02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag
blieb leicht beunruhigt zurück. Das Gebäude schien unbewohnt, und doch kam es dem jungen Agenten vor, als wäre die Ruhe und Friedlichkeit des Ortes trügerisch. Er meinte unter den Gerüchen, die das Meer und die Pflanzenwelt ausströmten, den Duft einer schwarzen Zigarette wahrnehmen zu können.
»Lennet, schauen Sie doch her!« rief Silvia. »Hier gibt es einen Fußweg, der bis zum Meer hinunterführt.« Sie stand am Rande der senkrecht abfallenden Wand.
»Fallen Sie nicht hinunter", warnte Lennet. »Ich habe nicht die mindeste Lust, dort unten nach Ihrer Leiche zu suchen.«
»Hoffentlich gibt es bald ein gutes Frühstück", sagte der Professor.
Charles trat aus dem Haus. »Der FND hat gute Arbeit geleistet. Der Professor hat durch seine Weigerung, sich von der Polizei beschützen zu lassen, entschieden gewonnen. Der Keller ist ein richtiger Bunker, mit einer Panzertür und dabei unter allerlei anderen Annehmlichkeiten mit den herrlichsten Leckerbissen ausgestattet. Zu zweit könnten wir uns hier gegen ein ganzes Bataillon verteidigen.«
»Und Schwarzmieter gibt es keine?«
»Niemanden. Es riecht ein bißchen schimmlig und muffig drin.«
»Hier draußen glaubte ich den Duft einer schwarzen Zigarette wahrzunehmen.«
»Einbildung, Lennet, pure Einbildung. Nun, Herr Professor, wollen Sie gefälligst eintreten. Der FND heißt Sie durch meine Person willkommen.«
Sie betraten im Gänsemarsch einen ausgedehnten Vorraum, der schwarz und weiß gekachelt war. Zur Rechten und Linken gab es hübsche Zimmer, die dazu bestimmt waren, später einmal als Wohnzimmer und Salon zu dienen.
Ganz am Ende lag die Küche. Eine Treppe führte in das Obergeschoß, das drei Räume und ein Badezimmer umfaßte.
Der Vorraum war durch einen schmalen Flur, von dem auch die Kellertreppe abging, mit der Garage verbunden.
Die Wände waren nackt, es gab in den Zimmern nur die nötigsten Möbel: Feldbetten, einen Tisch, Schemel und einen Gasofen. Silvia stieß einen Freudenschrei aus, als sie den Herd bemerkte.
»Nun kann ich Ihnen allen endlich ein Frühstück bereiten.
Lennet, wo ist der Bunker, von dem Charles gesprochen hat?«
Sie stiegen in den Keller hinunter. Da gab es einige Vorräte, Munition in versiegelten Behältern, Bettzeug. Die Holztür war durch eine schwere Stahlplatte ersetzt worden, die niemand zu bewegen verstand.
»Hoffentlich findet sich noch eine Gebrauchsanweisung", meinte Charles. »Sonst passiert es am Ende, daß wir angegriffen werden und uns nicht einschließen können, oder, schlimmer noch, wir schließen uns ein und können nicht mehr hinaus!«
»Überlassen Sie das mir", sagte der Professor. »Sie sollen sich keineswegs mit einer Gebrauchsanweisung belasten, um so eine armselige Tür von fünfhundert Kilo fernzusteuern.«
In einer Ecke des Kellers stand eine graugestrichene Metallkiste. Der Professor ließ den Deckel der Kiste aufspringen, und die Anwesenden entdeckten eine Schalttafel mit drei Knöpfen, einer Kontrollampe und einer Skala.
»Wird die Tür mit einer Batterie betrieben?« fragte Charles.
»Sie haben schon für die Auflösung von Scherzfragen nicht sehr viel Talent gezeigt, junger Mann, geschweige denn für technische Dinge! Dieses Ding hier, das Sie so verständnisvoll anblicken wie ein Öchslein eine Lokomotive, ist ganz einfach ein Sender zum Fernsteuern. Er funktioniert mittels Batterien.
Der Vorteil dieses Geräts besteht darin, daß es leicht transportabel ist und daß man den Empfänger aus der Distanz ansteuern kann, ohne sich um die Hindernisse zu kümmern, die allenfalls im Wege stehen. Allerdings muß man sich ernstlich mit der Entfernung befassen, denn die durch die Wellen übertragene Energie verhält sich umgekehrt zum Quadrat der Distanz.«
»Auf diese Art funktioniert wohl auch R l?« fragte Charles spöttisch.
»Es ist tatsächlich so, annähernd zumindest", antwortete der Professor, plötzlich ernst geworden.
Er betätigte den ersten Knopf. Die Kontrollampe flammte auf.
Er drückte auf den zweiten, einen roten Knopf. Ohne das geringste Geräusch drehte sich langsam der stählerne Flügel und verschloß die Türöffnung.
»Das Schließen der Tür wird wohl durch einen Elektromagneten herbeigeführt?« fragte Lennet.
»Stimmt.«
Der Professor drückte auf den dritten, einen grünen Knopf.
Die Tür öffnete sich wieder und ließ einen Luftstrom herein, der nach schwarzen Zigaretten roch.
»Bin ich denn der einzige, der diesen Geruch wahrnimmt?« fragte
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