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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Strecke.
    Seine schweren Augenbrauen zuckten, und gelegentlich hob er
    witternd die Nase. Der Waggon war beinahe leer, nur sieben
    Passagiere, alles Frauen, und keine kam mir bekannt vor.
    »Drei senkrecht«, rief eine kurze Frau, die eine gefaltete Zeitung auf ihrem Schoß hielt. »Unfriedlich. Vierzehn Buchstaben.« Niemand reagierte darauf.
    Wir segelten an Cricklade vorbei, ohne zu halten, sehr zur
    Verärgerung einer fetten, teuer gekleideten Dame. »He, Sie da!«
    brüllte sie. »Was fällt Ihnen ein, Sie Trottel! Ich wollte aussteigen in Cricklade!«
    Der Fahrer schien sich an der Beleidigung nicht zu stören. Er
    murmelte eine Entschuldigung und fuhr einfach weiter. Aber
    das genügte der lautstarken Dame nicht. Sie stieß dem Neandertaler ihren Schirm in die Rippen.
    Er schrie nicht und schimpfte nicht, sondern zuckte nur kurz
    zusammen und zog die Tür zum Fahrerstand hinter sich zu. Ich
    riss der Frau den Schirm aus der Hand.
    »Was zum Teufel machen Sie da?« schrie die Frau.
    »Tun Sie das nicht noch mal«, sagte ich. »Das ist nicht nett.«
    »Papperlapapp!« rief sie laut. »Das ist doch bloß ein Neandertaler!«
    »Streitsüchtig!« sagte eine der anderen Frauen mit Entschiedenheit und starrte dabei geistesabwesend auf eine Anzeige für
    die Gravitube.
    Die unangenehme Dame und ich sahen sie an und fragten
    uns, wen sie wohl meinte. Die Frau zuckte erschrocken zusammen und sagte errötend: »Nein, nein. Drei senkrecht. Unfriedlich. Vierzehn Buchstaben. Streitsuechtig.«
    »Sehr gut!« sagte die kurze Dame mit dem Kreuzworträtsel
    und kritzelte die Antwort in ihre Zeitung.
    »Wenn Sie den Neandertaler noch einmal anfassen, verhafte
    ich Sie wegen Körperverletzung«, sagte ich zu der betuchten
    Mitreisenden.
    Die ließ sich davon nicht beeindrucken. »Zufällig weiß ich,
    dass Neandertaler gesetzlich als Tiere eingestuft werden. Bei
    einem Neandertaler gibt's keine Körperverletzung.«
    Allmählich wurde ich wütend – immer ein schlechtes Zeichen. Am Ende machte ich noch eine Dummheit. »Das kann
    schon sein. Aber Tierquälerei und Hausfriedensbruch reichen
    auch.«
    Die unangenehme Dame ließ sich nicht einschüchtern.
    »Mein Mann ist Friedensrichter«, sagte sie, als wäre das eine
    Trumpfkarte. »Ich kann Ihnen sehr viel Ärger machen. Wie
    heißen Sie überhaupt?«
    »Next«, sagte ich ohne Zögern. »Thursday Next. SO-27.«
    Ihre Lider flatterten etwas und sie hörte auf, in ihrer Handtasche nach einem Bleistift zu wühlen. »Etwa die Thursday Next?«
    fragte sie, und ihre Stimmung schien jäh umzuschlagen.
    »Ich hab Sie im Fernsehen gesehen«, sagte die kurze Frau mit
    dem Kreuzworträtsel. »Warum haben Sie eigentlich so viel über
    Ihren Dodo geredet?«
    Der Skyrail glitt am Bahnhof Broad Blunsdon vorbei, und die
    Passagiere seufzten, schüttelten die Köpfe und zuckten die
    Achseln. »Ich werde mich bei Skyrail beschweren«, erklärte eine
    dürre Dame mit blau schimmerndem Make-up, die einen
    säuerlich blickenden Pekinesen auf dem Schoß hatte. »Gegen
    diese Disziplinlosigkeiten helfen nur –«
    Ihre Ausführungen kamen zu einem jähen Ende, weil der
    Neandertaler die Geschwindigkeit des Zugs abrupt steigerte. Ich
    pochte an die schwere Plexiglastür und rief: »Was machst du
    denn, Kumpel?«
    »Machen Sie sofort auf!« schrie die Unangenehme und wedelte mit ihrem Schirm. Aber der Neandertaler hatte wohl für
    heute genug von der Schirmstocherei.
    »Wir fahren jetzt nach Hause«, sagte er einfach und starrte
    hinaus auf die Strecke. »Nach Hause.«
    »Wir?« sagte die Unangenehme. »Keineswegs. Ich wohne in
    Crick –«
    »Er meint ich«, erläuterte ich. »Neandertaler benutzen die
    erste Person Singular nicht.«
    »Dummköpfe!« erwiderte sie und fügte zur Abrundung noch
    ein paar weitere Beschimpfungen hinzu, ehe sie sich wieder auf
    ihren Platz setzte. Ich blieb in der Nähe des Fahrers.
    »Wie heißt du?«
    »Kaylieu«, erwiderte er.
    »Gut. Jetzt hör mal, Kaylieu. Ich möchte, dass du mir sagst,
    was eigentlich los ist.«
    Er zögerte einen Moment, während draußen das Flugfeld
    Swindon vorbeiglitt. Auch hier hatten wir nicht gehalten. In der
    Skyrail-Station sah ich den Gegenzug und einige SkyrailBeamte, die uns aufgeregt zuwinkten. Es war also nur noch eine
    Frage der Zeit, bis die Behörden eingreifen würden.
    »Wir wollen richtig sein«, sagte er.
    »Datrushy?« murmelte die kurze Frau mit dem Kreuzworträtsel und kaute auf ihrem Bleistift.
    »Wie bitte?« fragte

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