02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
haben Geld. Sie werden
nicht gewählt. Und sie haben Klasse, meine Liebe. Das ist unverzichtbar, wenn
man mit Ausländern zu tun hat.« Obwohl sein eigener Titel nur ein Ehrentitel
war, hatte er sich als sehr nützlich herausgestellt. Lord Breksby war im
Stillen der Meinung, dass die Zeit kommen würde, wenn England sich mehr auf
seine Klasse als auf seine Marine würde verlassen müssen.
»Nimm zum Beispiel
diesen Selim III.«
Lady Breksby
blickte auf und nickte höflich.
»Er regiert zurzeit
das Osmanische Reich, meine Liebe.«
Wenn sie es sich
recht überlegte war die Prinzessin-Charlotte-Rose wahrscheinlich zu
schwer, um eine gute Kletterrose abzugeben. Die besten Kletterrosen besaßen
kleinere Blüten ... wie diese zauberhafte rosafarbene Sorte die sich damals in
ihrem Heimatdorf um das Gartentor von Mrs Barnett rankte. Aber wie sollte sie
nur herausfinden, wie diese Sorte hieß?
»Dieser Mann ist
ganz geblendet von Napoleon, obwohl Napoleon erst vor sechs Jahren in Ägypten
einmarschiert ist. Hält Napoleon für einen Gott, habe ich mir sagen lassen. Hat
ihn als Kaiser anerkannt. Und nun will Selim seinen Sultantitel gegen den des
Kaisers eintauschen! Sein Vater wird sich im Grab umdrehen.« Breksby überlegte,
ob er noch eine Götterspeise nehmen sollte. Besser nicht. Seine Westen spannten
bereits ein wenig.
Dann wandte er sich
wieder dem vorherigen Thema zu. »Nun ist es an uns, den alten Selim zu blenden.
Denn sonst schließt sich der Trottel noch Napoleon an und erklärt England den
Krieg, daran besteht gar kein Zweifel. Und wie werden wir Selim blenden?«
Er blickte Lady
Breksby triumphierend an, aber nach dreißig Jahren Ehe erkannte sie eine
rhetorische Frage, wenn sie eine vor sich hatte. Also schaute sie einfach an
ihrem Gatten vorbei und versuchte, vor ihrem geistigen Auge Mrs Barnetts Rosen
heraufzubeschwören. Hatten sie einen Hauch Karmesinrot in der Mitte?
»Wir schicken ein
Prachtexemplar unseres Adels hinüber. Genau so machen wir es. Wir blenden ihn
mit einem echten englischen Gentleman. Er ist zwar kein Mitglied des
Königshauses, kommt dem jedoch recht nah.«
Lady Breksby nickte
pflichtschuldig. »Das klingt wunderbar, Liebster«, sagte sie.
Das Resultat dieser
Unterhaltung, wenn man so will der Ertrag der nach Orangen schmeckenden
Götterspeise, war zweierlei Couleur. Lord Breksby schickte eine Reihe von
wunderschön geprägten Einladungen los, die von einem Boten des Königs in London
ausgetragen wurden, und Lady Breksby schrieb einen langen Brief an ihre
Schwester, die immer noch in dem kleinen Dorf namens Hogglesdon wohnte, in dem
sie aufgewachsen waren. Darin bat sie ihre Schwester, am Haus von Mrs Barnett
vorbeizuspazieren und sich nach dem Namen der Rose zu erkundigen.
Lord Breksbys Idee
führte viel früher zu einem Resultat als die Lady Breksbys. Wie sich
herausstellte, war Mrs Barnett leider verstorben, und ihre Tochter vermochte
nicht zu sagen, wie die Rosensorte hieß. Aber der Bote des Königs kehrte
triumphierend zum Außenministerium zurück, da er alle fünf Gentlemen in ihren
Stadthäusern angetroffen hatte und diese in der Lage waren, Lord Breksby zu dem
vorgegeben Termin zu treffen.
Alexander Foakes,
der Graf von Sheffield und Downes traf als Erster im Ministerium ein. Breksby
blickte rasch auf, als der ältere Foakes-Zwilling angemeldet wurde. Dann
stand er auf und streckte ihm leutselig die Hand entgegen. Sheffield war ein
Prachtexemplar genau nach Breksbys Geschmack und bestätigte nur seine geniale
Theorie. Er hatte Sheffield vor ungefähr einem Jahr auf eine sehr erfolgreiche
und äußerst delikate Mission nach Italien geschickt.
»Guten Tag,
Mylord«, sagte er. »Wie geht es Ihrer bezaubernden Frau und Ihren Töchtern?«
»Meiner Familie
geht es sehr gut«, erwiderte Alex und nahm Platz. »Warum haben Sie mich
herbestellt, Lord Breksby?«, fragte er und seine schwarzen Augen starrten in
die des Außenministers.
Breksby lächelte
freundlich. Er war zu alt, um sich von einem ungestümen jungen Mann aus der
Ruhe bringen zu lassen. Stattdessen lehnte er sich zurück und legte die
Fingerspitzen an die Schläfen. »Ich würde lieber warten, bis meine kleine Runde
beinander ist«, sagte er. »Aber ich möchte Ihnen vorab versichern, Mylord, dass
ich Sie nicht herbestellt habe, um Sie zu bitten, einen Auftrag für die
englische Regierung anzunehmen. Keineswegs. Wir mischen uns nur ungern in das
Privatleben eines Mannes ein, der Kinder hat.«
Alex zog
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