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02 - Die Gefangene des Wikingers

02 - Die Gefangene des Wikingers

Titel: 02 - Die Gefangene des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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schleifen würden. So viele waren tot. Adelige, Carls und Leibeigene, ohne Ausnahme waren sie alle mit Stolz und .Mut in den Tod gegangen.
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Egmund war tot. Der liebe, treue Egmund mit seinem hängenden Schnurrbart und den traurigen, braunen Augen. Sie konnte den Gedanken daran nicht ertragen. Sie kniete nieder und tauchte ihr Gesicht in das kühle, sprudelnde Wasser. Sie ließ es über sich laufen, damit es den Schmutz abwusch - und die Berührung des Wikingers. Wieder begann sie zu zittern, dann zwang sie sich dazu, aufzustehen. Der Regen hatte endlich aufgehört. Sie musste weiter. Sie musste so lange weiterlaufen., bis sie Alfred erreichte.
    Jetzt konnte sie es kaum mehr erwarten, zum König zu kommen und sich, müde wie sie war, unter seinen Schutz zu stellen und ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Sie wollte ihn damit nicht belasten, aber Alfred war der einzige, der an den Wikingern Rache üben konnte.
    Alfred war mit Kämpfen gegen die normannischen Eroberer aufgewachsen. Schon vor seiner Geburt waren die Wikinger als tödliche Bedrohung in das Land eingefallen, hatten die Männer von Dorset, Lincolnshire, East Anglia, Kent, London, Rochester und Southampton hingemetzelt. Alfred war der jüngste Sohn gewesen und hatte drei Brüder im Krieg verloren, ehe er dann König wurde. Als sich eine Gelegenheit dazu bot, hatte er die Wikinger für den Frieden bezahlt, aber sie waren hinterhältig und hatten den Waffenstillstand gebrochen. Danach blieb Alfred keine andere Wahl, als zu kämpfen.
    Und Rhiannon wusste, dass er ein guter Kämpfer war.
    Unter seiner Flagge hatten sich mehr Männer zum Kampfe vereint, als unter jedem anderen König. Er war tapfer und weise und gütig, und sie liebte ihn aus ganzem Herzen. Jetzt belagerte die dänische Armee Rochester. Alfred war dabei, seine Streitkräfte zu versammeln und einen Angriff vorzubereiten, um den Männern innerhalb der Stadtmauer zu. Hilfe zu kommen.
    Ihr geliebter Rowan war bei dem König. Gott sei Dank, dass er nicht bei ihr geblieben war, denn er hätte sich den Angreifern nie ergeben und wäre getötet worden. Zuviele andere waren ihr schon genommen worden. Ihr Vater war in einer von Alfreds Schlachten gegen den Dänen Gunthrum gestorben; ihre Mutter war ihm bald danach ins Grab gefolgt. So viele andere ihrer Leute waren den Klingen der Wikinger zum Opfer gefallen, und sie würde es nicht ertragen können, wenn auch Rowan starb.
    Rhiannon fing an, schneller zu laufen. Ihr wurde bewusst, dass sie zu Fuß bis zum König tagelang unterwegs sein würde. Eigentlich hatte sie ja auf einem Pferd fliehen wollen, aber der Wikinger hatte ihre Pläne durchkreuzt. Sie hatte nur noch blindlings fliehen können. Sie hatte kein Pferd, sie war müde und verzweifelt, aber sie musste weiter. Sie wagte es nicht so nahe bei den Wikingern lange zu verweilen.
    Sie ging weiter und schlang die Arme um sich, da sie wieder fror. Sie wollte nicht von diesem riesigen, blonden Eindringling gefangen werden. Sein Gesicht war ihr noch sehr gut in Erinnerung. Dieses kantige Gesicht mit den eiskalten, wilden, blauen Augen. Seine warnenden Worte klangen noch in ihr nach und brachten sie dazu, schneller zu gehen. Sie betete aus ganzem Herzen, ihm nie wieder zu begegnen.
    Ihr fiel wieder ein, wie sie ihn zum ersten Mal erblickt hatte. Wie er da auf diesem Schiff gestanden hatte, so, als könnten ihn nicht einmal die wildesten Blitze niederstrecken. Unverschämt und arrogant hatte er den Tod Über die gebracht die ihr am Herzen lagen. Sie hatte so verzweifelt seinen Tod gewollt; sie hatte gespürt, dass seine Männer ohne ihn aufgegeben hätten.
    Er war sogar ganz ruhig dagestanden, als ihr Pfeil auf sein Herz zugeflogen war, aber in letzter Sekunde war er einen Schritt zur Seite getreten und damit am Leben geblieben. Sie verachtete seinen Stolz und seine Überheblichkeit und das Blutvergießen, das er über ihre Stadt gebracht hatte. Eigentlich hätte sie sofort fliehen sollen, aber sie hatte sich so verzweifelt gewünscht, ihn zu töten. Und dabei war sie selbst fast an den Rand des Todes gekommen!
    Eine heiße Woge stieg in ihr auf, und sie rief sich die hochaufragende Gestalt und die Wut des Normannen ins Gedächtnis zurück. Seine Hand auf ihr war wie eine Fessel gewesen, seine Muskelkraft hatte auf und in ihr gebrannt, und sie hatte noch nie derartig überwältigenden Hass oder Angst empfunden. Niemals würde sie diese Augen vergessen. Wegen ihm lag jetzt

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