02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
wandte sich ab und gesellte
sich zu ihrem Mann, der bereits an der Tür stand.
Sophie hatte
Madeleine zwischen Quill und Reginald Petersham platziert. Quill würde niemals
etwas tun, was eine Dame aus der Fassung brachte, während Reginald Madeleine
bestenfalls mit ein paar langatmigen Galanterien zu Tode langweilen würde und
ebenfalls keine Gefahr darstellte.
Braddon war nicht
eingeladen. Sophie hatte die Befürchtung gehegt, dass er sich bestimmt
vergessen und Madeleine vertraulich anlächeln würde. Obwohl sie zugeben musste,
dass Braddon diesen Plan todernst nahm. Er war es gewesen, der darauf bestand,
dass Madeleine eine Anstandsdame bekam, die aus den höchsten Kreisen der
englischen Gesellschaft stammte. Mrs Trevelyan war eine hoch angesehen Witwe,
die früher mit einem Bischof verheiratet gewesen war, der wiederum der jüngere
Sohn eines Herzogs war.
Da sie nun in
bescheidenen Umständen lebte, hatte sie freudig zugestimmt, eine
mutterlosejunge Französin zu begleiten, die eine liebe Freundin von Lady Sophie
Foakes war. Sophie erkannte, dass Mrs Trevelyan Madeleine ungeheure
Respektabilität verlieh. Braddon hatte Recht gehabt, eine vornehme Engländerin
auszuwählen, statt eine der vielen Französinnen, die überall in ganz London
anzutreffen waren.
Als jeder an seinem
Platz saß, war Sophie zu nervös, ihren Hummer auch nur anzurühren. Sie blickte
an den vier Kerzenhaltern vorbei, die zwischen ihr und Patrick standen, der am
anderen Ende des Tisches saß. Er lehnte sich leicht zu linken Seite und
unterhielt sich mit Lady Skiffing.
Sophie hatte so
viele Klatschmäuler wie möglich eingeladen, ohne dass ihre Absichten zu
offensichtlich wurden. Sie wollte damit erreichen, dass ihre Gäste Madeleine in
Sophies Haus und unter dem strengen Blick der Marquise von Brandenburg kennen
lernten. So würden sie Madeleines Herkunft nicht so schnell in Frage stellen.
Der Plan schien
aufzugehen. Lady Skiffing lächelte glücklich über jede Bemerkung, die Patrick
machte. Lady Prestlefield dozierte mit schriller Stimme und berichtete in allen
Einzelheiten von den neusten Schandtaten des Prinzen von Wales, der den
Gerüchten zufolge siebentausend Pfund Schulden gemacht hatte. Keiner der drei
schien einen Verdacht gegen Madeleine zu hegen.
Madeleine selber
spielte die Rolle der jungen Frau, die in die obersten Kreise der französischen
Gesellschaft hineingeboren worden war, ohne sich auch nur das Geringste
anmerken zu lassen. Sie hatte nicht einmal besondere Angst. Sie war viel zu
sehr damit beschäftigt, an all die Regeln zu denken, die Sophie ihr
eingetrichtert hatte. just in diesem Moment zählte sie innerlich. Neun Minuten,
zehn Minuten ... es war an der Zeit, Lord Petersham freundlich anzulächeln, den
Kopf nach links zu wenden und sich mit Erskine Dewland zu unterhalten.
Oh, welch eine
Überraschung, Mr Dewland hatte gerade seine Unterhaltung mit Chloe Holland
beendet, die zu seiner Linken saß. Wir müssen aussehen wie eine Tanztruppe,
dachte Madeleine und kicherte innerlich in sich hinein. Alle drehen ihre Köpfe
genau zur selben Zeit hin und her.
»Darf ich fragen«,
erkundigte sich Quill, »was Sie gerade in diesem Moment denken, Lady Madeleine?
Ich muss Ihnen sagen, dass englische Dinners sehr ernste Angelegenheiten sind
und dabei nur selten jemand lacht.«
Madeleine lächelte
ihn an. »Ich dachte gerade, dass wir einem choreografierten Ballett ähneln. Ich
habe als junges Mädchen in Frankreich mal eines gesehen. Alle Tänzer
balancierten auf den Zehenspitzen und drehten ihre Köpfe zuerst in die eine und
dann wieder in die andere Richtung. Hier sitzen wir nun alle an einem Tisch und
wenden genau zeitgleich die Köpfe.«
In Quills grünen
Augen tauchte ein amüsierte Funkeln auf »So wie Sie das beschreiben, klingt es
viel mehr nach einem Pausenfüller an der Bankside.«
Madeleine blickte
ihn fragend an.
»Ein Puppenspiel«,
erklärte Quill.
Madeleine schenkte
ihm ein kleines Lächeln. »Sir, ich würde es niemals wagen, so unhöflich zu sein
und die Creme der englischen Gesellschaft als Marionetten zu bezeichnen.«
Daraufhin lachte
Quill laut auf und zog damit die Aufmerksamkeit von Lady Skiffing, Lady
Prestlefield und dem Ehrenwerten Sylvester Bredbeck auf sich.
Lady Skiffing
runzelte leicht die Stirn. »Lady Madeleine könnte eine viel bessere Partie
machen als Erskine Dewland«, sagte sie zu Patrick. »Es stimmt zwar, dass er
eines Tages ein Viscount wird, aber man muss sich doch fragen, ob
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