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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ich.
    »Datrushy«, wiederholte sie. »Neun senkrecht, Wochentag
    mit acht Buchstaben. Ich glaube, es ist ein Anagramm.«
    »Keine Ahnung«, sagte ich und wandte mich wieder Kaylieu
    zu. »Wie meinst du das, richtig!«
    »Wir sind keine Tiere«, erklärte der Angehörige eines schmalen, ehemals ausgestorbenen Seitenzweigs der menschlichen
    Evolution. »Wir wollen eine geschützte Art werden – genau wie
    die Dodos, also ich meine die Dronten, die Mammuts – und ihr.
    Wir wollen mit dem Chef von Goliath sprechen und mit jemand von Toad News.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Ich ging in den hinteren Teil des Zuges und griff nach dem
    Notruf-Telefon. »Hallo?« sagte ich zur Dienst habenden Beamtin. »Hier spricht Thursday Next, SO-27. Wir haben eine Situation im Zug Nummer … 6-1-7-4.«
    Nachdem ich ihr die Einzelheiten erklärt hatte, holte die Beamtin tief Luft und fragte, wie viele Personen an Bord seien.
    »Sieben Frauen, ich selbst und der Fahrer.«
    »Ist jemand verletzt?«
    »Nein, es geht allen gut.«
    »Vergessen Sie Pixie Frou-Frou nicht«, sagte die dürre Frau.
    »Der Fahrer, acht Passagiere und ein Pekinese«, ergänzte ich
    meine Angaben.
    Die Beamtin erklärte mir, sie würden die Strecke vor uns
    freimachen, damit es keinen Zusammenstoß gäbe. Wir sollten
    ruhig bleiben, sie würde zurückrufen. Ich versuchte ihr noch zu
    erklären, dass es keine kritische Situation sei, aber sie hatte
    schon aufgelegt.
    Ich setzte mich wieder in die Nähe des Fahrers. Mit zusammengebissenen Zähnen starrte er auf die Strecke, seine behaarte
    Hand umklammerte den Geschwindigkeitshebel. Wir näherten
    uns der Wanborough Junction und kreuzten die M 4, dann
    wurden wir umgeleitet und fuhren nach Süden. Eine der jüngeren Frauen schien große Angst zu haben.
    »Wie heißen Sie?« fragte ich.
    »Irma«, sagte sie. »Irma Cohen.«
    »Papperlapapp!« rief die Schirm-Frau. »Ich bin Irma Cohen!«
    »Ich auch«, sagte die Frau mit dem Pekinesen.
    »Ich heiße auch Irma Cohen«, rief eine weitere Frau aus dem
    hinteren Zugteil, und nach einigen Das ist ja verrückt! und So
    was hab ich ja noch nie erlebt! ließ es sich nicht mehr leugnen,
    dass außer mir, Kaylieu und Pixie Frou-Frou alle Anwesenden
    Irma Cohen hießen. Einige, so zeigte sich, waren sogar entfernte
    Verwandte. Es war ein ganz erstaunliches Zusammentreffen, so
    weit das beste an diesem Tag.
    »Thursday«, sagte die kurze Frau.
    »Ja?«
    Aber sie redete gar nicht mit mir. Sie trug das Wort in ihre
    Zeitung ein. Datrushy = Thursday. Es war tatsächlich ein Anagramm.
    Das Notruf-Telefon klingelte. »Hier spricht Diana Thuntress,
    Vermittlerin im Auftrag von SpecOps-9«, sagte eine geschäftsmäßige Stimme. »Wer ist da, bitte?«
    »Hallo, Di! Ich bin es, Thursday.«
    Am anderen Ende entstand eine Pause. »Hallo, Thursday. Ich
    hab Sie gestern im Fernsehen gesehen. Wie es scheint, haben Sie
    dauernd Ärger, was? Wie ist die Lage bei Ihnen? Wie geht es
    den Leuten?«
    Ich sah die kleine, sorglose Gruppe von Reisenden an, die
    inzwischen dazu übergegangen waren, sich gegenseitig Bilder
    von ihren Kindern zu zeigen. Pixie Frou-Frou war eingeschlafen, und die kurze Irma Cohen mit dem Kreuzworträtsel grübelte über Sechs waagrecht: (engl.) guter Kauf.
    »Den Leuten geht's gut. Sie langweilen sich, sind aber sonst
    guter Dinge.«
    »Was will der Entführer?«
    »Er will mit Goliath über Arten-Selbstbestimmung reden.«
    »Warten Sie – das ist doch ein Neandertaler, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Das ist doch nicht möglich! Ein Tall, der gewalttätig ist?«
    »Hier oben gibt es auch keine Gewalt, Di – nur Verzweiflung.«
    »Scheiße«, murmelte Thuntress. »Was weiß ich schon über
    Talls? Wir müssen wohl einen unserer SpecOps-Neandertaler
    anrufen.«
    »Außerdem will Kaylieu mit einem Reporter von den Toad
    News reden.«
    Vom anderen Ende der Leitung kam gar nichts.
    »Di?«
    »Ja?«
    »Was kann ich ihm sagen?«
    »Sagen Sie ihm – äh – dass Toad News einen Wagen schickt,
    um ihn zu den Gentechnischen Laboratorien in den Preselli
    Mountains zu bringen. Dort werden ihn Goliaths VizePräsident, der Chef-Genetiker und eine Reihe von Rechtsanwälten erwarten, um die Bedingungen eines Vertrags auszuhandeln.«
    Alles faustdicke Lügen, unglaublich, so was von SpecOps zu
    hören.
    »Stimmt das denn?« fragte ich.
    »Darauf kommt es nicht an«, bellte Diana. »Seit er den Skyrail entführt hat, gibt es kein ›Recht‹ oder ›Unrecht‹ in

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