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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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…«
    Miss Havisham warf mir einen Blick zu und formte unhörbar
    die Worte: »Auf drei!« Dann seufzte sie theatralisch und ging zu
    dem Streifenwagen hinüber. Dabei benahm sie sich, als wäre sie
    wirklich steinalt: Sie wackelte mit dem Kopf und ließ die Finger
    arthritisch zittern. Ich beobachtete ihre Hand, mit der sie mir –
    ohne dass die Beamten es sahen – signalisierte: erst hob sie
    einen Finger, dann zwei und dann, während sie sich erschöpft
    auf die Kühlerhaube des Polizeifahrzeugs stützte, hob sie den
    dritten Finger.
    »Achtung!« schrie ich und zeigte hinauf in den Himmel.
    »Aufpassen!«
    Die beiden Beamten, die natürlich von der Geschichte mit
    dem Hispano-Suiza vor zwei Tagen gehört hatten, schauten
    auch brav in den Himmel, während ich und Miss Havisham
    eilends davonstoben. Wir taten so, als hätten wir zwei Bekannte
    entdeckt, stellten uns an die Spitze der Besucherschlange, die
    vor dem Eingang der Buchmesse stand und warteten dringend
    auf Einlass.
    Die Beamten, nicht faul, rannten hinter uns her, aber in diesem Augenblick öffneten sich die Tore des Paradieses, und
    Tausende von Bibliophilen aller Altersklassen stürmten hinein.
    Die Beamten wurden beiseite gedrängt und am Ende sogar von
    den Füßen gerissen, während ich und Miss Havisham im Triumph in die Messehalle gespült wurden.
    Im Inneren herrschten chaotische Zustände. Ich wurde bald
    von meiner Begleiterin getrennt, als direkt vor mir zwei Herren
    mittleren Alters über ein signiertes Exemplar von Kerouacs On
    the Road so in Streit gerieten, dass sie die begehrte Trophäe am
    Ende in Stücke rissen. Ich kämpfte mich durch die Landkartenabteilung, die Reisebücher und die Ratgeber im Erdgeschoss
    und hatte die Hoffnung, Miss Havisham jemals wieder zu
    sehen, schon beinahe aufgegeben, als mir eine Frau auffiel,
    unter deren grauem Regenmantel eine rote Robe mit langer
    Schleppe hervorlugte.
    Ich verfolgte die Schleppe quer durch die Halle bis zum Aufzug in die oberen Stockwerke. Ich konnte meinen Fuß gerade
    noch in die Tür stellen, ehe der Aufzug nach oben entschwand.
    Der Liftboy, ein freundlicher Neandertaler, warf mir einen
    eigenartigen Blick zu, öffnete die Türen aber noch einmal, um
    mich hereinzulassen, ehe er abfuhr. Die Herzkönigin sah mich
    hochnäsig an und wechselte das Standbein, um eine vornehmere Haltung einzunehmen. Sie war ziemlich korpulent; ihr kastanienrotes Haar war zu einem engen Knoten geschlungen, die
    Krone war unter der Kapuze des Regenmantels versteckt. Alles,
    was sie sonst anhatte, war grellrot, und ich hatte den Verdacht,
    dass auch ihre Haut unter dem dicken Make-up nicht eben
    blass war.
    »Guten Morgen, Euer Majestät«, sagte ich, so höflich ich
    konnte.
    »Humpf!« gab die Herzkönigin zurück und fügte dann nach
    einer Pause hinzu: »Du bist doch der neue Lehrling von dieser
    eitlen Miss Havisham, oder?«
    »Seit heute Morgen, Ma'am.«
    »Ein verschwendeter Tag, würde ich sagen. Hast du auch einen Namen?«
    »Thursday Next, Ma'am.«
    »Wenn du möchtest, darfst du jetzt einen Knicks machen.«
    Also machte ich einen Knicks.
    »Du wirst es noch bedauern, dass du nicht bei mir in die Lehre gehst, meine Liebe. Aber da kann man nichts machen, du bist
    noch ein Kind, und in deinem Alter kann man richtig und
    falsch noch nicht unterscheiden.«
    »Welches Stockwerk, Euer Majestät?« fragte der Neandertaler.
    Die Herzkönigin strahlte. Wenn er sich bewähre, sagte sie
    leutselig, werde sie ihn vielleicht zum Herzog machen. »Dritter
    Stock!«
    Es entstand eine jener Verlegenheitspausen, wie es sie nur in
    Aufzügen und Wartezimmern von Zahnärzten gibt. Wir starr-ten auf den Zeiger, der sich langsam von einem Stockwerk zum
    nächsten bewegte.
    »Zweiter Stock!« verkündete der Neandertaler und der Aufzug hielt an. »Historisches, Allegorisches, HistorischAllegorisches, Theaterstücke, Lyrik und Theologie, Kritische
    Analyse und Bleistifte.«
    Die Türen öffneten sich.
    »Besetzt!« rief die Herzkönigin, als jemand einzusteigen versuchte, und der Betreffende wich erschrocken zurück.
    »Und wie geht es Miss Havisham jetzt so?« fragte die Herzkönigin hochnäsig, als sich der Aufzug wieder in Bewegung
    setzte.
    »Ganz gut, glaube ich.«
    »Du musst sie mal nach ihrer Hochzeit fragen.«
    »Ich glaube nicht, dass das klug wäre«, gab ich zurück.
    »Mit Sicherheit nicht«, sagte die Herzkönigin und bellte wie
    ein Seelöwe. »Aber die Wirkung könnte höchst amüsant sein.
    Eine

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