02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
er dem auch
gewachsen ist. Obwohl er sich beinah vollständig von seinem Unfall erholt zu
haben scheint, so ist mir zu Ohren gekommen, dass sein Vater den jüngeren Sohn
mit einer indischen Erbin verheiraten wird. Die Familie muss also etwas wissen,
das uns nicht bekannt ist.«
Patrick widerstand
dem Impuls, seine Tischnachbarin streng zurechtzuweisen. Sophie hatte sich so
um den Erfolg der Abendgesellschaft gesorgt, dass er keine Störung verursachen
und ihre Gäste abkanzeln wollte, aber Lady Skiffing war in der Tat eine bockige
alte Hexe.
Also gab er sich
großmütig und blickte sie mit unbeweglich freundlicher Miene an. »Quill ist ein
guter Freund von mir. Ich versichere Ihnen, dass Lady Madeleine es nicht besser
treffen könnte, als seinen Antrag zu akzeptieren, sollte er ihr einen machen.«
Lady Skiffing
rümpfte missbilligend die Nase. Sie verbrachte den ganzen Tag damit, Gerüchte
mit leisen Untertönen zu würzen und zarte Andeutungen über Verfehlungen oder
lobenswerte Eigenschaften zu machen. Daher war sie eine Meisterin in der
Sprache der feinen Nuancen.
Sie lächelte
huldvoll und neigte den Kopf »Sie beschämen mich, mein lieber Herr«, säuselte
sie. »Man sollte natürlich nicht vergessen, dass viele Leute glaubten, Sie
würden den Titel Ihres Bruders erben, als er so lange im Ausland war, und sehen
Sie, was aus Ihnen beiden geworden ist.« Sie lächelte Patrick fröhlich an und
wandet sich dann dem Marquis von Brandenburg zu, der zu ihrer Linken saß.
Touché!, dachte
Patrick anerkennend. Es ist ihr gelungen, mich daran zu erinnern, dass ich der
jüngere Sohn bin und keinen Titel habe.
Und er fragte sich
zum tausendsten Male, warum Sophie zu ihrer ersten gemeinsamen
Abendgesellschaft so eine merkwürdige Mischung von Gästen eingeladen hatte.
Quill schien ganz zufrieden, sich mit Sophies Freundin Madeleine zu
unterhalten, und das war wunderbar, wenn man bedachte, dass Quill selten das
Haus verließ. Es war eine Freude, Will Holland und seine reizende Frau Chloe zu
sehen. Und wenigstens zählte Braddon nicht zu den Gästen.
Aber warum zum
Teufel hatte Sophie diese alte vertrocknete Ziege Lady Skiffing eingeladen? Und
warum in Gottes Namen war Lady Sarah Prestlefield dabei, die sie beim Ball der
Cumberlands beim Küssen erwischt hatte?
Mit einem Seufzer
wandte er sich Sophies Mutter zu. Eloise stocherte unzufrieden in ihrem
gefüllten Kapaun herum.
Patrick neigte sich
zu ihr hinüber. »Soll ich einen Lakaien herbeirufen, der Ihren Kapaun abräumt?«
Eloise zuckte ein
wenig zusammen. Eine echte Dame erschrak natürlich niemals, denn sie war nie in
Gedanken versunken. Ihre Aufmerksamkeit galt stets ihren Tischnachbarn.
»Ich habe über
Sophies Baby nachgedacht«, sagte Eloise freimütig.
Nun war es an
Patrick, überrascht zu sein. Er und Sophie hatten zu einer Art friedlichem
Gleichgewicht gefunden. Sie sprachen nie über das Thema und manchmal gab es
Tage, an denen er glatt vergaß, dass seine Frau ein Kind erwartete. An diesem
Abend hatte er ganz bestimmt nicht daran gedacht. Sophie saß am anderen Ende
des Tischs und strahlte wie der Stern auf der Spitze eines Weihnachtsbaums. Sie
sah nicht schwanger aus. Sie sah so köstlich aus wie Zuckerwatte.
Eloise sprach
weiter. »Ich bin nicht überzeugt, dass Sophie einen korrekten Nahrungsplan
befolgt.«
»Sie scheint
regelmäßig zu essen«, erwiderte Patrick matt.
»Ich bin der
Meinung, dass ein Milchbad ihre Konstitution stärken würde.« Eloise blickte
Patrick an und in ihren Augen entdeckte er einen besorgten Ausdruck. »Sie
weigert sich, diesen Rat zu befolgen. Und als ich ihr empfahl, Orangen in ihren
Speiseplan aufzunehmen -Orangen beruhigen nämlich den Magen -, da
hat sie sich diesbezüglich ebenfalls geweigert.«
»Aber sie hat doch
keine Probleme mit dem Magen, oder?«, fragte Patrick beiläufig. Es war ihm ein
wenig peinlich, dass er nicht wusste, ob seine Frau unpässlich war.
»Ich glaube nicht«,
sagte Eloise. »Aber ich wünschte dennoch, sie würde jeden Tag eine Orange
essen, und vielleichtjede Woche ein Glas Magenbitter trinken.«
»Magenbitter?«
»Magenbitter ist
äußerst gut für die Gesundheit. Er stärkt das Blut.«
»Das wusste ich
nicht«, erwiderte Patrick ernsthaft.
Es entstand eine
kurze Gesprächspause, so dass der Lärm der sechzehn anderen Gäste, die sich
über dies oder das unterhielten, umso lauter an Patricks Ohr drang. Dann teilte
die Marquise ihm mit, dass sie Sophie außerdem geraten habe,
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