02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
regelmäßig Rebhuhn
zu essen. Patrick blickte zu seiner Frau hinüber.
An diesem Abend sah
Sophie äußerst elegant und vornehm aus, so gar nicht wie der sinnliche, kleine
Kobold, der auf der Lark mit ihm das Bett geteilt hatte. An den Ohren und um
den Hals trug sie Diamanten, deren kaltes Glitzern perfekt zu dem schimmernden Stoff
ihres Kleids passte.
Von der Decke hing
ein Kronleuchter herunter, den Patrick aus Italien importiert hatte, lange
bevor Napoleon sich das Land einverleibt hatte. Die funkelnden
Kristallscherben, die hoch über ihren Köpfen hingen, schaukelten und drehten
sich im Luftzug, den die Lakaien durch ihr Kommen und Gehen verursachten. Immer
wieder blitzten sie im flackernden Schein der Kerzen auf und verstärkten das
Glitzern von Sophies Diamanten.
Aber der Schmuck
ließ seine Frau nicht kalt und unnahbar wirken. Im Gegenteil; die weiß
glitzernden Steine ließen die rosige, makellose Haut ihres Busens noch wärmer,
weicher und köstlicher erscheinen.
Patrick schluckte.
Eine Sache durfte ein Gentleman niemals tun, ganz besonders nicht bei seiner
eigenen Dinnerparty; er durfte niemals seine Frau anstarren, bis ihm die Hosen
eng wurden.
Patrick gab sich
Mühe, seine Frau ganz unbeteiligt zu betrachten. Warum hatte er sich noch nie
danach erkundigt, ob sich Sophie durch ihren Zustand unpässlich fühlte?
Offensichtlich kam dies sehr häufig vor. Warum hatten sie nie von dem Kind
gesprochen, das sie unter dem Herzen trug?
Einen Augenblick
konzentrierte er sich wieder auf Eloises Monolog. Sie schien wieder zu den
Vorzügen von Milchbädern zurückgekehrt zu sein.
»Ich werde es Sophie
empfehlen«, sagte er mit ernster Miene und ließ dann wieder seine Gedanken
abschweifen.
Er war sich der
wachsenden Distanz zwischen sich und seiner Frau sehr wohl bewusst aber er war
in einen Teufelskreis geraten. Blind vor Furcht wollte er nicht über das Baby
nachdenken, da er sich dann auch mit seiner Geburt auseinander setzen musste.
Blind vor Eifersucht wollte er nicht darüber nachdenken, was Sophie bei ihren
langen Nachmittagsausflügen mit Braddon tat, und dennoch konnte er nicht
aufhören, den ganzen Tag an Braddon zu denken. Also marschierte er nachts
stundenlang durch die Straßen und kämpfte gegen seine ärgsten Feinde an: seine
Angst und seine Eifersucht.
Sein Verstand
wusste, dass Sophie und Braddon keine Affäre miteinander hatten, obwohl er sich
manchmal das Gegenteil einredete. Denn seine Frau begrüßte Braddon stets mit
einem liebevollen Lächeln, wenn sie ihn trafen. Sie schienen diesem Mistkerl
einfach überall über den Weg
zu laufen. Wenn sie ins Theater gingen, war er da. Wenn sie in die Oper gingen,
konnte man sicher sein, dass der Graf von Slaslow ebenfalls dort auftauchte.
Patricks einzige Erklärung war, dass Sophie Braddon über ihre Pläne
informierte.
Warum? Damit sie
ihren ehemaligen Verlobten mit diesem unerträglich vertraulichen Lächeln begrüßen
konnte? Damit Braddon sich in ihrer Nähe aufhalten und ihr die Hand auf den Arm
legen konnte, bis Patrick am liebsten vor Wut platzen würde? Seine Ohren
glühten regelrecht vor Zorn, wenn er daran dachte und er zwang sich zur Ruhe.
Wenn Gentlemen während eines Dinners nicht lüstern ihre Frauen anstarren
durften, dann durften sie sich auch nicht wegen unlösbarer Fragen in Rage
bringen.
Er wandte seine
Aufmerksamkeit wieder seiner Schwiegermutter zu, doch ihre zehn Minuten waren
bereits um und sie unterhielt sich angeregt mit Peter Dewland. Zerknirscht
wandte er sich an Lady Skiffing, die so gütig war, ihm seine Unaufmerksamkeit
zu verzeihen.
»Ihre Frau sieht in
Anbetracht ihres Zustands ausgesprochen gut aus«, bemerkte Lady Skiffing.
Patrick stöhnte innerlich.
»Ich nehme an, sie
wird sich bald aus der Öffentlichkeit zurückziehen«, fuhr Lady Skiffing fort.
»Ich muss schon sagen, es ist sehr ungewöhnlich, dass eine Dame in ihrem
Zustand eine Dinnerparty gibt. Zu meiner Zeit ruhten wir uns mindestens sechs
Monate auf einer Couch aus. Aber heutzutage scheinen sich die jungen Frauen auf
den Straßen herumzutreiben, so lange es ihnen beliebt.«
Patrick nickte. Er
hatte völlig vergessen, dass Frauen sich die letzten Monate der Schwangerschaft
vom gesellschaftlichen Leben zurückzogen. Wieder blickte er zu seiner Frau
hinüber. Zufällig sah Sophie ihn im gleichen Moment ebenfalls an.
Eine sanfte Röte
schoss ihr in die Wangen, als ihre klaren blauen Augen über das gestärkte
Leinentischtuch hinweg seinen
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