Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag

02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag

Titel: 02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
Vom Netzwerk:
Strahl war auf das Meer gefallen.
    Nebelschwaden stiegen aus den Tälern auf. Der offene Himmel nahm einen rosigen Hauch an. Silvia wachte auf.
    »Papa", rief sie, »sieh dir das Meer an! Hast du die Wellen bemerkt und die spielenden Möwen?«
    »Nichts habe ich bemerkt", erwiderte der Professor schmollend. »Ich möchte meine Schokolade und meine Hörnchen.«
    Der Mercedes nahm eine Steigung. Die Landschaft war öde.
    Ausgedehnte kahle Hügel, keine Bäume, keine Häuser.
    Jetzt hatte der Mercedes die Höhe der Klippe erklommen, die zur Küste abfiel. »Sehen Sie unten diese Landzunge?« fragte Charles. »Diese Landzunge, auf der es ein wenig Grün und ganz oben drei weiße Würfel gibt?«
    »Dorthin fahren wir?« fief Silvia.
    »Erraten.«
    »Oh, prima, wir sind fest schon da! Wie hübsch! Hoffentlich bleiben wir lange dort.«
    »Wir bleiben so lange dort, bis R l abgeschossen wird.«
    »Aber der Herr Professor muß doch beim Abschuß dabeisein!« sagte Timotheus.
    Der Professor äußerte dazu kein Wort.
    »Ich persönlich", setzte Charles auseinander, »habe den Auftrag, ihn nach dem Abschuß freizulassen. Doch weiß jedermann, daß Befehle keinen anderen Zweck haben, als den Feind irrezuführen, und daß ihnen stets Gegenbefehle folgen, die ihrerseits die richtigen Befehle sind.«
    »Ich bin überzeugt, Herr Professor", sagte Lennet, »daß Sie am Abschußtag bei der Schau anwesend sein werden.«
    Marais setzte eine spitzbübische Miene auf und lächelte rätselhaft. »Mein junger Freund, jetzt, da ich in Ihren Händen bin, hängt nichts mehr von mir ab. Aber ich werde Ihnen eine kleine Scherzfrage aufgeben. Wenn ich frei gewesen wäre und Sie so zu mir gesprochen hätten, wie Sie es soeben getan haben, würde ich Ihnen geantwortet haben: ,Bei der Schau - Sie wissen gar nicht, wie sehr Sie's getroffen haben.'"
    »Wo steckt da die Scherzfrage?« wunderte sich Charles.
    »Herr Leutnant, glauben Sie ja nicht, daß ich Ihnen die Arbeit erleichtern werde!«
    »Ich verstehe kein Wort!«
    Aber Lennet beugte sich vor zu Professor Marais: »Was taten Sie am Abschußtag Ihrer ersten Rakete?«
    »Da bin ich angeln gegangen, mein junger Freund. Eine großartige Enthüllung, was?«
    »Vielleicht sogar wirklich", murmelte Lennet.
    Die Klippe fiel zu einem winzigen Strand ab, der zu ihren Füßen ausgebreitet lag. Dickicht bedeckte die Wand, nur ein Ziegenpfad, der vom Strand zur Klippenhöhe führte, schlängelte sich zwischen Ginsterbüschen, Dornsträuchern und Oleander hindurch.
    Oben breitete sich ein Grundstück aus, auf dem man drei gleiche Villen, die durch Garagen miteinander verbunden waren, erbaut hatte. Jede dieser Garagen trug eine Terrasse. Die im Bauplan vorgesehenen Gärten waren angelegt, doch hatte man noch keinen einzigen Baum und keine einzige Blume gepflanzt.
    Eimer voll Gips, eine Leiter, eine vergessene Kelle lagen noch da und dort herum. Die grünen Fensterläden des Erdgeschosses waren verschlossen. Die Fensterscheiben des Stockwerks waren noch mit weißem Verputz verschmiert. Die Bauarbeiter hatten sichtlich ihr Werk hinter sich, die Mieter aber waren noch nicht eingezogen.
    »Jetzt handelt sich's darum", sagte Charles, »die richtige Villa zu wählen.«
    »Kann man denn wählen?« fragte Silvia. »Ich nehme die, die am Rand der Klippe steht.«
    »Leider hat der FND es unterlassen, Sie vorher zu befragen, schönes Kind", erwiederte Charles. »Und so ist bedauerlicherweise die mittlere Villa die unsere, Villa Oleander.«
    »Wie heißen die beiden anderen?«
    »Die rechte heißt Geißblatt und die am Rand des Abgrunds Löwenmaul.«
    »Darf man wirklich nicht umziehen?«

    Werkzeuge und Geräte lagen noch auf dem Bauplatz 
    »Ich stelle mir vor, das wäre gegen unsere Order.« Der Mercedes blieb nach einer Strecke von weit über tausend Kilometern endlich vor der Eingangstür der Villa Oleander stehen. Jeder sprang aus der ihm zunächstgelegenen Tür heraus, froh, sich endlich frei bewegen zu können. Schluß mit dem Fahren! Hier hatte man sein Heim und war in Sicherheit. Keine Ostagenten mehr und keine Nordafrikaner, und vor allem keine Polizei.
    Charles zog einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Eingangstür der mittleren Villa.
    »Paß auf, Lennet. Bleib du einen Moment mit der Dame und den Herren draußen, während ich hier die Runde mache. Man kann nie wissen. Es könnten sich hier am Ende unerwünschte Gäste breitgemacht haben.« Er stieß die Tür auf und betrat das Haus.
    Lennet

Weitere Kostenlose Bücher