fasste vorsichtig an

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