02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
noch eine gute Chance, sie heute Nacht oder morgen einzuholen, bevor
sie die Grenze überqueren. Wie Sie wissen, braucht man mindestens zwei Tage bis
nach Schottland.«
»Aber wer ist es?«,
fragte Eloise kläglich. »Ich habe Sophie stets versichert, sie könne heiraten,
wen sie möchte. Warum sollte sie durchbrennen? Warum hat sie keine Nachricht
hinterlassen? Sie muss uns doch eine Nachricht geschrieben haben!« Eloise
steuerte wieder auf Sophies Schlafzimmertür zu.
George packte sie
mit eisernem Griff am Arm. »Wir haben keine Zeit für die Nachricht, Eloise. Sie
müssen sich sofort anziehen. Wenn wir sie rechtzeitig einholen, können wir so
tun, als wären wir spät von einem Ball zurückgekehrt.« Er zerrte seine Frau zu
ihrem eigenen Zimmer und schob sie hinein.
»Hier, ziehen Sie
das hier an!« George zog wahllos ein Kleid aus dem Schrank. Eloise blickte
verstört auf das safranfarbene Ballkleid.
»Ich kann nicht.«
Obwohl seine Frau
eine der zähesten Damen der Londoner Gesellschaft war, stand sie allem Anschein
nach kurz davor, in Tränen auszubrechen.
»Doch, das das
können Sie.« Er löste den Gürtel ihres Morgenmantels, und Eloise umklammerte
instinktiv die Vorderseite ihres Nachthemds.
»Sie haben fünf
Minuten«, sagte George sehr langsam, aber sein Tonfall ließ keinerlei Spielraum
für Diskussionen. »Ich werde nun die Kutsche bestellen. Ich komme in fünf
Minuten zurück und dann sind Sie zum Aufbruch bereit.«
Eloise nickte
benommen. Als er wieder in der Tür auftauchte, trug sie statt eines Ballkleids
ein streng geschnittenes Straßenkleid aus blauer Serge. Es stand am Rücken
offen, da Eloise es nicht hatte zuhaken können.
»Nein, Sie müssen
ein Ballkleid tragen.« Als Antwort auf ihre stumme Frage fuhr er fort: »Wir
haben erst halb zwei morgens, Eloise. Wir müssen so aussehen, als kämen wir von
einem Ball zurück.«
Eloise nickte.
George zog ihr mit einer energischen Bewegung das Kleid von den Schultern und
entblößte die weiße Haut ihres Busens. Eloise bedeckte sich hastig.
»Sie gehen und ich
kleide mich an«, sagte sie heiser.
Ihr Gatte trat
einen Schritt zurück und ein sardonisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
»Wissen Sie, dass ich seit Sophies Geburt nicht mehr in diesem Zimmer war,
Eloise? Ich wurde hereingebeten, um das Kind zu begutachten - ich glaube,
man gestattete mir fünf Minuten -, und danach bin ich nie wieder über die
Schwelle getreten.«
Ihre Blicke
begegneten sich einen Moment lang und dann ging George in sein Zimmer.
Eloise zog das
Ballkleid an und steckte sich hastig das Haar hoch. Dann rannte sie durch ihr
Ankleidezimmer in den angrenzenden Raum. Wortlos hakte George ihr das Kleid zu
und dann stiegen sie die Treppe hinunter. Sofort trat Carroll zu ihnen.
»Die Marquise und
ich nehmen noch an einer späten Verpflichtung teil«, verkündete George.
»Sie werden sich
freuen zu hören, dass sich Ihr Verdacht nicht bewahrheitet hat. Lady Sophie
liegt brav in ihrem Bett und liegt keinerlei Pläne, durchzubrennen.«
Carroll verbeugte
sich und murmelte, wie sehr ihn die Neuigkeit freue. Er hielt die Tür auf, als
der Marquis und Marquise mit unziemlicher Hast in die wartende Kutsche
kletterten.
>Und wo wollt
ihr mitten in der Nacht hin, wenn nicht zur Poststraße nach Gretna Green?!
<, hätte Carroll seine Herrschaft gerne gefragt, wagte es aber nicht.
>Und was soll ich mit der Leiter tun? Und wollen Sie mir wirklich
weismachen, dass Lady Sophie morgen früh um sieben völlig ungerührt nach ihrer
heißen Schokolade klingeln wird?<
Nun, eine Frage
konnte er sich selber beantworten. Ohne weiteres Aufhebens befahl Carroll
Philippe, die Leiter aus dem Garten zu entfernen.
Oben in Sophies
Schlafgemach stützte sich Patrick auf den Ellenbogen und betrachtete das
Gesicht von Braddons -nein, seiner zukünftigen Frau. Unter seinen
Blicken öffnete Sophie die Augen und schaute zu ihm auf. Im dämmrigen Licht
wirkten ihre Augen beinah mitternachtsblau.
Patrick strich mit
dem Finger über ihre Unterlippe. »Wir müssen Braddon nun eine neue Frau suchen.
Wir können ihn schließlich nicht einfach in der Patsche sitzen lassen. Was für
ein Jammer, dass du keine Schwester hast, Liebste!«
»Oder du«, sagte
Sophie verschmitzt. Eine verräterische Röte stieg ihr in die Wangen. Sie lag unbekleidet
im Bett (wenigstens schien sie mit einem Laken zugedeckt zu sein) und
unterhielt sich mit Patrick, den sie heiraten würde und mit dem sie gerade
»Deine
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