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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Zivilisation. Abends ertränkte er seinen Frust dann mit mehreren Flaschen Cervesa am Hotelpool.
    Als er zu seinem Zimmer zurückkam, bemerkte er, dass die Tür einen Spaltbreit offen stand. Er runzelte die Stirn. Adrenalin schoss in seine Blutbahn. Mit einem Schlag war die leichte Benommenheit, die dem Alkohol geschuldet war, weg. Tom schob die Tür weiter auf.
    »Hallo?«
    Ein Zimmermädchen, das damit beschäftigt gewesen war, die Möbel abzustauben, fuhr erschrocken herum und fasste sich ans Herz.
    »Was machen Sie da?«
    Sie sah ihn ängstlich an. »Ich… ich habe noch die Möbel abgestaubt.«
    »Um diese Zeit? Das ist aber mehr als ungewöhnlich.«
    »Ja, Señor, ich weiß, Sie haben recht. Bitte entschuldigen Sie tausendmal. Aber ich bin heute Morgen zu spät gekommen, weil ich mich um meine kranke Mutter gekümmert habe, und da musste ich meine Arbeit eben jetzt nachholen.« Ihre Augen wurden groß. »Aber bitte melden Sie das nicht dem Management. Die sind sehr streng und ich brauche den Job doch so dringend. Ich… ich würde mich auch erkenntlich zeigen, wenn Sie das wollen.«
    »Vergessen Sie's«, wehrte Tom fast ärgerlich ab. »Ich werde Sie nicht melden, versprochen. Besteht ja auch kein Grund dazu, oder?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Vielen Dank, Señor. Und entschuldigen Sie nochmals.« Das Zimmermädchen huschte sichtlich verstört aus der Tür.
    ***
    28. Juli 1985, Mexikanisch-Guatemaltekische Grenze
    Sie waren zu elft, zehn Männer und eine Frau. Während die Frau scharfes Chili kochte, schufteten die Männer in der glühenden Sonne.
    »Los, ihr faulen Hunde!«, brüllte Manolo Garciamendez, ein Hüne von Mann mit schulterfreiem Che-Guevara-T-Shirt, über das er zwei vor der Brust gekreuzte Patronengurte gehängt hatte. Seine Männer nahmen ihm die Beleidigung nicht übel; sie wussten, dass sie nicht so gemeint war. Vor allem dann nicht, wenn Garciamendez zufrieden war.
    Und das war er. Sie alle waren zufrieden, denn der Raubzug bei den guatemaltekischen Ruinenfeldern war überaus erfolgreich gewesen. Sie hatten aus einer neu gefundenen Anlage im Dschungel, die Béjar Gaitan vor etwa einem halben Jahr bei einem Überflug aufgespürt hatte, siebzehn schwere Steinplatten voller Maya-Zeichen, Statuetten und wunderbar bemalte Vasen und Becher geborgen. Eine der Vasen war fast mannsgroß und zeigte einen Maya-Fürsten mit Kopfschmuck, der auf einem Jaguarfell thronte.
    Jetzt waren sie gerade dabei, die Sachen, die sie mit Hilfe einheimischer Helfer in Ochsenkarren aus dem teilweise unwegsamen Gelände geborgen hatten, in einen alten Militärlastwagen umzuladen, der auf dem freien Platz vor der ehemaligen Kirche stand.
    Niemand sah die fünfzehn Männer kommen, da die sich so geschmeidig und leise wie Jaguare anschlichen. Während sich einer absonderte, um sich um die Frau im Haus neben der Kirche zu kümmern, verteilten sich die anderen und kauerten für einen Moment in den schmalen Schatten der alten, zum Teil schon zerfallenen Häuser.
    Ihr Anführer, der Glatzkopf, gab das Zeichen. Die Indios traten aus ihrer Deckung hervor. Die Grabräuber erstarrten. Sie waren eingekreist und blickten in die Mündungen halbautomatischer Sturmgewehre.
    Der Glatzkopf trat vor. »Ich bin Pauahtun«, sagte er laut, während irgendwo die Frau zu schreien und zu kreischen anfing. »Werft eure Waffen weg. Sofort!«
    Garciamendez, der finster und gleichzeitig ängstlich dreinschaute, machte den Anfang. Messer, Macheten und Pistolen flogen auf den Boden.
    »Gut so.« Pauahtun deutete mit einer Kopfbewegung auf Andrés Gandarilla. »Du da, komm her.«
    Gandarilla hob die Hände. »Was… was wollt ihr ausgerechnet von mir?«, fragte er mit zitternder Stimme.
    »Herkommen!«
    »Ist ja gut.« Gandarilla kam. Zwei der Indios in militärisch anmutender Kampfkleidung nahmen den Grabräuber in Empfang. Einer stellte ihm ein Bein und warf ihn blitzschnell auf den Boden. Gandarilla quiekte wie ein Schwein, während sich der Indio auf seinen Brustkorb setzte und ihm das Sturmgewehr an den Hals hielt.
    »Woher habt ihr die Statuetten des kleinen Feuergottes, die ihr Espinosa verkauft habt?«, fragte Pauahtun laut und deutlich.
    »Was für Statuetten? Ich kenne keinen Feuergott«, erwiderte Garciamendez. »Und meine Leute auch nicht. Oder, Männer?«
    Die verneinten ebenfalls lauthals und schüttelten die Köpfe.
    »Ehrlich, ich weiß nicht, wovon du sprichst, Pauahtun. Wann soll das überhaupt gewesen sein?«
    »Vor einigen Tagen.

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