02 - Die Gefangene des Wikingers
Täler und einen Küstenstreifen nördlich von hier, der direkt am Meer liegt. Da gibt es eine geschützte Bucht und drum herum hoch aufragende Klippen. Niemand kann ein Land erobern, das so geschützt ist. Das Tal dort ist fruchtbar. Es ist ein natürlicher Hafen; ich sah es vom Meer aus.«
Alfred zögerte.
Eric zog kühl eine Augenbraue nach oben, und der König sah, wie schnell die Augen dieses Mannes eisig werden konnten. »Ist das zuviel verlangt für das Blut, da Ihr mich gekostet habt?«
»Nein, das ist es nicht. Ich würde Euch das Land sofort übergeben, aber es gehört mir nicht. «
»Dann befehlt dem Lord, dem es gehört, sich ein anderes Stück Land zu suchen. Wir werden den Dänen eines abnehmen.«
»Es gehört keinem Lord«, murmelte Alfred. Eric runzelte die Stirn. »Es gehört ebenfalls meinem Patenkind der Lady Rhiannon.«
Eric nickte langsam, er verstand: »Dann sollte sie doch mehr als einverstanden sein, Euch damit einen Gefallen erweisen zu können. «
»Das hat sie bereits getan«, sagte der König mit einem Anflug von Humor, »diese Stadt hier gehörte ihr ebenfalls, sie wurde von ihrem Vater erobert. «
Das Bild eines feuerhaarigen Mädchens mit Mordlust in den Augen erschien kurz vor seinem inneren Auge, und Eric grinste mit einer gewissen Schadenfreude: »Also würde ich auch das Land Lady Rhiannon wegnehmen?«
»Ja«, sagte der König leise. Er ging, zum Tisch zurück. »Rhiannon ist die Lady dieser gesamten Küste. Garth, ihr ,Vater, war ein hervorragender Krieger. Er kämpfte immer mit ganzer Loyalität, und die Menschen erinnern sich noch an seinen Namen. Wenn ich seine Tochter missachte, werde ich mit meinen eigenen Leuten kämpfen müssen. «
»Ich werde dieses Land nicht aufgeben«, sagte Eric ausdruckslos. Und das würde er auch wirklich nicht. Das Blut seiner Männer war hier vergossen worden. Außerdem würde er dieser Lady Rhiannon nicht einmal eine Handvoll Dreck zurückgeben.
Alfred runzelte die Stirn. Er war ärgerlich auf den unnachgiebigen Prinzen und mehr noch auf Rhiannon. Eric von Dubhlain würde seine Forderung nicht aufgeben; das sah der König in seinen Gletscher-Augen und in der unversöhnlichen Linie seines Kiefers. Und Alfred sah auch, wie sich seine Träume von einem Frieden in Wessex in Rauch auflösten. Er konnte kämpfen und, bei allen Heiligen, er könnte auch gewinnen. Er war ein großer König.
Aber ohne weitere Männer zur Verfügung zu haben, konnte er nicht in die Schlacht ziehen. Er hatte Unterstützung aus England bekommen; unausgebildete Kämpfer waren für ihn gestorben. Doch jetzt lag eine große Verantwortung auf ihm. Er wollte, dass diese kampferprobten irischen Wikinger für ihn kämpften. Er wollte diese Krieger mit ihrer Furchtlosigkeit und ihrem Mut und ihrem Stolz und ihrer wilden Kraft und ihrer Ausbildung. Er wollte die Möglichkeit zum Sieg haben.
»Wir könnten hier abermals in einen heftigen Kampf verstrickt werden - Eure Leute gegen meine -, wenn ich Rhiannon ihr gesamtes Hab und Gut wegnehmen muss«, gab Alfred zu bedenken.
»Nun denn, dann gebe ich zu bedenken, ob wir zu einem Ergebnis kommen werden. Denn ich habe so das Gefühl, dass es von meiner Seite aus auch noch einige Dinge gibt, die ich mit der Lady Rhiannon zu klären habe«, erwiderte Eric sanft.
»Mit Rhiannon?«
»Sie befahl schließlich den Angriff auf meine Schiffe« meinte Eric. Er fragte sich, warum er sich dazu entschieden hatte, dem König nichts von dem mehr intimen Teil ihrer Begegnung zu erzählen.
Alfred befeuchtete seine Lippen: »In Ordnung. Ich werde Euch Lady Rhiannon zur Frau geben, und damit wird auch das gesamte Land - mehr als Ihr verlangt habt - Euer sein «
»Was?« fragte der irische Prinz überrascht.
»Ich werde Euch Lady Rhiannon zur Frau geben, und so werdet Ihr der Lord über ihr gesamtes Land. Die Leute werden die Heirat mit einem Christen akzeptieren, und sie werden verstehen, dass wir durch diese Beziehung fest miteinander verbunden sind. Und wenn ich Euch mein eigenes Patenkind anvertraue, dann werden Eure Männer wissen, dass der Verrat nicht von mir ausgegangen ist.«
Alfred war überrascht, dass sich auf dem kantigen, gutaussehenden Gesicht des Prinzen ein Ausdruck reinster Ungläubigkeit breitmachte. »Aber Sire«, protestierte Eric von Dubhlain, »ich will keine Frau.«
Verletzt wandte sich der König ab. Jeder Adelige an seinem Hofe und im ganzen Land hatte um Rhiannon gebuhlt. Gott hatte keinen schöneren Engel
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