Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Versmaßanalysator durchrechnen.«
    Eifrig lasen wir weiter. Die Sätze, das Metrum, der Stil – alles
    war reiner Shakespeare. Es erfüllte mich mit Begeisterung,
    ängstigte mich aber zugleich. Mein Vater pflegte immer zu
    sagen, wenn etwas zu schön, um wahr zu sein ist, dann ist es
    meist auch nicht wahr. Bowden wies darauf hin, dass das Originalmanuskript von Marlowes Edward II auch erst in den Dreißigern aufgetaucht war, aber die Sache war mir doch ziemlich
    unheimlich.
    Der versprochene Tee war offenbar vergessen worden, und
    so wanderte ich voller Neugier in der Bibliothek herum und
    machte Notizen, während Bowden die beiden Szenen abschrieb.
    Den schweren Safe mit den besonders wertvollen Manuskripten
    entdeckte ich in einer Ecke. Er sah sehr solide aus, und die Tür
    war verschlossen.
    Bowden war gerade mit der Abschrift seiner fünf Seiten fertig, als ich plötzlich den Schlüssel im Schloss hörte und eilig an
    meinen Platz zurückkehrte. Die Stahltüren öffneten sich, Lord
    Volescamper steckte seinen Kopf herein und erklärte etwas
    atemlos, »aufgrund einer Verabredung« müssten wir unsere
    Arbeit leider morgen fortsetzen.
    Als wir das Haus verließen, kam gerade ein schwerer Bentley
    die Auffahrt herauf. Volescamper sagte uns hastig auf Wiedersehen und bereitete sich darauf vor, seinen Besuch zu begrüßen.
    »Oh, oh!« sagte Bowden. »Schauen Sie mal, wer da kommt!«
    Beschützt von zwei stämmigen Bodyguards sprang ein junger
    Mann aus dem Wagen und schüttelte dem aufgeregten Volescamper die Hand. Ich erkannte ihn auf den ersten Blick. Es war
    Yorrick Kaine, der charismatische junge Führer der neuen
    Whigs, einer relativ dynamischen Splitterpartei. Er unterhielt
    sich lebhaft mit Volescamper, als sie die Treppen hinaufgingen
    und im Inneren von Vole Towers verschwanden.
    Wir stiegen in Bowdens Wagen und verließen das Gelände
    mit gemischten Gefühlen.
    »Nun, was halten Sie von der Sache?«
    »Fischig«, sagte Bowden. »Sehr fischig. Wo soll ein solcher
    Schatz wie der Cardenio so plötzlich herkommen?«
    »Wie fischig ist es denn auf der Fischigkeits-Skala?« fragte
    ich. »Mehr wie ein Stichling oder mehr wie ein Walhai?«
    »Ein Wal ist doch kein Fisch«, sagte Bowden.
    »Ein Walhai ist schon einer.«
    »Na schön. Also ungefähr so wie ein Tintenfisch.«
    »Ein Tintenfisch ist nun wirklich kein Fisch.«
    »Also dann wie ein Silberfisch eben!«
    »Warum sagen Sie nicht gleich Backfisch?«
    »Thursday, das ist ein sehr eigenartiges Gespräch.«
    »Ich bin dabei, Sie zu veralbern, Bowden.«
    »Ach, herrje«, sagte er. »Ich verstehe.«
    Bowdens fehlendes Verständnis für Albernheit war an sich
    gar nicht so schlimm. Wir hatten alle nicht besonders viel Sinn
    für Humor bei SpecOps. Aber er hielt es aus gesellschaftlichen
    Gründen für notwendig, einen solchen zu haben, und so bemühte ich mich, ihm zu helfen. Das Problem war nur, dass er
    Drei Mann in einem Boot lesen konnte, ohne auch nur ein
    einziges Mal das Gesicht zu verziehen, und P. G. Wodehouse
    für »infantil« hielt. Ich hegte deshalb den Verdacht, dass seine
    Humorlosigkeit unheilbar sein könnte.
    »Mein Tensiologe hat vorgeschlagen, dass ich es mit Standup-Comedy versuchen sollte«, sagte Bowden und beobachtete
    mich nervös von der Seite.
    »Na ja, der kleine Scherz mit ›Wie finden Sie Ihren Sportina/da wo ich ihn abgestellt habe‹ war doch immerhin schon ein
    Anfang«, sagte ich.
    Bowden warf mir einen eigenartigen Blick zu. Also kein
    Scherz.
    »Ich habe mich für die Talentshow am Montag im Happy
    Squid angemeldet«, erklärte er feierlich. »Wollen Sie einen Witz
    hören?«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    Bowden räusperte sich. »Also, wissen Sie, da waren diese drei
    Ameisenbären, und die gingen in ein –«
    In diesem Augenblick knallte es, der Wagen schleuderte und
    wir hörten ein Flattern.
    »Verdammt!« sagte Bowden. »Ein Plattfuß.«
    Es ertönte ein zweiter Knall, und dann rollten wir rumpelnd
    auf den Parkplatz der Skyrail-Station von South Cerney.
    »Zwei geplatzte Reifen auf einmal?« murmelte Bowden, während wir ausstiegen. »Das ist mir ja noch nie passiert.« Wir
    starrten uns fragend an und dann die Straße. Aber niemand
    sonst schien Probleme zu haben. Der Verkehr zischte vergnügt
    die Straße hinauf und hinunter.
    »Zwei geplatzte Reifen auf einmal, das gibt's doch normal gar
    nicht«, sagte Bowden.
    »Einfach Pech, nehme ich an«, sagte ich und zuckte die Achseln. »Das Hauptquartier muss uns halt

Weitere Kostenlose Bücher