02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag
los.
»Jetzt lassen Sie zur Abwechslung Alex im Stich?« empörte sich Silvia.
»Bravo, bravo!« rief der Professor begeistert. »Der Polizei hätten wir nun ein Schnippchen geschlagen! Sie sind eine Kanone!«
Da ertönte Sirenengeheul. Zweifellos wurde jetzt das gesamte Funknetz der Polizei in Bewegung gesetzt. Schon nahmen Wagen die Verfolgung des Mercedes auf.
»Hast du die Töff-Töffs gesehen, die uns fangen wollen, Lennet?« scherzte Charles.
»Von Seiten der Töff-Töffs droht keine Gefahr. Aber wenn sie uns einen Hubschrauber nachschicken, oder wenn vor uns andere Sperren liegen...«
»Nimm das Sprechgerät, Lennet. Der Chef wird wissen, was wir tun sollen.«
»Gut, Herr Leutnant.«
»Laß mich in Ruhe mit deinem ,Herr Leutnant'. Wir sitzen doch im selben Boot, nicht?«
Silvia lächelte spöttisch. Nun, da Lennet und Charles allein von den FND-Leuten übriggeblieben waren, gab es kein »Greenhorn", kein »Mein Kleiner", keine Altersunterschiede mehr.
Montferrand sagte, nachdem er alles erfahren hatte: »Fahrt weiter. Ich werde mich bemühen, euch über die Unternehmungen der Polizei auf dem laufenden zu halten, soweit ich mich darüber unterrichten kann.«
»Gib mir das Mikro", bat Charles. »Hallo! Sonne von Mars, wäre es eine Katastrophe, wenn wir uns von der Polizei schnappen ließen? Sprechen.«
»Katastrophe, denn in diesem Fall wäre es unvermeidlich, daß die ganze Angelegenheit in die Öffentlichkeit gelangt, und das wäre das Schlimmste.«
»Verstanden. Sie können auf uns zählen. Ende.« Die Polizeiautos waren rasch abgehängt. Kein Hubschrauber zeigte sich, und weder der Buick noch der Fiat traten in Erscheinung.
Lennet fragte Charles, ob er nicht müde sei.
»Aha, du meldest dich als Ersatz? Nein, mein Guter. Für dich gibt's keinen Mercedes. Ich allein bin für den Wagen verantwortlich. Wenn du einmal deinen siebenunddreißigsten Auftrag hinter dir hast...«
Die Stunden verstrichen. Einmal wurde abseits, gut getarnt, geparkt, und Lennet verteilte belegte Brote und etwas zu trinken.
Dann verließ Charles die Hauptstraße und sauste auf Bergstraßen dahin, die er zu kennen vorgab. »Das ist eine Abkürzung", behauptete er. Timotheus schnarchte.
Der Professor fragte: »Kommen wir bald an? Sollen wir wetten, daß wir überhaupt nie ankommen? Ach, wie gern hätte ich statt dieser Brote ein Dutzend Austern und ein Täßchen schwarzen Mokka.«
Der Tag neigte sich seinem Ende zu. Es wurde dämmrig.
Silvia machte sich's auf ihrem Sitz bequem und fiel in einen Schlummer, der bisweilen von Träumen durchkreuzt wurde.
Während des Schlafs fiel ihr Haupt auf Lennets Schulter, der zu ihrer Rechten saß.
Auch der Professor, dessen Scherzfragen niemand mehr erheiterten, war in seiner Ecke eingeschlafen.
Nur die beiden FND-Leute hielten mit offenen Augen und gespitzten Ohren die Nachtfahrt durch.
Charles sah bei einem Blick nach rückwärts Silvias Kopf auf Lennets Schulter ruhen. »Armes Mädel", murmelte er. »Wir haben ja doch ein merkwürdiges Gewerbe, wir beide, Lennet.«
Lennet stimmte ihm durch ein Augenzwinkern zu; zu sprechen wagte er nicht, aus Angst, das junge Mädchen aufzuwecken.
»Ich beeile mich, an Ort und Stelle zu kommen", fügte Charles noch hinzu. »Dort werden wir es trotz allem ruhiger haben als auf der Straße.«
Plötzlich lag vor ihnen etwas endloses Graues. »Das Meer", sagte Charles.
Die geheimnisvollen Villen
Ein neuer Tag begann. Timotheus erwachte, gähnte dreimal und blickte sich um.
»Na", sagte er, »Sie haben einen schönen Weg zurückgelegt, während ich schlief. Haben uns die andern nicht mehr angegriffen?«
»Scheint nicht so", erwiderte Charles. Auch der Professor war inzwischen erwacht. »Guten Morgen allerseits! Sagen Sie, Herr Fahrer, ich kriege langsam Lust, mir die Beine ein bißchen zu vertreten und etwas zu essen. Es ist schon eine gute Zeit her, daß ich...«
»Oh, wie griesgrämig heute morgen!« lachte Charles. »Herr Timotheus, rasch eine Scherzfrage für den Herrn Professor!«
»Gern", sagte Timotheus. »Herr Professor, wo wurde der Vertrag von Versailles unterzeichnet?«
»In Versailles, zum Teufel.«
»Nein, unten auf der Seite.«
»Äh, das ist gut", meinte Marais wieder heiter. Das Scheinwerferlicht war unnötig geworden. Charles schaltete es aus.
Lennet nahm Funkverbindung mit »Sonne" auf. In Paris ging alles nach Wunsch. Die Presse hatte keine Kenntnis von der Entführung Professor Propergols.
Ein erster goldener
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