02 - Die Gefangene des Wikingers
heute nicht. «
»Ich weiß nicht, ob ein Verrückter genügen wird … «
Eric unterbrach den Mönch: »Sagt Eurem König, dass er jemand sehr Kostbaren bekommt, meinen Lehrer, einen Mann, der oft meine Stärke ist. Sagt ihm, dass er einen Schatz in Händen hält, und wenn es jetzt wieder einen Verrat gibt, wird ganz England dafür bezahlen. Dann könnt Ihr ihm sagen, dass ich ihn erwarte, wann immer es ihm passt. Wir werden in dieser schönen Halle miteinander reden. «
Die beiden Männer verließen ihn, der Mönch noch nervöser als bei seiner Ankunft, Mergwin unbeeindruckt. Rollo wartete, bis sie gegangen waren, dann verließ er amüsiert den Raum. Nachdem alle weg waren, beendete Eric sein
Mahl und kleidete sich an. Irgendwann während der Nacht hatte Rollo seine Reisetruhe gebracht, und Eric beschloss, da er sich mit einem König treffen würde, sich wie der Sohn eines Königs und der Enkel von zweien zu kleiden. Er wählte irische Kleidung, warme Wollstrümpfe, eine weiche, blaue, pelzbesetzte Tunika und einen Gürtel, der mit einem feinziselisierten keltischen Kreuz besetzt war. Um die Schultern warf er sich seinen üblichen, karmesinroten Umhang, der von einer Brosche mit den Insignien des Hauses seines Vaters, dem Wolf und der Krone, gehalten wurde.
Als er fertig war, blickte er in dem Raum umher. Rollo hatte ihn sicher im besten Zimmer des Hauses untergebracht, und wenn das hier nicht das Zimmer des Lords war, dann das der Lady. Neugierig ging er zu der Truhe am Fußende des Bettes und öffnete sie. Die Truhe war mit Frauenkleidern gefüllt, lange Tuniken aus einem Material, besetzt mit Pelzen und Edelsteinen.
Also hatte hier die Lady Rhiannon regiert. Das war ihr Zimmer gewesen. Er hatte sie von diesem Ort vertrieben, zumindest sah es so aus. Zorn erfüllte ihn. jemand hatte Verrat geübt, und diese Rhiannon war ganz sicher der Grund dafür gewesen. Es war ihr Land, hatte die Magd gesagt. Sie war diejenige, die den Kampf befohlen und dessen blutiges Ende beobachtet hatte.
Sie hatte ihn mit einem Pfeilhagel begrüßt. Sie hatte ihn verletzt. Sie hatte sich aus ganzem Herzen gewünscht, ihn zu töten. »Hexe!« zischte er, und das war sie, mit ihren silberblauen, Augen, ihrem Haar aus purem Feuer und ihrem kochenden Hass. Er hob einen juwelenbesetzten Dolch auf und dachte über die ganzen Geschehnisse nach. Vielleicht hätte er sein Messer lieber doch in ihr Herz schleudern sollen. Denn wenn sie abermals die Chance hatte, dachte Eric, dann würde sie ihn freudig ermorden. Dieser Möglichkeit war sie sowieso schon. näher gekommen als so mancher Mann. Sie hatte wie eine Füchsin gekämpft und ihn verwundet, sie wusste, wie man auf einen Menschen zielte.
»Gut, meine Stolze«, murmelte er und drehte den Dolch in seiner Hand hin und her. »Ihr werdet dafür bezahlen, denn Ihr, werdet dieses Stück Land und diese Kleider, und alles, was ich übernommen habe, aufgeben müssen. Und Ihr werdet das alles nie mehr zurückbekommen - das schwöre ich. Vielleicht werdet Ihr dadurch Demut lernen. Wenn ich jemals die Chance bekommen sollte, Lady, werde ich dafür sorgen, dass Ihr Demut gründlich lernt.« Er konnte immer noch nicht die Wut vergessen, die sie in ihm entfacht hatte. Und, ehrlich gesagt, konnte er auch die Frau selbst nicht vergessen. Sogar wenn ihre Augen voller Hass blitzten, waren sie wunderschön, mit der blaugrauen Iris, gesäumt von dichten schwarzen Wimpern. Sie rief bei ihm keine Zärtlichkeit hervor, sondern hatte in ihm eine erschreckende Begierde entfacht. Er grinste. »Schade, dass sie eine gebürtige Lady ist. Einem Mann, den sie für einen Wikinger hält, als Konkubine übergeben zu werden, würde für sie ganz sicher eine Demütigung sein, die sie nur schwer ertragen könnte. «
Er warf den Dolch in die Truhe zurück und schloss sie. Keine Frau, ganz egal wie anziehend sie war, bedeutete ihm so viel wie Land. Und obwohl der Geschmack von Rache in seinem Mund süß schmeckte, wollte er dieses Stück Erde und die Täler und Buchten darum herum leidenschaftlich gerne besitzen. Wenn der König nicht hinter dem Ganzen steckte, würde Eric von ihm als Entschädigung das Land verlangen. Als christlicher Prinz konnte er nicht gut eine Lady als vorübergehenden Zeitvertreib, als Konkubine, fordern.
Er stieg die Treppe hinab, wo etliche seiner Männer um das große Feuer saßen. Hunde strichen jetzt durch die riesige Halle, und die Bediensteten schienen wieder wie sonst an ihrer Arbeit zu
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