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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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der
    Fall sein wird, werden wir sehen. Sind Sie gehfähig?«
    »Ja, ja«, sagte ich hastig, stand auf und begleitete ihn in den
    Verhörraum.
    Stiggins öffnete seine altmodische Aktentasche und zog einen
    ledergebundenen Schnellhefter daraus hervor. Sämtliche Unterlagen waren in Großschrift gedruckt, und die Anfangsbuchstaben der Wörter waren noch unterstrichen. Stiggins zog ein
    hölzernes Lineal aus der Tasche und legte es auf das Blatt, um
    die Zeilen besser verfolgen zu können.
    »Warum haben Sie Kaylieu, den Skyrail-Schaffner, geschlagen?«
    »Ich dachte, er hätte eine Pistole.«
    »Wie kamen Sie auf diese Idee?«
    Ich sah Mr Stiggins direkt in die braunen Augen. Er blinzelte
    nicht. Wenn ich zu lügen versuchte, würde er es sofort wissen.
    Aber wenn ich ihm die Wahrheit sagte, konnte es durchaus
    sein, dass er sich verpflichtet fühlte, SO-1 mitzuteilen, dass ich
    in die Aktivitäten meines Vaters verwickelt war. Angesichts des
    bevorstehenden Weltuntergangs und des impliziten Vertrauens
    in meinen Vater war es ein heikler Moment.
    »Man wird Sie fragen, Miss Next. Ihr Ausweichen wird gar
    nicht geschätzt werden.«
    »Das muss ich riskieren.«
    Stiggins legte den Kopf schräg, betrachtete mich einen Moment und sagte: »Die wissen über Ihren Vater Bescheid, Miss
    Next. Wir raten Ihnen, seien Sie vorsichtig.«
    Ich sagte nichts weiter, aber mein Gesicht sprach wahrscheinlich Bände für Stiggins. Die Hälfte der Tall-Sprache
    besteht aus Körpersignalen. Sie können Verben konjugieren mit
    ihren Gesichtsmuskeln, und Tanzen ist ein ganzer Kongress.
    Aber wir hätten sowieso nichts mehr sagen können, denn die
    Tür öffnete sich und Flanker kam mit zwei Begleitern herein.
    »Meinen Namen kennen Sie ja«, sagte er. »Das sind die A-genten Nosmo und King.«
    Die beiden Beamten starrten mich durchdringend an.
    »Bei unserem heutigen Gespräch handelt es sich um eine
    Vor-Verhandlung«, erklärte Flanker, der mich jetzt mit stählernen Blicken fixierte. »Für ein komplettes Untersuchungsverfahren bleibt noch genug Zeit – sollten wir es für nötig befinden.
    Alles, was Sie sagen oder tun, kann das Ergebnis dieser Verhandlung beeinflussen. Es liegt alles an Ihnen, Miss Next.«
    Das war völlig ernst gemeint. SO-1 unterstand nicht dem Gesetz. Sie machten Gesetze. Wenn sie mir wirklich übel gewollt
    hätten, wäre ich wahrscheinlich gar nicht mehr in Swindon
    gewesen. Man hätte mich längst zu SpecOps Grand Central
    verfrachtet, wo immer das sein mochte. Bei solchen Gelegenheiten wurde mir immer klar, warum sich mein Vater seinerzeit
    gegen SpecOps aufgelehnt hatte und zum Outlaw geworden
    war.
    Flanker legte zwei Tonbänder in das Aufnahmegerät ein und
    nannte Ort, Datum und die Namen aller Anwesenden, um die
    Bänder später identifizieren zu können. Als er damit fertig war,
    sagte er bedrohlich leise: »Sie wissen, warum Sie hier sind?«
    »Weil ich einen Skyrail-Schaffner geschlagen habe?«
    »Einen Neandertaler zu schlagen ist kein Verbrechen, mit
    dem sich SO-1 beschäftigen müsste, Miss Next. Rein juristisch
    ist es nicht mal ein Verbrechen.«
    »Worum geht es dann?«
    »Wann haben Sie zuletzt Ihren Vater gesehen?«
    Die beiden anderen SpecOps-Agenten beugten sich unmerklich vor, um meine Antwort zu hören. Ich hatte nicht die Absicht, es einfach für sie zu machen.
    »Ich habe keinen Vater, Mr Flanker. Das wissen Sie doch. Er
    wurde vor siebzehn Jahren von Ihren Kumpels in der ChronoGarde genichtet.«
    »Halten Sie mich nicht zum Narren, Miss Next«, warnte
    Flanker. »Über so etwas macht man keine Witze. Obwohl er deaktualisiert werden musste, ist uns Colonel Next noch immer
    ein Dorn im Auge. Also noch einmal: Wann haben Sie Ihren
    Vater zuletzt gesehen?«
    »Bei meiner Hochzeit.«
    Flanker runzelte die Stirn und warf einen Blick auf seine Notizen. »Sie haben geheiratet? Wann?«
    Ich sagte es ihm, und er kritzelte sich eine Randnotiz in seine
    Akten.
    »Und was hat er gesagt, als er bei Ihrer Hochzeit erschien?«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    Flanker starrte mich einen Augenblick an, dann wechselte er
    das Thema. »Dieser Zwischenfall mit dem Skyrail-Fahrer. Sie
    waren überzeugt, er hätte eine Seifen-Pistole unter seiner Kleidung versteckt. Nach Zeugenaussagen schlugen Sie ihn aufs
    Kinn, legten ihm Handschellen an und durchsuchten ihn anschließend. Es heißt, Sie seien sehr überrascht gewesen, als Sie
    die Pistole nicht fanden.«
    Ich zuckte die Achseln und schwieg.
    »Der Tall ist uns

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