02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
beschaffen.
Dankbarkeit machte sich in ihm breit.
Dann drehte er sich
schnell um und rannte in den Dienstbotentrakt. Ihm war gerade das Gerücht über
einen Juwelendieb zu Ohren gekommen, der so lautlos über eine Leiter in die
Häuser stieg, dass die schlafenden Bewohner keinen Laut hörten.
Und so kam es, dass
ungefähr eine Stunde später die äußerst verärgerte Marquise und ihr Gatte bei
ihrer Rückkehr das Haus hell erleuchtet vorfanden und eine kleine Truppe Bow
Street Runner antrafen, die ungelenk im Salon herumstanden.
Eloise blieb völlig
verwirrt stehen, als sie ihre Tochter erblickte, die sich hastig angekleidet
und das Haar mit einem einfachen Band zurückgebunden hatte. Offensichtlich
preschte sie in diesem Moment doch nicht die Poststraße in Richtung Gretna
Green entlang. Eloise wurde von den starken Händen ihres Mannes in den Raum
geschoben.
»Was ist hier los?«
Die Stimme des Marquis klang scharf und die kleine Gruppe drehte sich abrupt
um.
Die Stimmung des
Vorgesetzten der Polizisten besserte sich merklich. Hier war ja endlich der
Herr des Hauses, mit dem man reden konnte.
»Es ist so,
Mylord«, sagte Grenable wichtigtuerisch. »Es gab einen Diebstahl im Haus.«
»Einen Diebstahl?«
»Ja, Sir. Ihre
Tochter vermisst eine wertvolle Perlenkette -«
»Perlen?«
Grenable warf einen
Blick auf die Herrin des Hauses. Sie sah ein wenig benommen aus.
»Ja, Mylady,
offensichtlich fehlt eine Perlenkette.« Grenable wandte sich wieder an den
Marquis. »Es hat in der Vergangenheit schon etliche solcher Diebstähle gegeben.
Wir haben unter dem Fenster der jungen Dame die Spuren von einer Leiter und
mehrere Fußabdrücke gefunden. Ich vermute also, dass wir es hier mit einer
Bande zu tun haben. Wahrscheinlich sind sie hergekommen, haben die Leiter aufgestellt,
und dann ist einer von ihnen mucksmäuschenstill hinaufgeklettert. Die junge
Dame hat zugegeben, dass ihre Perlen ganz offen auf der Kommode in ihrem Zimmer
lagen, geradezu als Aufforderung zum Diebstahl, wenn Sie mir die Bemerkung
verzeihen wollen.« Er wies mit dem Kopf auf Sophie, die verwirrt nickte.
Erst langsam
begriff sie die Situation. Die überraschenden Ereignisse der letzten Stunde
erleichterten es ihr nicht gerade, ihre Gedanken zu ordnen. Sie war alleine in
ihrem Bett aufgewacht und durch Simones hysterische Worte aufgescheucht worden.
Die Zofe ihrer Mutter hatte anscheinend bemerkt, dass das Haus ausgeraubt
worden war. Oder hatte es einer der Lakaien entdeckt? Niemand schien wirklich
etwas Genaues zu wissen. jedenfalls lenkte der pochende Schmerz zwischen ihren
Schenkeln ihre Aufmerksamkeit immer wieder von dem Verlust ihrer Perlen ab.
Außerdem hatte Patrick sie ohne ein Wort des Abschieds verlassen, wenn ihre
Erinnerung sie nicht trog.
Grenables
unangenehme Stimme riss sie erneut aus ihren Gedanken. Er war ein untersetzter,
schmieriger Mann mit einem ungepflegten Bart. »Ich werde die junge Dame sehr
genau befragen müssen«, sagte er. »Es ist mir nicht ganz klar, warum Lady
Sophie gestern Abend ihr Fenster geöffnet hat, wenn man bedenkt, dass ihre Zofe
beteuert, sie habe es vor dem Zubettgehen fest verschlossen.«
Sophie schluckte
nervös und hob den Blick. Ihre Mutter beobachtete sie stirnrunzelnd und sogar
ihr Vater musterte sie scharf Sie kam sich vor wie bei einer Theateraufführung,
für die sie ihren Text nicht gelernt hatte.
»Ich wollte einfach
etwas frische Nachtluft genießen«, sagte sie mit zittriger Stimme. Als sie
obendrein einen wohlwollenden Ausdruck in den Augen ihres Vaters sah, brach sie
in Tränen aus.
Sie weinte, weil
Patrick sich nicht von ihr verabschiedet hatte und weil sie nicht begriff,
warum sie seiner Verführung so gedankenlos nachgegeben hatte.
Und so wurden
Grenables Untergebene Zeuge, wie er unbehaglich von einem Fuß auf den anderen
trat, weil er die junge vornehme Dame zum Weinen gebracht hatte.
Ihr Vater war
sofort an ihrer Seite, aber Eloise reagierte etwas langsamer. Der Anblick von
Sophies Tränen überraschte sie, denn wenn sie sich recht erinnerte, hatte ihre
Tochter seit sie sechs oder sieben war in ihrer Anwesenheit nicht mehr geweint.
Doch da saß sie und unterdrückte ein Schluchzen - und das auch noch wegen
des Verlustes einer Perlenkette!
»Sie hat einen
Schock«, sagte George tröstend und blickte dann unverwandt in die erstaunten
Augen seiner Frau. »Es kann einen schon erschrecken, dass in der Nacht ein
räuberischer Krimineller durch das eigene Schlafzimmer geschlichen
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