02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
als sie an den Cumberland-Ball
im letzten Monat zurückdachte. Oh, welch himmlisches Gefühl hatte sie
durchströmt, als Patrick ihr zu verstehen gab, dass er ihr nachstellte. Und
dann das nervöse Flattern in der Magengegend, als sie von den komplizierten
Schritten des Kotillon aufsah und seinem Blick begegnete.
Schon beim bloßen
Gedanken an den lasziven Ausdruck in seinen Augen, an die Art, wie er in
stummer Anerkennung die rechte Augenbraue hochzog, an die unglaublich maskuline
Arroganz in seinem Blick, tat ihr Magen einen Satz. Den ganzen Abend lang hatte
ihr das Herz in der Brust gehämmert, während ihr vor Erregung die Knie weich
wurden und sich ein Kribbeln in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Gegen zehn Uhr
hatte Patrick Foakes solche eine Macht über sie gewonnen, dass sie nur noch für
die Momente lebte, in denen er plötzlich neben ihr auftauchte oder sie sich bei
einer Tanzdrehung umsah und am anderen Ende des Saals einen Blick auf sein schwarzes,
mit silbernen Strähnen durchsetztes Haar erhaschte. Beim Essen, umgeben von der
plaudernden Menge, die um den kleinen runden Tisch versammelt war, hatte ihr
Herz jedes Mal ungestüm zu pochen begonnen, wenn sein Bein oder sein Arm sie
aus Versehen berührte und ein betäubender Schauer an ihren Beinen
entlangstrich.
Sie tanzten einmal
miteinander; sie tanzten ein zweites Mal miteinander. Ein dritter Tanz wäre der
Bekanntgabe ihrer Verlobung gleichgekommen.
Sophie wagte
während des zweiten Tanzes, bei einem Malteser Branle, nicht zu sprechen,
während die Schritte sie immer aufs Neue trennten und dann wieder abrupt
zusammenbrachten. Sie befürchtete, dass Patrick das Schwindel erregende Zittern
erahnen würde, das jedes Mal ihren Körper erfasste, wenn die Tanzfiguren sie
wieder zusammenführten.
Als er schließlich
schweigend ihren Arm nahm und sie aus dem Ballsaal geleitete, als wolle er eine
Erfrischung holen, sie aber stattdessen in ein leeres Zimmer mit zierlichen
Tischen und verzierten Stühlen führte, folgte sie ihm ohne Protest. Patrick
lehnte sich gegen die hellbraune Wand und blickte herausfordernd auf sie
hinunter. Sophies einzige Entschuldigung war, dass ihr die Erregung der letzten
Stunden zu Kopf gestiegen war. Sie erwiderte kokett sein Lächeln und benahm
sich genau wie die liederliche Person, für die ihre Mutter sie hielt.
Als Patrick sie
jedoch in seine Arme zog, hatte dieser Moment etwas Unausweichliches und die
ungehemmte Sinnlichkeit und das fiebrige Drängen dieses Kusses kamen für sie
wie ein Schock. Sophie war schon oft geküsst worden, und zwar so oft, dass ihre
Mutter in Ohnmacht fallen würde, wenn sie es nur erahnte, aber dieser Kuss
hatte nichts von den zarten Huldigungen, an die sie gewöhnt war.
Dieser Kuss begann
ganz sanft und zaghaft und verwandelte sich in eine Entladung der Sinne; er
begann als eine einfache Begegnung ihrer Lippen und endete mit versengenden
Berührungen und leisen Seufzern. Patrick löste sich mit einem überraschten
Fluch von ihrem Mund und beugte sich dann erneut über sie. Dabei zogen seine
Hände eine heiße Spur über ihren Rücken und wanderten zu der Rundung ihres
Hinterteils hinab.
Es wäre unfair zu
behaupten, dass sie sich gerade küssten, als Lady Sarah Prestlefield in den Salon
spazierte, oder vielmehr hineinschlich. Sie hatten sich immer wieder geküsst,
aber in diesem Augenblick standen sie einfach nur dicht beieinander und Patrick
rieb mit seinem Finger über ihre volle Unterlippe. Sie blickte verwirrt zu ihm
auf und es wurde ihr bewusst, dass ihre kultivierte Weltgewandtheit, ihre
raffinierte Art zu schäkern sie völlig im Stich gelassen hatten, und ihr keine
geistreiche Bemerkung einfallen wollte.
»Merde!«, flüsterte Sophie
und vertrieb die Erinnerung an diesen Abend. Sie konnte die laute Stimme ihres
Vaters im Vorzimmer von Brandenburg House hören. Wahrscheinlich rief er, dass sie
sich beeilen möge. Sie wusste genau, warum er es so eilig hatte. Ihr Vater
hatte einen neuen Flirt mit einer jungen französischen Witwe namens Mrs Dalinda
Beaumaris begonnen und wollte sich bestimmt mit ihr auf dem Ball treffen.
Dieser Gedanke
bestärkte sie in ihrem Entschluss. Es spielte keine Rolle, dass sie jede Nacht
in ihre Kissen weinte, seit sie vor einem Monat Patrick Foakes' Antrag
abgelehnt hatte. Wichtig war nur, dass sie recht daran getan hatte, ihn
abzuweisen. Denk an den erleichterten Ausdruck in seinen Augen, als du ihm am
nächsten Morgen in der Bibliothek deine Hände
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