02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
lächelte Madeleine mit
väterlicher Anerkennung an. Sophie schickte ein stilles Dankgebet zum Himmel.
Ein amouröses Interesse von Seiten ihres Vaters wäre ein Desaster für Sophies Pläne.
Denn dann würde ihre Mutter die arme Madeleine ganz bestimmt ablehnen.
»Habe noch nie von
dem Marquis de Flammarion gehört, Sie?« Der Ehrenwerte Sylvester Bredbeck hatte
gerade ein delikates Gerücht über eine gemeinsame Bekannte erzählt und blickte sich
nun im Raum um. Er war ein kleiner, geschäftiger Mann mit einem knirschenden
Korsett und einer heißen Vorliebe für Klatsch.
»Selbstverständlich
habe ich das«, erwiderte Eloise entschieden. Sie war stolz auf ihr
umfangreiches Wissen über die französische Aristokratie. »Der Marquis führte
ein recht zurückgezogenes Leben. Ich bin ihm persönlich nie begegnet.« Sie
runzelte die Stirn. »Ich kann nicht genau sagen, wo seine Besitztümer lagen. Im
Limousin vielleicht.«
»Man kann
heutzutage nicht vorsichtig genug sein«, sagte Sylvester.
Eloise warf
beleidigt den Kopf in den Nacken. Sylvester hatte beinah angedeutet, dass ihre
eigene Tochter eine Hochstaplerin in ihr Haus geladen hatte. Sylvester bemerkte
ihren Blick und verzagte.
»Es lag mir
natürlich völlig fern, so etwas über die Tochter des Marquis anzudeuten«, sagte
er hastig. »Wo sie doch eine besondere Freundin Ihrer Familie ist.«
»Nicht nur aus
diesem Grund«,, fuhr Eloise ihn an. »Lady Madeleine ist von Kopf bis Fuß eine
echte französische Aristokratin, Sir. Das sieht man auf den ersten Blick. Ich
wäre ganz bestimmt in der Lage, sofort zu erkennen, wenn sie eine Hochstaplerin
wäre, und das ist sie ganz bestimmt nicht.«
Sylvester nickte
energisch. Er hatte nicht den Wunsch, mit Eloise die Waffen zu kreuzen (um
ehrlich züi
sein,
fürchtete er sich regelrecht vor ihr) und außerdem wirkte das Mädchen in der
Tat reizend.
»Sie haben mich
missverstanden, teure Dame«, sagte er und versuchte die Wogen zu glätten. »Ich
hatte nie beabsichtigt, einen Verdacht über Lady Madeleines Herkunft zu äußern.
Ich sprach nur ganz allgemein. Jemand mit Ihrem scharfen Auge muss doch bemerkt
haben, dass sich in London mehr französische Aristokraten aufhalten als in
Paris während der Regentschaft von Louis XVI.«
Eloise beruhigte
sich. An dieser Hinsicht haben Sie völlig Recht, Mr Bredbeck.« Sie senkte die
Stimme. »Haben Sie von dem so genannten Comte de Vissale gehört, der sich als
französischer Niemand entpuppte? Madame de Meneval hat mir sogar erzählt, dass
sie den Verdacht hegt, er sei nichts weiter als der Musikerzieher der Kinder
des echten Comtes gewesen.«
Sylvesters Augen
begannen zu funkeln. »Du meine Güte«, sagte er. »Und dabei hatte ich gerade
erst vergangene Woche das Vergnügen, mit dem Comte zu plaudern - oder
besser gesagt mit dem falschen Comte.« Er kicherte vergnügt.
Sophie trat neben
ihre Mutter. »Maman, nun, da unsere Gäste vollzählig sind, würde ich
vorschlagen, dass wir uns zu Tisch begeben.«
Eloise warf einen
Blick in Richtung Tür. Sophie hatte bereits den Grafen und die Gräfin von
Sheffield und Downes, Patricks Bruder und Schwägerin, zusammengetrieben.
Aber Sylvester
hatte noch eine andere Frage. »Und wo ist der ehemalige Comte nun? Vielleicht
bewirbt er sich ja an der Musikakademie.«
»Madame de Meneval
hat mir berichtet, dass er außer Landes geflohen ist«, erwiderte Eloise.
»Wahrscheinlich ist er nach Amerika geflüchtet. Ich habe gehört, dass dort alle
Arten von Dieben und Betrügern leben.«
»Meine Güte«, sagte
Sophie leichthin. »Wovon um alles in der Welt redet ihr da?«
Sylvester wandte
sich an sie. »Ihre Mutter ist sehr gut mit Madame de Meneval befreundet und hat
mir gerade amüsante Anekdoten über falsche Franzosen erzählt. Kennen Sie
Madame?«
Sophie schüttelte
den Kopf. »Wer ist sie?«
Eloise mischte sich
ungeduldig in die Unterhaltung ein. »Du meine Güte, Sophie. Ich habe dir doch
letzte Woche von Madame erzählt. Du hast mir wahrscheinlich nicht zugehört. Sie
war ein angesehener Gast am Hofe Louis XVI, und sie kannte jedes Mitglied der
französischen Aristokratie persönlich. Nun ist sie in London, und eine ihrer
weniger angenehmen Aufgaben ist es, die große Anzahl von Betrügern zu
entlarven, die unsere Straßen bevölkern und vorgeben, französische Aristokraten
zu sein!«
Sophies Augen
weiteten sich vor Schreck. Madame de Meneval war eindeutig eine Person, die
Madeleine um jeden Preis meiden musste. Aber Eloise
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