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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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»Dann können Sie vier Monate kostenlos
    wohnen!«
    »Sie ist nicht zu verkaufen«, sagte ich und spürte, wie Pickwick hinter mir zitterte.
    »Aha«, sagte der Vermieter. »Dann haben Sie genau zwei Tage Zeit, um die Kaution zu bezahlen, ehe ich Sie rauswerfe und
    Sie mit Ihrem niedlichen kleinen SpecOps-Hintern auf der
    Straße sitzen! Kapiert?«
    »Sie sagen immer so reizende Sachen.«
    Er starrte mich wütend an, drückte mir eine Zahlungsaufforderung in die Hand und ging ein Stockwerk höher, um jemand
    anderen zu schikanieren.
    Ich hatte keine drei Monatsmieten im Voraus, und das
    schien er zu wissen. Nach einigem Suchen fand ich den Mietvertrag und musste feststellen, dass der Mann Recht hatte. Die
    erhöhte Kaution war zwar offensichtlich nur für solche Leute
    gedacht, die größere und gefährliche Haustiere hatten – einen
    Säbelzahntiger oder dergleichen –, aber technisch gesehen war
    er im Recht. Und meine Kreditkarten waren am Limit, und
    mein Konto war überzogen. Die Gehälter bei SpecOps reichten
    gerade für Lebensmittel und Wohnung, und der Kauf meines
    gebrauchten Porsches hatte meine Ersparnisse weitestgehend
    verbraucht, an den Unterhalt durfte ich gar nicht denken. Aus
    der Küche ertönte ein ängstliches Plock.
    »Ich würde mich lieber selbst verkaufen«, sagte ich zu Pickwick, die ihr Halsband und ihre Leine geholt hatte und mich
    erwartungsvoll ansah. »Nein, jetzt können wir nicht rausgehen.«
    Ich schob die Kontoauszüge zurück in die Schuhschachtel,
    machte mir etwas zu essen und knallte mich vor den Fernseher,
    wo gerade die Nachrichten liefen.
    »–der Chefunterhändler des Zaren hat das Angebot des englischen Außenministers jetzt offiziell angenommen«, sagte der
    Redakteur im Studio. »Die Gemeinde Tunbridge Wells und
    etwa drei Quadratkilometer in der Umgebung werden also im
    Zuge der englischen Reparationsleistungen demnächst eine
    russische Enklave namens Botchkamos-Istochnik werden. Allen
    Einwohnern wird die doppelte Staatsbürgerschaft angeboten.
    Vor Ort für TNN ist unsere Reporterin Lydia Startright. Lydia,
    wie stehen die Dinge da unten bei Ihnen?«
    Das Bild wechselte, und man sah die TNN-Star-Reporterin
    auf der Hauptstraße von Tunbridge Wells. »Es herrscht eine
    Mischung von Erstaunen und Ungläubigkeit in dieser schläfrigen Kleinstadt in Kent«, sagte sie. »Die Menschen sind sofort in
    die Läden gestürmt und haben warme Mäntel, Pullover und
    lange Unterhosen gekauft. Die Panikkäufe fanden nur deshalb
    ein Ende, weil die Läger vollständig geräumt und nur noch
    Übergrößen vorrätig sind. Inzwischen herrscht hier der Ärger
    darüber vor, dass der Außenminister bei seiner Erklärung
    keinerlei Entschädigungszusage für die Einwohner der Gemeinde gemacht hat. Neben mir steht jetzt der ehemalige Kavallerieoberst Colonel Prongg. Colonel, bitte sagen Sie mir, was ist
    Ihre Reaktion darauf, dass Sie vielleicht schon im nächsten
    Monat Colonel Pronski sein könnten?«
    »Nun ja«, sagte der Oberst in beleidigtem Tonfall. »Ich würde sagen, Entsetzen und Abscheu. Ich hab doch nicht vierzig
    Jahre lang gegen die Russkies gekämpft, um am Ende selber
    einer zu werden. Ich und Mrs Prongg werden selbstverständlich
    hier wegziehen.«
    »Da das Russische Reich einer der beiden reichsten Staaten
    der Welt ist«, erklärte Lydia weiter, »wird erwartet, dass sich
    Tunbridge Wells zu einer Steueroase für die wohlhabende
    russische Aristokratie entwickelt. Halten Sie das für denkbar?«
    »Nun ja«, sagte der Oberst und überlegte. »Man muss natürlich abwarten, wie sich die Dinge entwickeln, ehe man sich
    endgültig entscheidet. Aber wenn die Eingliederung ins Russische Reich bedeutet, dass es hier kalt wird, dann ziehen wir
    wieder nach Brighton. Ich will keine Frostbeulen, verstehen
    Sie?«
    »Tja, so sieht's aus, Carl. Lydia Startright für Toad News
    Network aus Tunbridge Wells.«
    Die Kamera kehrte ins Studio zurück, und nach einer Meldung über eine Reality-Soap in Tenochtitlán, bei der ein Mitspieler nicht einfach nur abgewählt, sondern zu Ehren des
    Sonnengottes mit einem Obsidianmesser öffentlich geschlachtet
    worden war, übergab Carl an seine Kollegin, die neben ihm
    stand.
    »Danke, Carl. Das erste Mammut, das heute um 18:07 die
    Winterweiden in Redruth erreicht hat, heißt Henry und wiegt
    zweieinhalb Tonnen. Clarence Oldspot war dabei. Clarence?«
    Man sah eine Wiese in Cornwall, auf der ein gelangweilter
    Mammutbulle von einer Horde von

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