02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
Geburtstermin tatsächlich sein würde. Aber was spielt das für eine Rolle, wenn man eine Frau wie Amara zur Seite hat! Sie schien besser zu wissen, was in meinem Körper geschah, als ich selbst..
Während ich eines Tages über den verstreut herumliegenden Notizzetteln brütete, klopfte es an Bettys und meiner Zimmertür. „Komm ruhig rein!“, rief ich unkonzentriert.
Die Person, die eintrat, hielt ich im ersten Moment für eine Traumgestalt. Es war meine Mutter! „Wie kommst du denn hierher?“, platzte ich überrascht heraus.
„Auf dem gleichen Weg wie du und so gelange ich auch wieder zurück“, meinte sie sehr ernst. Für einen kurzen Moment beherrschte mich die Angst, Felix könnte ihr gefolgt sein und mich so in meinem Versteck entdecken. Doch dann überwog die Freude über das unerwartete Wiedersehen. Ich wollte sie ausfragen, wie es mit dem Harem weitergegangen war, aber sie sagte nur: „Wir kommen zurecht, mein Kind. Belaste dich damit nicht. Bisi und Ada sind wohlauf. Wir mussten alle ein bisschen zusammenrücken. Patty, Felicitas und einige andere wohnen nun bei uns. Aber jetzt erzähl mir lieber, wie es dir geht.“ Mit großem Stolz zeigte ich ihr meine Notizen, die sie mit Interesse las. Dann sah sie mich nachdenklich an. „Ich sollte noch einmal versuchen, mit deiner Schwester in Deutschland Kontakt aufzunehmen.“ Ihr Blick fiel auf meinen inzwischen kugelrunden Bauch. „Wahrscheinlich bin ich schon Großmutter und weiß es gar nicht. Bestimmt hat sie Kinder .. große Kinder. Magdalena ist jetzt 37 Jahre alt.“
„Mach's doch gleich jetzt!“, schlug ich begeistert vor, „schreib ihr.“ Ohne zu zögern, nahm sie sich einen der vielen Zettel, beschrieb ihn doppelseitig, nahm dann noch einen und noch einen.
Irgendwann hielt sie inne. „Und wohin soll ich den Brief schicken?“ Erst jetzt wurde mir bewusst, dass der Kontakt zwischen Mutter und Tochter seit Jahren völlig abgerissen war.
Als Amara zu uns kam, versprach sie, Magdalenas Anschrift ausfindig zu machen. „Ich kenne doch einige Deutsche. Das werde ich schon hinkriegen, das mit deiner Tochter.“ Wir plauderten noch ein bisschen, danach zogen die beiden sich zur Beratung zurück.
Als sie wieder zu mir kamen, teilte Mutter mir ihren Be-schluss mit: „Kind, es ist zu gefährlich, wenn du dein Baby hier bekommst.
Amara sagt, du solltest besser in ein Krankenhaus gehen.“
„Und wenn mich Felix dort findet?“
Amara stellte die Gegenfrage: „Was soll der in einem Krankenhaus? Nicht weit von hier wohnt eine Ärztin, die ich gut kenne. Meine Mädchen arbeiten für sie.
Und diese Ärztin ist an der Universitätsklinik beschäftigt. Sie ist eine richtige Frau Doktor!“ Amara ist bis heute eine wirklich angesehene Persönlichkeit und sie war sehr stolz auf ihren schon damals nicht gerade unbedeutenden Kundenstamm ..
Der besondere Kontakt zu der „richtigen Frau Doktor“ verringerte wohl auch die anfallenden Behandlungskosten. Mutter besaß praktisch kein eigenes Geld mehr, sie hatte fast ihr gesamtes Vermögen in die Farm investiert. (Den Rest beschlagnahmte Felix bei einer Durchsuchung ihrer Räume.) So kam Amara für alle Kosten auf, welche die Entbindung verursachte. Heute bin ich ihr dafür sehr dankbar. Aber damals interessierte mich das eigentlich überhaupt nicht. Geld war das Letzte, woran ich dachte. In meinem Kopf spukte ein näher liegender Gedanke. Seitdem ich als Kind mit Bisi in die Klinik gehen musste, hasste ich Krankenhäuser und sah der Geburt mit Angst entgegen.
„Du hast doch schon so viele Babys zur Welt gebracht“, flehte ich Amara an.
„Warum hilfst du mir denn nicht?“
Die Verformung meines Beckens ließe eine problematische Geburt erwarten, erklärte Amara mir. Chirurgische Eingriffe, wie einen Kaiserschnitt, konnte und durfte sie nicht vornehmen, denn sie behandelte ausschließlich mit Kräutern.
Wenn mein Baby wegen des verschobenen Beckens nicht allein den Weg auf die Welt fand, konnte es nicht gerettet werden.
Als für Mutter die Zeit des Abschieds nahte, wollte ich sie nicht gehen lassen.
„Musst du wirklich in den Harem zurück? Bleib doch hier bei Amara.“
„Das habe ich ihr auch schon gesagt“, meinte die Heilerin. Resigniert hob sie die Schultern und ließ uns allein.
„Amara sorgt für dich wie eine Mutter, Choga Regina. Mehr kann ich auch nicht tun. Wenn dein Baby da ist, werde ich wieder einen Weg finden, um euch zu besuchen“, sagte Mutter.
„Was hält dich denn im
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