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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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völlig egal, Next. Dass Ihr Vater versucht
    hat, Sie für sich einzuspannen, könnten wir gegebenenfalls
    übersehen – aber wenn Sie unzeitlich wieder eingesetzt worden
    sind, dann müssen wir das überprüfen. Ist das der Fall?«
    »Ist das die Anklage? Ist das der Grund, warum ich hier bin?«
    »Beantworten Sie meine Frage.«
    »Nein, Sir. So war es nicht.«
    »Sie lügen. Er hat Sie in der Zeit zurückversetzt, aber seine
    Kontrolle des Zeitstroms ist nicht so umfassend, wie es nötig
    gewesen wäre für ein solches Manöver. Mr Kaylieu hatte gar
    nicht die Absicht, den Skyrail an diesem Vormittag zu entführen. Sie haben einen ZeitRutsch gemacht, Next. Die Dinge im
    Zeitstrom sind etwas verwackelt. Sie erfolgten nicht mehr in
    genau derselben Reihenfolge. Es war nicht mal ein großer
    Verwackler, allenfalls Klasse IX. Solche ZeitRutscher sind ein
    Berufsrisiko bei der ChronoGarde.«
    »Diese Unterstellungen sind ja absurd«, sagte ich. Stiggins
    würde meine Lüge zwar sofort bemerken, aber vielleicht gelang
    es mir, Flanker zu täuschen.
    »Ich glaube, Sie verstehen den Ernst der Lage nicht ganz,
    Miss Next. Es geht um mehr als Sie und Ihren Herrn Vater. Vor
    zwei Tagen haben wir alle Kontakte jenseits des 12. Dezember
    verloren. Wir wissen, dass es einen Streik gibt, aber nicht mal
    die Freiberufler, die wir zeitab geschickt haben, haben irgendwelche Berichte geschickt. Wir glauben, das ist wirklich die
    GAK. Und wenn Ihr Vater bereit war, Sie in dieser Angelegenheit einzusetzen, dann muss er das wohl auch gedacht haben.
    Bei allen Meinungsverschiedenheiten mit Ihrem Vater wissen
    wir doch, dass er sein Handwerk versteht. Wenn das nicht so
    wäre, dann hätten wir ihn schon seit langem gefasst. Also noch
    einmal: Was ist los?«
    »Ich dachte eben, er hätte eine Pistole«, sagte ich einfältig.
    Flanker starrte mich ein paar Sekunden lang schweigend an.
    »Also fangen wir noch einmal von vorn an. Miss Next. Sie
    durchsuchen einen Neandertaler nach einer Pistolenattrappe,
    die er am nächsten Tag bei sich trägt, Sie entschuldigen sich bei
    ihm und benutzen dabei seinen Namen, und der Beamte, der
    Sie auf der Skyrail-Station vorübergehend festgenommen hat,
    erzählt mir, dass Sie Ihre Uhr gestellt haben. Sie hatten offensichtlich ein Problem mit der Zeit, nicht wahr?«
    »Was meinen Sie mit: eine Pistolenattrappe, die er am nächsten Tag bei sich trägt?«
    Flanker antwortete ohne jede Gefühlsregung. »Kaylieu wurde
    heute Morgen erschossen. Ich finde, Sie sollten auspacken,
    Next. Reden Sie, und reden Sie jetzt sofort. Ich habe genug
    Material, um Sie für zwanzig Jahre in eine Schleife zu hängen.
    Haben Sie darauf Lust?«
    Ich starrte ihn wütend an, wusste aber nicht, was ich antworten sollte. »In die Schleife hängen« war ein salopper Ausdruck
    für Aufbewahrung in einer Geschlossenen Zeitschleife (AGZ).
    Dabei wurden verurteilte Verbrecher für fünf, zehn oder zwanzig Jahre in eine acht Minuten lange Zeitschleife gesperrt. Der
    Aufenthaltsort war meist ein Wartezimmer, eine Bushaltestelle
    oder ein Waschsalon, und oft genug verlangsamte die Anwesenheit des Verurteilten die Zeit auch für andere Menschen in
    der Nähe der Schleife. Der Körper alterte, brauchte aber keinerlei Nahrung. Es war grausam und unnatürlich, aber sehr billig.
    Man brauchte keine Gitterstäbe, kein Wachpersonal und keine
    Küche.
    Ich klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch.
    »Sie haben die Wahl: Wenn Sie uns alles sagen, was Sie über
    Ihren Vater wissen, können Sie als freie Bürgerin den Raum
    verlassen.«
    Ich spürte, wie mir auf der Stirn der Schweiß ausbrach. Ich
    starrte Flanker an, und er starrte mich an, bis Stiggins sich
    entschloss, mich zu retten.
    »Miss Next hat gestern Morgen für uns gearbeitet«, sagte er
    leise. »Für SO-13, Commander. Kaylieu war von einem verdeckten Ermittler als Neandertal-Aufrührer angezeigt worden.
    Das Ganze war eine geheime Operation. Vielen Dank, Miss
    Next, aber wir müssen SO-1 jetzt die Wahrheit sagen.«
    Flanker warf dem Neandertaler einen wütenden Blick zu,
    aber der sah ihn ohne jede erkennbare Gefühlsregung an.
    »Warum haben Sie mir das nicht schon früher gesagt, Stiggins?«
    »Sie haben mich nicht gefragt.«
    Alles, was Flanker jetzt noch gegen mich in der Hand hatte,
    war eine falsch gehende Uhr. Er senkte die Stimme zu einem
    Knurren. »Ich hänge Sie in die Schleife, bis Sie schwarz werden,
    wenn Ihr Vater irgendwas Übles vorhat und Sie es uns nicht
    gesagt

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