02 - Die Gefangene des Wikingers
wenn sie sich und alles was, sie geben konnte, dem Mann, den sie liebte, anbot…
Er rieb sich über das Gesicht. Er liebte sie nicht. Liebe war ein Gefühl, das er in seiner unbekümmerten Vergangenheit erfahren hatte, und er war nicht ein derartiger Narr, Rhiannon zu heben.
Eric war davon überzeugt, dass sie aus ganzem Herzen hoffte, dass ihr Ehemann den Tod fand.
Aber er würde nicht getötet werden. Was -auch immer kommen mochte, er würde am Leben bleiben. Er hatte den König nicht angelogen. Er würde zu seinem Weib zurückkehren, ganz egal, was passieren würde.
Davon überzeugt stand er auf und kehrte in das Lager zurück. Rollo wartete schon mit einem Horn voll Ale auf ihn. Eric nahm es und trank einen tiefen Schluck.
»Wir werden morgen siegen«, sagte Rollo, »ich fühle es. Ich kann es im Wind spüren. «
»Pass auf«, warnte Eric ihn, »du fängst schon an wie Mergwin zu klingen. «
Rollo lachte. »Es war Mergwin, der mir das versichert hat. Wisst Ihr, Eric, ich vermisse ihn, wenn er nicht da ist und uns allen auf die Nerven geht.«
»Ich muss zugeben, ich vermisse ihn auch. «
»Warum, kam er nicht mit? Er hasst es doch, wenn Ihr alleine in den Krieg zieht.«
»Er wird gebraucht.«
»Gebraucht?«
»Um auf mein Weib aufzupassen«, sagte Eric. Er trank das Ale aus und gab das Horn Rollo zurück. »Schlaf gut, mein Freund. Es zahlt sich nicht aus, wenn man sich des Sieges zu gewiß ist. Zu den Unvorsichtigen kommt der Tod schnell. «
»Irgendwann kommt der Tod zu uns allen«, erinnerte ihn Rollo.
Eric grinste und zog sein Schwert aus der Scheide. Sternenlicht spiegelte sich auf der Klinge von Vengeance. »Irgendwann«, stimmte Eric Rollo zu. »Aber irgendwann wird nicht morgen sein. Nicht wenn es bedeutet dass ich meine Ewigkeit mit den Helden in Walhalla verbringen soll. «
Er legte sich zum Schlafen nieder. »Eric«, rief ihm Rollo zu.
Eric hielt inne.
»Man hält Euch eigentlich für einen christlichen Prinzen. «
Eric grinste. »Auch für alle himmlischen Versprechungen werde ich morgen nicht sterben, Rollo«, sagte er. »Nein, ich schwöre es. Ich werde nicht sterben.«
***
Ihr erster Tag als frischgebackene Ehefrau war für Rhiannon eine ziemlich ärgerliche Erfahrung.
Es hafte den Anschein, als würde sie stundenlang wütend bleiben. Ihre Wangen glühten, ihr Herz raste, und jedes Mal, wenn sie sich beruhigen wollte, erinnerte sie sich unwillkürlich an das belustigte eisige Blau der harten, arktischen Augen ihres Bräutigams, und jedes Mal geriet sie wieder in Wut. Und sie schien ihn auch nicht vergessen zu können. Sein Geruch blieb um sie - er lag auf dem Kissen, auf dem er geschlafen hatte, er lag in dem Laken, er suchte sie heim und marterte sie, bis sie am liebsten laut geschrien hätte. ZU ihrem Entsetzen stand ihr die Nacht ganz lebendig vor Augen. Sie konnte sich an seine Worte, seine Berührung und mehr erinnern. Sie konnte sich mit beschämter Klarheit daran erinnern, wie er Dinge von ihr verlangt hatte, wie er sie unterworfen hatte und wie er sie verführt hatte.
Und dann stellte sie fest, dass es gar nicht so schrecklich gewesen war, dass er sie dazu gezwungen hatte, sein Weib zu sein, aber es war qualvoll, sich an die Gefühle zu erinnern, die er in ihr hervorgerufen hatte und die Leidenschaft, die sie viel zu leicht gezeigt hatte.
Sie jammerte leise vor sich hin und verbarg ihr Gesicht im Kissen, doch auch da gab es kein Vergessen. Was sie ihm vergangene Nacht gegeben hatte, genügte ihm nicht. Er wollte mehr… Das hatte er ihr heute Morgen gesagt, als sie um Rowans Leben gefleht hatte. Und sie hatte ihm genau das versprochen. Nämlich alles, was er wollte. Sie hatte den Schwur abgelegt, dass sie zu ihm genauso kommen würde, wie sie zu Rowan gekommen war.
Rowan! Panik ergriff sie. Sie konnte sich nicht an sein Gesicht erinnern. Sie konnte sich nur an die strengen, harten Gesichtszüge des Wikingers erinnern, an dessen erschreckend blaue Augen, Augen, die ihr bis ins Herz blickten und alles sahen. Niemand, hatte sie jemals derartig gründlich gekannt, niemand hatte sie jemals so aufgewühlt.
Wütend setzte sie sich auf. Er würde nichts mehr von ihr bekommen! Für ihn war das Ganze nur ein immenses Vergnügen. Er wollte kein Weib, aber er würde eines nehmen, um dafür die Dinge zu bekommen, die er haben wollte. Er war an Kampf und Eroberung interessiert. Wie ein Spielzeug lag ihr Leben in seiner Hand, und er war davon überzeugt, dass er ihr
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